VCÖ: Zahl der Verkehrstoten ist in Österreich heuer im 1. Quartal gestiegen

VCÖ für mehr Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen, mehr Verkehrsberuhigung im Ortsgebiet

Foto: Kleines Kreuz mit Kerzen neben einer Freilandstraße

VCÖ (Wien, 1. April 2025) – 62 Menschen kamen in den ersten drei Monaten bei Verkehrsunfällen in Österreich ums Leben und damit um acht mehr als in den ersten drei Monaten des Vorjahres, informiert die Mobilitätsorganisation VCÖ. Die meisten Verkehrstoten gab es in Niederösterreich mit 21, die wenigsten in Kärnten mit zwei. In den vergangenen drei Jahren passierten im 2. Quartal um 45 Prozent mehr tödliche Verkehrsunfälle als im 1. Quartal, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Damit Österreich sein Verkehrssicherheitsziel erreichen kann, braucht es verstärkte Maßnahmen, wie mehr Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen, verstärkte Kontrollen sowie die Aufnahme von Handy am Steuer ins Vormerksystem.

 

Statt zu sinken ist die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle in Österreich heuer leider gestiegen. 62 Menschen kamen seit Jahresbeginn im Straßenverkehr ums Leben, um acht mehr als im 1. Quartal des Vorjahres, informiert die Mobilitätsorganisation VCÖ. Im Vorjahr stieg im zweiten Quartal die Zahl der Verkehrstoten gegenüber dem 1. Quartal um 55 Prozent an, im Schnitt der vergangenen drei Jahre forderte der Straßenverkehr in Österreich zwischen April und Juni um 45 Prozent mehr Todesopfer als zwischen Jänner und März. Ein Grund für den Anstieg: Mit dem Start der Motorradsaison nimmt im zweiten Quartal leider die Zahl der tödlichen Motorradunfälle stark zu.

Die Verkehrssicherheit in Österreich ist deutlich zu erhöhen. Österreich hat in den vergangenen Jahren seine Verkehrssicherheitsziele klar verfehlt, erinnert der VCÖ. Österreich hatte sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der Verkehrstoten auf weniger als 312 im Jahr 2020 zu reduzieren. Dieses Ziel wurde seither in keinem einzigen Jahr erreicht, im Vorjahr kamen laut vorläufigen Daten des Innenministeriums 349 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Für das Jahr 2030 lautet Österreichs Verkehrssicherheitsziel weniger als 207 Verkehrstote.

Die mit Österreich gut vergleichbare Schweiz verzeichnete im Vorjahr nach endgültigen Daten 250 Verkehrstote. „Österreich kann sich nicht nur beim Bahnverkehr ein Vorbild an der Schweiz nehmen, sondern auch bei der Verkehrssicherheit. Die Schweiz hat beispielsweise niedrigere Tempolimits und zusätzlich eine deutlich geringere Toleranz beim Überschreiten der Limits“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest. Auf Autobahnen gilt Tempolimit 120, auf Freilandstraßen ist 80 km/h als Höchstgeschwindigkeit die Regel. Im Ortsgebiet ist Verkehrsberuhigung weit verbreitet, allein in Bern gibt es mehr als 120 Begegnungszonen. Bern hat mit 146.000 etwas weniger Einwohnerinnen und Einwohner als die Stadt Salzburg. „Mit mehr Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen und mehr Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet können Unfälle vermieden und Menschenleben gerettet werden“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest. Der Anhalteweg (Reaktions- plus Bremsweg) ist bei Tempo 50 doppelt so lang wie bei Tempo 30.

In der Schweiz ist zudem die Toleranz beim Überschreiten von Tempolimits mit rund 5 km/h deutlich geringer, während sie in Österreich teilweise bis zu 15 km/h beträgt. Untersuchungen zeigen, dass in der Schweiz Tempolimits deutlich häufiger eingehalten werden als in Österreich. Auch die in der Schweiz höheren Strafen tragen zu mehr Disziplin im Straßenverkehr bei. Die in Österreich hohen Toleranzgrenzen sind für das Bemühen, dass die Tempolimits eingehalten werden, kontraproduktiv, betont der VCÖ.

Auch die Folgen von Fehlverhalten wie Ablenkung und Unachtsamkeit sind bei höherer Geschwindigkeit fataler. „Wer mit dem Handy am Ohr telefoniert reagiert so langsam wie ein Alkolenker mit 0,8 Promille. Auch deshalb sollte Handy am Steuer in Österreich endlich ins Vormerksystem aufgenommen werden, wie es in der Mehrzahl der EU-Staaten bereits der Fall ist“,  weist VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky auf eine weitere wichtige Maßnahme hin.

Da öffentliche Verkehrsmittel deutlich sicherer sind als Pkw, sind auch mehr Bahn- und Busverbindungen eine wirksame Maßnahme, um die Zahl der Unfälle zu reduzieren. Neben dem Linienverkehr können Anrufsammeltaxis und Discobusse viele schwere Unfälle insbesondere von Jugendlichen und jungen Erwachsenen verhindern, erinnert der VCÖ.

Im Bundesländer-Vergleich gab es heuer im 1. Quartal in Niederösterreich mit 21 die meisten Verkehrstoten. In Oberösterreich kamen elf Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, in der Steiermark neun, in Tirol sechs, in Wien vier, in Salzburg, Vorarlberg und Burgenland jeweils drei und in Kärnten zwei.


VCÖ: Im 1. Quartal mehr Verkehrstote als im 1. Quartal 2024
(Anzahl Verkehrstote in Österreich)

1.Quartal 2025: 62 Verkehrstote (vorläufige Daten)

1.Quartal 2024: 54 Verkehrstote (endgültige Daten)

1.Quartal 2023: 76 Verkehrstote

1.Quartal 2022: 77 Verkehrstote

1.Quartal 2021: 48 Verkehrstote

1.Quartal 2020: 69 Verkehrstote

1.Quartal 2019: 64 Verkehrstote

Quelle: BMI, Statistik Austria, VCÖ 2025


VCÖ: Die meisten Verkehrstoten gab es in Niederösterreich
(Anzahl Verkehrstote von 1.1. bis 31.3.2025 – in Klammer Änderung zu 1. Quartal 2024)

Niederösterreich: 21 (plus 9)
Oberösterreich: 11 (minus 1)
Steiermark: 9 (minus 4)
Tirol: 6 (gleich geblieben)
Wien: 4 (plus 2)
Salzburg: 3 (gleich geblieben)
Vorarlberg: 3 (plus 1)
Burgenland: 3 (plus 3)
Kärnten: 2 (minus 2)

Österreich: 62 (plus 8)

Quelle: BMI, Statistik Austria, VCÖ 2025

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Foto: Sarah Duit

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