VCÖ: Verstärkte Klimaschutz-Maßnahmen im Verkehr nötig

VCÖ: Klimaverträgliches Mobilitätsangebot rascher verbessern und ausbauen - Niedrigere Tempolimits umsetzen

VCÖ (Wien, 23. Jänner 2023) – Um die Klimaziele erreichen zu können, braucht es  beim Klimaschutz im Verkehr rasch größere Schritte,  stellt der VCÖ zur heute präsentierten Treibhausgasbilanz des Umweltbundesamts fest. Auch wenn im Jahr 2022 die CO2-Emissionen des Verkehrs gesunken sind, die klimaschädlichen Emissionen des Verkehrs sind um über 50 Prozent höher als im Jahr 1990. Der VCÖ fordert eine Offensive für klimaverträgliche Mobilität sowohl auf Bundes- und Landesebene, als auch in den Städten und Gemeinden. Zudem ist das Potenzial niedrigerer Tempolimits rasch zu nutzen.

„Die CO2-Emissionen des Verkehrs sind im Vorjahr gegenüber dem Jahr 2021 zurückgegangen, aber um das Klimaziel für das Jahr 2030 zu erreichen, braucht es deutlich größere Schritte“, stellt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer fest. Während andere Sektoren bereits vor der Covid-19-Pandemie einen Rückgang der Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zum Jahr 1990 erreicht hatten, etwa im Gebäudesektor um ein Drittel, gab es im Verkehr eine massive Zunahme.

Der Aufholbedarf beim Klimaschutz ist im Verkehrssektor besonders groß und die Zeit drängt weist der VCÖ auf die eindeutigen Ergebnisse der Wissenschaft hin: Die Treibhausgas-Emissionen müssen rasch reduziert werden, sonst kommt es zu Kipppunkten, die nicht mehr umkehrbar sind. Die Mobilitätsorganisation VCÖ  fordert daher eine umfassende Offensive für mehr klimaverträgliche Mobilitätsangebote sowohl in den Städten und Ballungsräumen als auch in den Regionen. "Das beginnt bei der fußgängerfreundlichen Verkehrsplanung in Gemeinden und Städten, bedeutet eine Radinfrastruktur-Offensive sowie mehr öffentliche Verkehrsverbindungen. In den Regionen sind Gemeindebusse und Anrufsammeltaxis als Ergänzung zum Linienverkehr wichtig", nennt VCÖ-Expertin Mosshammer zentrale Punkte. Zudem sind Unternehmen und Tourismusregionen gefordert, betriebliches Mobilitätsmanagement umzusetzen.

Allein 830.000 Tonnen CO2 pro Jahr können laut Umweltbundesamt durch Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen und Tempo 100 statt 130 auf Autobahnen vermieden werden. „Niedrigere Tempolimits sind die „Low Hanging Fruits“ im Klimaschutz. Sie sind mit geringerem Aufwand rasch umsetzbar und bringen großen Nutzen, auch über den Klimaschutz hinaus, wie etwa weniger Verkehrslärm und mehr Verkehrssicherheit“, verdeutlicht VCÖ-Expertin Mosshammer.

Im Güterverkehr ist wiederum das Potenzial der betrieblichen Gleisanschlüsse zu nutzen, um Güter direkt vom Betrieb auf die Schiene zu bringen. Bei Klein-Lkw ist der Umstieg auf emissionsfreie Antriebe zu beschleunigen, womit auch die gesundheitsschädlichen Dieselabgase reduziert werden. „Die Klimakrise ist ein gemeinsames Problem, das nur gemeinsam gelöst werden kann“, appelliert VCÖ-Expertin Mosshammer an alle Akteurinnen und Akteure ihre Verantwortung wahr zu nehmen.

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Die Chance ergreifen

Die Entwicklung geht klar in Richtung emissionsfreier Antriebe. Steigende Reichweiten sprechen dafür, dass sich beim Pkw der batterie-elektrische Antrieb mittelfristig durchsetzen wird. Synthetische Treibstoffe, mit denen Verbrennungsmotoren CO2-neutral betrieben werden könnten, sind für den Masseneinsatz absolute Zukunftsmusik. Unter den etablierten Autoherstellern gab Volvo als Teil eines chinesischen Konzerns als erster bekannt, vollständig auf Elektro-Antriebe umzustellen. Auch Volkswagen ziele „auf den Punkt, an dem sich jeder fragen muss, warum er einen Verbrenner haben will. Denn wir glauben nicht, dass es eine Alternative zur E-Mobilität gibt“, wird ein Vorstandsmitglied von Volkswagen zitiert. Die Pkw-Neuwagenflotte von Mercedes soll bis zum Jahr 2039 CO2-neutral werden. Entwicklungskapazitäten werden aktuell von Motoren und Getrieben hin zu Batterietechnologie und Leistungselektronik verschoben. Das bedeutet einschneidende Veränderungen, auch für Beschäftigte der Automobilbranche. Doch die Entwicklung lässt sich auf Dauer nicht aufhalten und nur Unternehmen, die sich rechtzeitig umstellen, werden auch in Zukunft noch Arbeitsplätze bieten können. Viele Autozulieferer diversifizieren bereits ihre Produktpalette in Richtung Elektro- Antriebe oder anderer Sektoren, etwa der Autozulieferer Miba, der Bremsen für Windkraftanlagen herstellt. Für die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte werden Tausende Fachkräfte für Aufbau und Wartung der E-Ladeinfrastruktur gebraucht werden. Geld, das bisher in den Import von Erdöl geflossen ist, kann künftig verstärkt im Inland ausgegeben werden. Es ist wahrscheinlich, dass die Mobilitätswende unterm Strich für ein Plus an Beschäftigung sorgen wird.

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