VCÖ: Trend zu mehr Kurzurlauben führt auch zu mehr Verkehr
VCÖ-Fachkonferenz: Mobilitätsmanagement im Tourismus verstärkt umsetzen

VCÖ (Wien, 3. September 2025) – Die Dauer der Übernachtungen sinkt, die Anzahl der Urlaubsreisen steigt. Diese Entwicklungen im Tourismus führen auch zu mehr Verkehr. Die Kurzurlaubsreisen mit ein bis drei Übernachtungen von Österreichs Bevölkerung haben sich in den vergangenen 20 Jahren auf 14,43 Millionen im Vorjahr fast verdreifacht, weist die Mobilitätsorganisation VCÖ auf Daten der Statistik Austria hin Bei der heutigen VCÖ-Fachveranstaltung wurde die Wichtigkeit von verstärktem Mobilitätsmanagement im Tourismus betont. Angebote und Anreize für eine Anreise mit Bahn oder Bus sowie der Nutzung des Öffentlichen Verkehrs in der Urlaubsregion reduzieren die Verkehrsbelastung für die Bevölkerung und verbessern das Urlaubserlebnis für die Gäste.
Die Anzahl der Urlaubsreisen von Österreichs Bevölkerung hat sich binnen 20 Jahren von 13,2 Millionen im Jahr 2004 auf 27,5 Millionen im Vorjahr verdoppelt. Die Kurzurlaubsreisen mit ein bis drei Übernachtungen haben sich in diesem Zeitraum von 5,36 Millionen auf 14,43 Millionen fast verdreifacht, weist die Mobilitätsorganisation VCÖ auf Daten der Statistik Austria hin. „Die Entwicklung zu kürzeren Übernachtungen und häufigeren Urlauben bedeutet natürlich mehr Verkehr an Wochenenden, mehr Verkehrsbelastung für die Anrainerinnen und Anrainer und mehr Staus auf den Straßen“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. Eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Asfinag zeigt, dass im Vorjahr an Werktagen auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen weniger Pkw fuhren als im Jahr 2019, aber am Wochenende und an Feiertagen waren im Vorjahr mehr Pkw als im Jahr 2019 unterwegs.
Im Jahr 2023 (aktuellste Daten) reisten 78 Prozent der Urlaubsgäste in Österreich mit dem Auto an, elf Prozent mit der Bahn, sieben Prozent mit dem Flugzeug und zwei Prozent mit dem Bus. Gelingt es den Anteil der Urlaubsgäste, die mit Bahn oder Bus anreisen zu erhöhen, reduziert das nicht nur die Staus auf den Straßen, sondern auch die Verkehrsbelastung für die einheimische Bevölkerung geht zurück.
Für das Tourismusland Österreich wird die Verbesserung der öffentlichen Anreisemöglichkeiten in die Urlaubsregionen auch aus ökonomischer Sicht immer wichtiger. Denn in den Metropolen Europas nimmt die Zahl der autofreien Haushalte zu. In Berlin beispielsweise sind bereits 46 Prozent der Haushalte autofrei, im Schnitt aller deutscher Großstädte sind es 40 Prozent. „Damit Österreich für diese Zielgruppe eine attraktive Urlaubsdestination ist, braucht es einerseits gute Möglichkeiten mit Bahn oder Bus anreisen zu können und andererseits ein attraktives öffentliches Mobilitätsangebot vor Ort“, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger. Für alle, die ein Klimaticket Österreich besitzen, ist wiederum ein Österreich-Urlaub attraktiv, weil zusätzliche Kosten für die Anreise entfallen. Der diesjährige VCÖ-Bahntest hat gezeigt, dass der Anteil der Fahrgäste, die in den vergangenen zwölf Monaten mit der Bahn eine Urlaubsreise gemacht haben, bei jenen, die ein Klimaticket besitzen, etwas höher ist als bei Fahrgästen ohne Klimaticket.
Für die Finanzierung eines guten öffentlichen Verkehrsangebots in den Urlaubsregionen ist auch der Beitrag des Tourismus wichtig. Ein positives Beispiel dafür ist das im Mai eingeführte Guest Mobility Ticket im Bundesland Salzburg. Pro Nächtigung werden 0,50 Euro als Mobilitätsbeitrag eingehoben, dafür können die Gäste den ganzen Öffentlichen Verkehr im Land Salzburg nutzen. Seit Einführung wurden bereits 1,9 Millionen Guest Mobility Tickets ausgegeben, berichtete Wilhelm Prommegger vom Salzburger Verkehrsverbund bei der VCÖ-Fachveranstaltung. Zusätzlich bietet der Salzburg Land Tourismus in Kooperation mit den ÖBB und DB Angebote für Bahnreisen nach Salzburg an. Leo Bauernberger, Geschäftsführer von Salzburg Land Tourismus berichtete, dass im Jahr 2024 über 4,5 Millionen Menschen im Tagesverkehr zwischen Deutschland und Österreich reisten, was eine Zunahme um 57 Prozent gegenüber dem Jahr 2018 ist.
Wichtig für Urlaubsgäste, die mit der Bahn anreisen, sind zudem Shuttle-Dienste vom Bahnhof zur Unterkunft. Diese werden von den ÖBB in Kärnten und Salzburg an mittlerweile 20 Bahnhöfen angeboten, informierte Florian Hitzelberger von der ÖBB-Personenverkehr AG. In Südtirol wiederum setzt man verstärkt auf Busshuttles, beispielsweise um die enorme Verkehrsbelastung auf der Mautstraße zu den drei Zinnen zu reduzieren, wie die Geschäftsführerin des Mobilitätskonsortiums Südtirol, Sophia Oberjakober, in ihrem Vortrag ausführte. Auch die Unterkünfte können Anreize zur öffentlichen Anreise setzen. So erhalten Gäste, die mit Bahn oder Bus anreisen, im Hotel Walchseerhof in Tirol ein Gratis Abendessen.
Die Wichtigkeit von Verkehrsberuhigung und der Förderung von Gehen und Radfahren in den Urlaubsregionen unterstrichen Daniel Binder und Gerlinde Grasser vom Institut für Tourismusmanagement der FH Johanneum. Verkehrsberuhigung, Begrünung des Straßenraums, ein dichtes Netz an Geh- und Radwegen führen dazu, dass Urlaubsgäste vor Ort mehr Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen. Damit sinkt die Verkehrsbelastung, die Lebensqualität für Bevölkerung und Gäste steigt und die Gäste stärken durch die aktive Mobilität ihre Gesundheit und Fitness.
Alle Vorträge unter www.vcoe.at
VCÖ: Die meisten von Österreichs Urlaubsgästen reisen mit Pkw an
(Verkehrsmittelwahl der Übernachtungsgäste in Österreich bei der Anreise, Jahr 2023)
- Pkw: 78 Prozent
- Bahn: 11 Prozent
- Flugzeug: 7 Prozent
- Bus: 2 Prozent
- Sonstige: 2 Prozent
Quelle: BMWA 2024, VCÖ 2025
VCÖ: Urlaubsreisen binnen 20 Jahren verdoppelt, Kurzurlaubsreisen fast verdreifacht
(Anzahl Urlaubsreisen von Österreichs Bevölkerung, in Klammer Kurzurlaube mit 1 bis 3 Übernachtungen)
Änderung 2024 zu 2004: plus 108,6 Prozent (plus 169,2 Prozent)
- Jahr 2024: 27,53 Millionen (14,43 Millionen )
- Jahr 2023: 27,01 (14,42)
- Jahr 2022: 25,03 (13,96)
- Jahr 2021: 16,14 (8,78)
- Jahr 2020: 12,65 (7,64)
- Jahr 2019: 21,21 (11,32)
- Jahr 2018: 20,26 (10,65)
- Jahr 2017: 19,60 (9,99)
- Jahr 2016: 19,68 (10,10)
- Jahr 2015: 17,91 (9,18)
- Jahr 2014: 18,34 (9,56)
- Jahr 2013: 18,24 (9,04)
- Jahr 2012: 18,00 (8,59)
- Jahr 2011: 16,39 (7,54)
- Jahr 2010: 16,89 (7,80)
- Jahr 2009: 17,20(7,91)
- Jahr 2008: 15,43 (6,86)
- Jahr 2007: 15,68 (6,99)
- Jahr 2006: 15,77 (7,03)
- Jahr 2005: 13,71 (6,24)
- Jahr 2004: 13,20 Millionen (5,36 Millionen)
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2025