VCÖ: Verkehrsunfälle in Österreich verursachten im Vorjahr Kosten von rund acht Milliarden Euro!

VCÖ fordert verstärkte Verkehrssicherheitsmaßnahmen in Österreich

VCÖ (Wien, 8. Dezember 2023) – Verkehrsunfälle verursachen viel menschliches Leid und auch sehr hohe Kosten. Eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis der neuen Unfallkostenrechnung Straße zeigt, dass die Verkehrsunfälle in Österreich im Vorjahr volkswirtschaftliche Kosten in der Höhe von fast acht Milliarden Euro verursacht haben. Gegenüber dem Jahr 2021 nahmen die Unfallkosten im Jahr 2022 um rund 270 Millionen Euro zu. Für heuer ist mit einer weiteren Zunahme zu rechnen. Die Mobilitätsorganisation VCÖ fordert verstärkte unfallvermeidende Maßnahmen.


370 Tote und 43.242 Verletzte, davon 7.258 schwer, das war die traurige Opferbilanz des Straßenverkehrs im Vorjahr. „Verkehrsunfälle verursachen großes Leid und auch hohe volkswirtschaftliche Kosten“, stellt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer fest. Auf Basis der heuer veröffentlichten Unfallkostenrechnung Straße betrugen die volkswirtschaftlichen Kosten der Verkehrsunfälle mit Personenschaden im Vorjahr 7,86 Milliarden Euro, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Gegenüber dem Jahr 2021 eine Zunahme von rund 270 Millionen Euro alleine aufgrund der gestiegenen Anzahl an Verkehrsunfällen im Jahr 2022 und ohne Berücksichtigung der Inflation.

Österreichs Unfallkostenrechnung Straße beziffert für das Jahr 2021 die volkswirtschaftlichen Kosten einer leicht verletzten Person mit rund 43.000 Euro, eines schwer Verletzten von 593.500 und eines Todesopfers von 4,8 Millionen Euro. Enthalten sind in den Unfallkosten unter anderem Behandlungskosten, Einsatzkosten, Sachschäden, Kosten für die Wirtschaft durch Arbeitskräfte-Ausfall und Krankenstände sowie die monetäre Bewertung des Leids, der Schmerzen und des Verlusts an Lebensqualität.

„Für das Jahr 2023 ist nicht nur aufgrund der Inflation mit gestiegenen Unfallkosten zu rechnen, sondern auch wegen der Zunahme schwerer Verkehrsunfälle im heurigen Jahr“, stellt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer fest. Seit Jahresanfang kamen in Österreich bereits 375 Menschen im Straßenverkehr ums Leben, um fünf mehr als im gesamten Vorjahr.  

Der VCÖ fordert verstärkte unfallvermeidende Maßnahmen. Zum einen reduziert niedrigeres Tempo das Unfallrisiko, wie beispielsweise Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen oder mehr Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet. Gerade im Ortsgebiet muss der Schutz der schwächsten Verkehrsteilnehmer, Fußgängerinnen und Fußgänger, insbesondere Kinder und ältere Menschen, Vorrang haben.

„Die aktuelle Straßenverkehrsordnung behindert Gemeinden und Städte, die im Interesse der Verkehrssicherheit ein niedriges Tempolimit umsetzen möchten. Je früher die Bundesregierung die angekündigte StVO-Reform umsetzt, desto besser für die Sicherheit der Bevölkerung in den Gemeinden und Städten“, betont VCÖ-Expertin Lina Mosshammer. Österreichweit fordern mehr als 280 Gemeinden und Städte sowie der Österreichische Städtebund von der Bundesregierung eine entsprechende StVO-Reform.

Wesentlich sind auch präventive Maßnahmen, wie mehr öffentliche Verkehrsverbindungen, insbesondere auch in den Regionen. Auch Nachtbusse und Discobusse am Wochenende tragen zur Reduktion schwerer Verkehrsunfälle bei und können Menschenleben retten. Vielerorts ist auch der Aufholbedarf an sicherer Infrastruktur für den Radverkehr groß. Wie wichtig baulich getrennte Radwege für die Sicherheit der Radfahrerinnen und Radfahrer ist, belegt auch die Unfallstatistik: Im Vorjahr passierte auf Österreichs Radwegen kein einziger tödlicher Radunfall, informiert der VCÖ.

Im Bundesländer-Vergleich waren die volkswirtschaftlichen Unfallkosten im Vorjahr in Niederösterreich mit knapp mehr als 1,6 Milliarden Euro die höchsten, gefolgt von Oberösterreich mit fast 1,5 Milliarden Euro und der Steiermark mit fast 1,3 Milliarden Euro, informiert der VCÖ. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Wien betrugen die Unfallkosten rund 0,7 Milliarden Euro. „Aufgrund des dichten Öffi-Netzes und dem niedrigerem Tempo in der Stadt ist die Verkehrssicherheit höher und die Unfallkosten sind entsprechend niedriger“, erklärt VCÖ-Expertin Mosshammer.

VCÖ: Verkehrsunfälle verursachten im Vorjahr volkswirtschaftliche Kosten von rund acht Milliarden Euro
(Volkswirtschaftliche Unfallkosten im Jahr 2022)

Niederösterreich: 1,615 Milliarden Euro
Oberösterreich: 1,494 Milliarden Euro
Steiermark: 1,285 Milliarden Euro
Tirol: 0,893 Milliarden Euro
Wien: 0,735 Milliarden Euro
Salzburg: 0,576 Milliarden Euro
Kärnten: 0,569 Milliarden Euro
Vorarlberg: 0,403 Milliarden Euro
Burgenland: 0,285 Milliarden Euro

Österreich: 7,855 Milliarden Euro

Quelle: BMK, VCÖ 2023

Zurück zur Übersicht

Blick zurück aus der Zukunft

Von Willi Nowak, VCÖ-Geschäftsführung

„Papa, Papa, das ist super schön“, jauchzt die kleine Brigid und läuft laut Anweisungen rufend hinter einem sprachgesteuerten Fluggerät durch den Raum. Bernd ist überrascht. Er hatte das Ding nicht bestellt. Schnell geht er vor die Türe und sieht die Transport-Drohne auch beim Nachbargebäude Lieferungen absetzen. Das Display am Eingang blinkt und zeigt an, dass Bestellung und Lieferung korrekt bestätigt sind. Wenig später trifft Leonore ein, abgesetzt vom Sharing-Modul ihrer Arbeitsstelle, das Beschäftigte für die wenigen noch erforderlichen Meetings holt und nach Hause bringt. „Wo kommt denn dieses Ding her?“, fragt Leonore, etwas genervt von den immer lauter werdenden Sprachbefehlen der Tochter. Bernd fängt schnell das herumflitzende Gerät aus der Luft und bekommt so die Aufmerksamkeit der kleinen Brigid. Auf seinen fragenden Blick hin bemerkt diese: „Jetzt, wo ich die Stimme so machen kann wie Mama, werden viel mehr schöne Sachen zu uns gebracht!“ Seit auch Bernd und Leonore im Jahr 2030 auf das Nur-einmal- -täglich-Liefern durch Drohnen umgestiegen sind, gibt es viel weniger Lieferverkehr in ihrer Gegend. Aber mit dem Erfindungsreichtum ihrer Tochter hatten sie nicht gerechnet. Leonore steht seufzend auf, storniert die Sprachsteuerung für Bestellungen und stellt das System auf Iris-Scan um.

Mehr dazu

Die Chance ergreifen

Die Entwicklung geht klar in Richtung emissionsfreier Antriebe. Steigende Reichweiten sprechen dafür, dass sich beim Pkw der batterie-elektrische Antrieb mittelfristig durchsetzen wird. Synthetische Treibstoffe, mit denen Verbrennungsmotoren CO2-neutral betrieben werden könnten, sind für den Masseneinsatz absolute Zukunftsmusik. Unter den etablierten Autoherstellern gab Volvo als Teil eines chinesischen Konzerns als erster bekannt, vollständig auf Elektro-Antriebe umzustellen. Auch Volkswagen ziele „auf den Punkt, an dem sich jeder fragen muss, warum er einen Verbrenner haben will. Denn wir glauben nicht, dass es eine Alternative zur E-Mobilität gibt“, wird ein Vorstandsmitglied von Volkswagen zitiert. Die Pkw-Neuwagenflotte von Mercedes soll bis zum Jahr 2039 CO2-neutral werden. Entwicklungskapazitäten werden aktuell von Motoren und Getrieben hin zu Batterietechnologie und Leistungselektronik verschoben. Das bedeutet einschneidende Veränderungen, auch für Beschäftigte der Automobilbranche. Doch die Entwicklung lässt sich auf Dauer nicht aufhalten und nur Unternehmen, die sich rechtzeitig umstellen, werden auch in Zukunft noch Arbeitsplätze bieten können. Viele Autozulieferer diversifizieren bereits ihre Produktpalette in Richtung Elektro- Antriebe oder anderer Sektoren, etwa der Autozulieferer Miba, der Bremsen für Windkraftanlagen herstellt. Für die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte werden Tausende Fachkräfte für Aufbau und Wartung der E-Ladeinfrastruktur gebraucht werden. Geld, das bisher in den Import von Erdöl geflossen ist, kann künftig verstärkt im Inland ausgegeben werden. Es ist wahrscheinlich, dass die Mobilitätswende unterm Strich für ein Plus an Beschäftigung sorgen wird.

>> Ihre Meinung dazu an markus.gansterer@vcoe.at

Mehr dazu