VCÖ: Stellplatzvorgaben im Wohnbau umfassend reformieren!

VCÖ: Parkplatzpflicht verteuert Wohnbau und Wohnen und führt zu mehr Autoverkehr

VCÖ (Wien, 13. November 2024) – Verpflichtende Stellplätze machen 10 bis 15 Prozent der gesamten Baukosten im Wohnbau aus, wie eine aktuelle VCÖ-Untersuchung zeigt. Die bestehenden Pkw-Stellplatzverpflichtungen verteuern den Wohnbau und damit das Wohnen und führen zudem zu mehr Autoverkehr. Während Bauträger zwar in ganz Österreich gesetzlich gezwungen sind, Pkw-Stellplätze zu bauen, gibt es keine verpflichtenden Vorgaben für die Anbindung an den Öffentlichen Verkehr oder die Bereitstellung von Sharing-Angeboten. Der VCÖ fordert eine umfassende Reform der Stellplatzvorgaben im Wohnbau. Für große Wohnbauprojekte und große Bürogebäude sollen Mobilitätskonzepte verpflichtend vorgeschrieben werden.

 

„Natürlich braucht es Stellplätze, aber die Stellplatzvorgaben in den meisten Gemeinden sind viel zu hoch. Das steht nicht nur im Widerspruch zu aktuellen Mobilitätstrends, sondern verteuert auch den Wohnbau und damit das Wohnen“, bringt VCÖ-Experte Michael Schwendinger eine aktuelle VCÖ-Untersuchung auf den Punkt.

So schreiben viele Gemeinden pro Wohnung zwei Pkw-Stellplätze vor – auch dann, wenn etwa eine Bahnhaltestelle fußläufig gut erreichbar ist. Zudem nimmt die Zahl der Einpersonen-Haushalte zu und ihr Anteil liegt in Österreich bereits bei 38 Prozent. Zudem verändert sich insbesondere in Städten das Mobilitätsverhalten hin zu mehr Radfahren und verstärkter Nutzung des Öffentlichen Verkehrs. Österreichweit sind laut Statistik Austria 23 Prozent der Haushalte autofrei, in Wien sogar 47 Prozent, informiert der VCÖ.

Zudem sind die Kosten für das Wohnen in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Allein zwischen den Jahren 2018 und 2023 nahmen die durchschnittlichen Wohnkosten um 27 Prozent auf 8,1 Euro pro Quadratmeter zu. Verpflichtende Stellplätze machen 10 bis 15 Prozent der gesamten Baukosten im Wohnbau aus. Städtebaulich sinnvolle Nachverdichtungen werden erschwert. Aus Mobilitätssicht ist die Errichtung von Wohnungen in zentralen, mit Öffentlichem Verkehr gut erschlossenen Lagen sinnvoll. Doch die Stellplatzvorgaben machen in zentralen Lagen meist den Bau von Tiefgaragen nötig, die besonders teuer sind. Die Errichtung eines Stellplatzes kostet bei Tiefgaragen zwischen 20.000 und 30.000 Euro.

Während es österreichweit eine Pflicht zur Errichtung von Pkw-Stellplätzen gibt, fehlen verpflichtende Vorgaben für die Anbindung an den Öffentlichen Verkehr oder für die Bereitstellung von Sharing-Angeboten. Dabei könnten damit die Kosten  deutlich gesenkt werden. Wird beispielsweise statt zwei Pkw-Stellplätzen je Wohnung ein Pkw-Stellplatz vorgeschrieben inklusive der Bereitstellung hochwertiger Fahrrad-Stellplätze und zehn Jahre ausfinanziertem Car- und Bikesharing-Angebot, dann lassen sich bis zu 40 Prozent der Stellplatz-Errichtungskosten einsparen.

Der VCÖ fordert eine umfassende Reform der Stellplatzvorgaben. „Statt dem Zwang eine hohe Anzahl von Pkw-Abstellplätzen zu errichten, braucht es vorausschauende Mobilitätsverordnungen, die sich stärker am Öffentlichen Verkehr orientieren und Anreize für umfassende Sharing-Angebote enthalten. Große Wohnanlagen und Bürogebäude sollen nicht ohne Mobilitätskonzept errichtet werden können“, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger. Auch im Gewerbe und bei Freizeiteinrichtungen sind die Vorgaben entsprechend eines zeitgemäßen, vielfältigen und umweltverträglichen Mobilitätsangebots anzupassen.

VCÖ-Factsheet: Stellplatzvorgaben umfassend reformieren

Zurück zur Übersicht

VCÖ: Überdimensionierte Stadtstraße aus Verkehrssicht nicht nötig, aber im krassen Widerspruch zu Klimazielen

VCÖ (Wien, 1. Februar 2022) - Die Räumung des Protestcamps löst nicht das Problem, dass die überdimensionierte Stadtstraße im krassen Widerspruch zu den Klimazielen und Mobilitätszielen der Stadt steht, betont der VCÖ. Nur Dialog führt zu konstruktiven und guten Lösungen, sieht der VCÖ die Stadtregierung gefordert. Aus Verkehrssicht ist die überdimensionierte Stadtstraße nicht notwendig, weil es erstens bessere Lösungen gibt und zweitens bessere Lösungen braucht, die im Einklang mit den Mobilitätszielen und Klimazielen der Stadt stehen, betont der VCÖ. Der VCÖ weist auf den rechtlichen Ausweg hin, den das ÖKOBÜRO bereits aufgezeigt hat.

Mehr dazu
Foto: Sarah Duit

VCÖ: Radverkehr nimmt in Wien weiter zu – Infrastruktur rasch ausbauen und verbessern

VCÖ (Wien, 26. Jänner 2022) – Immer mehr Wienerinnen und Wiener treten fleißig in die Pedale, wie die heute von der Stadt Wien veröffentlichten Daten zeigen. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 wurden um 13 Prozent mehr Radfahrerinnen und Radfahrer gezählt. Die Mobilitätsorganisation VCÖ weist darauf hin, dass angesichts des zunehmenden Bewegungsmangels Radfahren im Alltag eine ideale Möglichkeit ist, um auf eine gesunde Portion regelmäßige Bewegung zu kommen. Wichtig ist, dass die Rad-Infrastruktur rasch ausgebaut und verbessert wird.

Mehr dazu
Foto: Sarah Duit