VCÖ: Parktarife nach Stadtlage, Fahrzeuggröße und Emissionen staffeln

VCÖ: Im Vergleich zu Parktarifen fällt Erhöhung der Öffi-Tarife zu hoch aus

VCÖ (Wien, 1.September 2025) - Der VCÖ hat Verständnis, dass angesichts der angespannten finanziellen Lage der Preis für die Öffi-Jahreskarte das erste Mal seit der Einführung im Jahr 2012 erhöht wird. Aber die Erhöhung ist mit 102 Euro fast dreimal so hoch wie die Mehrkosten beim Parkpickerl. Der VCÖ weist darauf hin, dass die Stadt Wien das Ziel hat, den Anteil des Autoverkehrs deutlich zu reduzieren und den Anteil des Öffentlichen Verkehrs zu erhöhen. Der im Vergleich zum Parken starke Preisanstieg bei der Öffi-Jahreskarte ist für das Ziel einer stärkeren Verlagerung des Autoverkehrs auf Öffis kontraproduktiv.

"Ein gutes Öffi-Angebot mit einem dichten Netz und häufigen Verbindungen ist zentral, damit viele Menschen mit dem Öffentlichen Verkehr fahren. Damit das gute öffentliche Verkehrsangebot in Wien weiter verbessert wird, ist eine Erhöhung der Tarife gerechtfertigt. Aber wenn die Mehrkosten für das Öffi-Fahren viel höher ausfallen als beim Autofahren, dann ist die Gefahr groß, dass die Stadt nicht nur ihr Ziel einer Erhöhung des Öffi-Anteils verfehlt, sondern im Gegenteil sogar Öffi-Fahrten auf das Auto verlagert werden", stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. Denn die Öffi-Jahreskarte wird mit 102 Euro fast dreimal so stark erhöht wie der Preis für das Parkpickerl, dessen Preis um nur 36 Euro steigt. Zusätzlich sind die Spritpreise gegenüber dem Vorjahr gesunken. Schon im Vorjahr waren die Spritpreise inflationsbereinigt deutlich niedriger als im Jahr 2012. Im Jahr 2012 konnte man mit einem durchschnittlichen monatlichen Nettogehalt 26 mal jeweils 50 Liter tanken, im Jahr 2024 waren es mit 36 Tankfüllungen um ein Drittel mehr, informiert der VCÖ.  

Auch die Preise für eine Stunde Parken sind in Wien auch nach der Erhöhung im internationalen Vergleich niedrig: In Amsterdam beispielsweise kostet eine Stunde parken in der Innenstadt 7,80 Euro, in Kopenhagen 5,90 Euro und in Stuttgart 5,50 Euro. Der VCÖ fordert eine umfassende Reform der Parkraumbewirtschaftung mit einer Staffelung nach Stadtlage, Fahrzeuggröße und Emissionen wie das international in immer mehr Städten bereits der Fall ist.

In der 50.000 Einwohnerinnen und Einwohner Stadt Landau in Rheinland-Pfalz beispielsweise kostet der Anwohnerparkausweis („Parkpickerl“) am Stadtrand pro Jahr 180 Euro, in der Innenstadt 300 Euro pro Jahr. In Koblenz und Aachen richtet sich der Preis nach der Fläche des Autos (Länge mal Breite). In Aachen beträgt die Gebühr pro Quadratmeter 30 Euro pro Jahr. In Basel zahlen Autos ab 4,9 Meter Länge mit 492 Franken pro Jahr zweieinhalb Mal so viel wie kleinere Autos bis 3,9 Meter Länge. Paris wiederum hat die Gebühren für schwere Autos deutlich erhöht. Das Parken außerhalb der eigenen Parkausweis-Zone kann bis zu 18 Euro pro Stunde kosten.

Der Vergleich von Wien mit Paris und auch Amsterdam zeigt zudem, dass die Tarifzonen der Parkpickerl in Wien teilweise zu groß sind. So ist die Donaustadt zweieinhalb Mal so groß wie die Bezirke 1 bis 9 zusammen, das Parkpickerl gilt jedoch jeweils für den gesamten Bezirk. „Zu große Gültigkeitsbereiche führen zu mehr Verkehr innerhalb des Bezirks, was wiederum im Widerspruch zum Ziel der Stadt steht, den Autoverkehr zu reduzieren“, erklärt VCÖ-Experte Michael Schwendinger. Wien möchte bis zum Jahr 2030 den Anteil der Autofahrten an der Mobilität von derzeit 25 Prozent auf 15 Prozent reduzieren, erinnert der VCÖ.

Parkplätze im Straßenraum nehmen aktuell sehr viel Platz in Anspruch. In Wien gibt es rund 480.000 öffentliche Pkw-Abstellplätze, die in Summe etwa so viel Fläche beanspruchen wie die Bezirke Neubau, Josefstadt und Innere Stadt zusammen. Nach wie vor gibt es viele Straßen, wo selbst den parkenden Autos mehr Platz eingeräumt wird, als den Menschen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad mobil sind. Gleichzeitig braucht es angesichts der steigenden Hitzebelastung mehr Bäume und mehr Grün im Straßenraum, um einerseits für die Anrainerinnen und Anrainer, aber auch Fußgängerinnen und Fußgänger ein angenehmeres Mikroklima zu schaffen, betont der VCÖ. Zudem führt eine hohe Anzahl von Pkw-Parkplätzen zu mehr Verkehr. Und mehr Verkehr bedeutet mehr Lärm und Abgasbelastung für die Anrainerinnen und Anrainer sowie ein erhöhtes Unfallrisiko.

Weitere Informationen im VCÖ-Briefing: Warum Österreichs Städte eine zeitgemäße Parkraumbewirtschaftung brauchen

 

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VCÖ: Große Unterschiede beim Spritverbrauch zwischen den Bundesländern

VCÖ (Wien, 7. Oktober 2022) – Der Spritverbrauch der privaten Haushalte weist zwischen den Bundesländern große Unterschiede auf, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Nach Wien ist der Spritverbrauch der Haushalte in Vorarlberg und Tirol am niedrigsten. Je niedriger der Spritverbrauch, umso geringer auch der Ausstoß von klimaschädlichem CO2. Gemeinsam ist allen Bundesländern, dass der Verbrauch der Diesel-Pkw in den vergangenen 20 Jahren kaum gesunken ist. Ein gutes öffentliches Verkehrsangebot, ein dichtes Netz an Geh- und Radwegen sowie die Stärkung der Ortskerne sparen den Haushalten Geld und vermeiden CO2, betont der VCÖ.

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Kommentar - StVO vom Menschen aus denken

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