VCÖ: Strategische Prüfung Verkehr zeigt, dass Lobautunnel teuerste Variante ist und zu mehr Verkehrsbelastung führt

VCÖ: Die für Mobilität, Umwelt und Bevölkerung beste Variante umsetzen!

Foto: Monika P/pixabay

VCÖ (Wien, 5. Februar 2025) – Die heute veröffentlichte Strategische Prüfung Verkehr zeigt, dass der Lobautunnel von den vier geprüften Varianten nicht nur die teuerste ist und die größten negativen Auswirkungen auf Umwelt und Bevölkerung hat, sondern auch aus Mobilitätssicht die schlechteste Variante darstellt. Die Verkehrsbelastung würde deutlich zunehmen. Der VCÖ weist darauf hin, dass es Alternativen zum Lobautunnel gibt, die viel kostengünstiger sind, das Mobilitätsangebot für die Bevölkerung verbessern und gleichzeitig die negativen Auswirkungen durch Lärm, Schadstoffe und Bodenverbrauch reduzieren und keine negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft haben.

„Der Vergleich macht sicher: Der Lobautunnel ist sowohl aus Mobilitätssicht als auch aus Umwelt- und Gesundheitssicht die schlechteste Variante, die außerdem am teuersten ist. In einer Zeit, in der der Sparstift regiert, wäre es völlig unverständlich auf der teuersten Variante zu beharren, umso mehr, wenn es zu einem deutlich günstigeren Preis eine bessere Qualität gibt“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. „So wie es klug war, das Kraftwerk Hainburg nicht zu bauen und das Atomkraftwerk Zwentendorf nicht in Betrieb zu nehmen, so ist es vernünftig den Lobautunnel ad acta zu legen.“

Bei der Strategischen Prüfung Verkehr im Auftrag des Klimaschutzministeriums, die vom Umweltbundesamt in Kooperation mit der TU Graz und der TU Wien umgesetzt wurde, wurden vier Varianten umfassend auf ihre Wirkungen hinsichtlich Mobilität, Umwelt, Gesundheit, Energie- und Flächenverbrauch und Wirtschaftlichkeit geprüft.

Mit 2,4 Milliarden Euro sind die Kosten beim Lobautunnel mit Abstand am höchsten. Gleichzeitig wird im Bericht festgehalten, dass die A23 Südosttangente nur gering entlastet werde, aber speziell in den Bezirken nördlich der Donau die Verkehrsbelastung durch den Lobautunnel stark zunehmen würde. Der Lobautunnel selber würde mit rund 37.000 Fahrzeugen pro Werktag lediglich die Hälfte der Verkehrsstärke der Triesterstraße im Bereich des Wienerbergs aufweisen.

Auch aus Gesundheitssicht schneidet der Lobautunnel schlecht ab. Für 413.000 Menschen würde die Schadstoffbelastung zunehmen, das sind 68 Mal so viele Menschen wie bei der besten Alternativ-Variante. Und während bei der besten Alternativ-Variante für 829.000 Menschen die Schadstoffbelastung reduziert und die Luftqualität verbessert wird, ist das beim Lobautunnel mit 422.000 nur für halb so viele Menschen der Fall.

Der Bericht hält zudem fest, dass nicht nur die Errichtung des Tunnels sehr hohe Emissionen verursacht, sondern auch in der Folge durch die Verkehrszunahme die höchsten Treibhausgas-Emissionen auslöst, nämlich um 30 Prozent mehr als die beste Variante. Die gesundheitsschädlichen Stickoxid-Emissionen wären um ein Viertel höher und der Energiebedarf für die Mobilität wäre um 28 Prozent höher als bei der besten Variante.  

Die Variante mit dem Bau des Lobautunnels würde zudem 131 Hektar wertvolle Ackerböden zerstören. Der VCÖ weist auf die Warnungen der Österreichischen Hagelversicherung hin, dass die fortschreitende Zerstörung von Ackerflächen negative Folgen auf Österreichs Versorgungssicherheit hat.

Jene Variante, die bei der Strategischen Prüfung Verkehr am besten abschneidet, sieht eine starke Verbesserung des öffentlichen Verkehrsangebots vor, wie zusätzliche Straßenbahnlinien, mehr Busverbindungen, die Umsetzung des ÖBB-Zielnetzes und Verkehrslenkungsmaßnahmen, wie eine verstärkte Parkraumbewirtschaftung. „Diese Variante unterstützt auch am stärksten die Zielsetzungen der Stadt Wien, den Autopendelverkehr nach Wien um die Hälfte zu reduzieren und die Verkehrsbelastung für die Bevölkerung zu verringern“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.    

Unter Beibehaltung eines hohen Mobilitätsniveaus können bei dieser Variante  zudem hochwertige landwirtschaftliche Flächen und wertvolle Naturräume erhalten bleiben. Für die Wirtschaft sind anhand der Modellberechnungen keine negativen Auswirkungen zu erwarten, weil die Region bereits eine sehr gute Verkehrsinfrastruktur aufweist. Gleichzeitig werden bei dieser Variante regionalwirtschaftlich positive Impulse erwartet. „Die Prüfung zeigt, dass der Lobautunnel die teuerste, umwelt- und gesundheitsschädlichste sowie verkehrlich kontraproduktivste Variante ist. Trotz Klimakrise und angespannter Budgetsituation daran festzuhalten, ist speziell auch mit Blick auf die kommenden Generationen nicht zu rechtfertigen. Denken wir um, orientieren wir uns an den besseren Alternativen“, fasst VCÖ-Experte Michael Schwendinger abschließend zusammen.

VCÖ: Lobautunnel die teuerste der geprüften Varianten
(Kosten laut Umweltbericht Strategische Prüfung Verkehr)

Alternative 1 (Lobau Tunnel): 2,4 Milliarden Euro

Alternative 2 (Schnellstraße statt Tunnel + ÖV Verbesserung): 1,0 Milliarden Euro

Alternative 3 (ÖV-Verbesserung, Radwege-Ausbau, verkehrslenkende Maßnahmen): 0,4 Milliarden Euro

Alternative 4 (Landstraße statt Tunnel): 0,07 Milliarden Euro


VCÖ: Lobautunnel hat den größten Flächenbedarf
(Verlust landwirtschaftlicher Flächen laut Strategischer Prüfung Verkehr)

Alternative 1 (Lobau Tunnel): 131 Hektar

Alternative 2 (Schnellstraße statt Tunnel + ÖV Verbesserung): 122 Hektar

Alternative 3 (ÖV-Verbesserung, Radwege-Ausbau, verkehrslenkende Maßnahmen): keine

Alternative 4 (Landstraße statt Tunnel): 50 Hektar
Quelle: BMK "Wiener Außenring Schnellstraße" Umweltbericht Strategische Prüfung Verkehr, VCÖ 2025

VCÖ: Lobautunnel verursacht die meisten Schadstoffe
(Stickoxid-Emissionen laut Strategischer Prüfung Verkehr im Jahr 2040)

Alternative 1 (Lobau Tunnel): 327.000 Kilogramm

Alternative 2 (Schnellstraße statt Tunnel + ÖV Verbesserung): 317.000 Kilogramm

Alternative 3 (ÖV-Verbesserung, Radwege-Ausbau, verkehrslenkende Maßnahmen):
258.000 Kilogramm

Alternative 4 (Landstraße statt Tunnel):  323.000 Kilogramm
Quelle: BMK "Wiener Außenring Schnellstraße" Umweltbericht Strategische Prüfung Verkehr, VCÖ 2025


VCÖ: Lobautunnel verursacht die meisten Treibhausgase
(CO2-Emissionen laut Strategischer Prüfung Verkehr im Jahr 2040)

Alternative 1 (Lobau Tunnel): 294.000 Tonnen

Alternative 2 (Schnellstraße statt Tunnel + ÖV Verbesserung): 287.000 Tonnen

Alternative 3 (ÖV-Verbesserung, Radwege-Ausbau, verkehrslenkende Maßnahmen): 226.000 Tonnen

Alternative 4 (Landstraße statt Tunnel):  290.000 Kilogramm
Quelle: BMK "Wiener Außenring Schnellstraße" Umweltbericht Strategische Prüfung Verkehr, VCÖ 2025


VCÖ: Lobautunnel verursacht höchsten Energieverbrauch
(Energieverbrauch laut Strategische Prüfung Verkehr im Jahr 2040)

Alternative 1 (Lobau Tunnel): Summe: 2.285 GWh

Alternative 2 (Schnellstraße statt Tunnel + ÖV Verbesserung): 2.226 GWh

Alternative 3 (ÖV-Verbesserung, Radwege-Ausbau, verkehrslenkende Maßnahmen): 1.789 GWh

Alternative 4 (Landstraße statt Tunnel):  2.249 GWh

Quelle: BMK "Wiener Außenring Schnellstraße" Umweltbericht Strategische Prüfung Verkehr, VCÖ 2025

Zurück zur Übersicht

Jugendmobilität aktiv und klimaverträglich gestalten

Mobilitätsverhalten wird erlernt und vom sozialen Umfeld geprägt. Um bereits frühzeitig ein Mobilitätsbewusstsein zu schaffen, sollte das Thema nachhaltige Mobilität im Schulunterricht und in außerschulischen Einrichtungen regelmäßig integriert sein. Wie Kinder und Jugendliche mobil sind, hat auch starken Einfluss auf ihr Mobilitätsverhalten als Erwachsene.

Mehr dazu
Jugendliche sitzen in einem Bus und unterhalten sich

Klimaschädliche Schlupflöcher im internationalen Flugverkehr schließen

Der Flugverkehr hat heuer massiv zugenommen und damit auch dessen klimaschädlichen Emissionen. Mit rund 900.000 Tonnen verursachte der Flugverkehr in Österreich im 1.Halbjahr 2022 um mehr als doppelt so viele Treibhausgase wie im 1. Halbjahr 2021. Der Treibhausgas-Ausstoß liegt aber unter dem Vor-Corona-Niveau. Um den Flugverkehr langfristig klimaverträglich zu gestalten reichen alternative Kraftstoffe nicht aus. Es braucht auch Maßnahmen, die Flugverkehr vermeiden und insbesondere dort wo möglich auf die Bahn verlagern.
Angesichts der sich massiv verschärfenden Klimakrise sind im Emissionshandel die Gratiszertifikate für den Flugverkehr rasch abzuschaffen. Stattdessen ist die Zahl der Zertifikate rascher als bisher vorgesehen zu reduzieren. Und last but not least, sind die Steuerprivilegien für den Flugverkehr endlich abzuschaffen.

Mehr dazu
Foto: Spencer Imbrock, unsplash