VCÖ zu Klimabilanz: Trotz Rückgangs verursacht der Verkehr mehr CO2 als im Jahr 1990

VCÖ: Mehr Klimaschutz im Verkehr reduziert die Mobilitätskosten

Auspuff eines Autos, der sichtbar Schadstoffe ausstößt

VCÖ (Wien, 22. August 2024) – Dass die CO2-Emissionen auch im Vorjahr gesunken sind, ist erfreulich, aber der Verkehr verursacht als einziger Sektor mehr CO2 als noch im Jahr 1990, stellt die Mobilitätsorganisation VCÖ zur heute präsentierten Klimabilanz fest. Der VCÖ weist darauf hin, dass viele Klimaschutz-Maßnahmen im Verkehr nicht nur die Emissionen, sondern auch die Kosten für die Haushalte und die Gesellschaft reduzieren.  

 

Laut heute vom Umweltbundesamt präsentierten Daten verursachte der Verkehr im Vorjahr 19,8 Millionen Tonnen Treibhausgase, das waren um 0,8 Millionen Tonnen weniger als im Jahr 2022 und um 4,2 Millionen Tonnen weniger als im Jahr 2019. „So erfreulich dieser Rückgang ist, so unerfreulich ist, dass der CO2-Ausstoß des Verkehrs um 43 Prozent höher ist als im Jahr 1990. Damit ist der Verkehr die unrühmliche Ausnahme. Die anderen Sektoren haben ihre Emissionen reduziert“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

So waren im Jahr 1990 die Emissionen des Gebäudesektors mit 12,9 Millionen Tonnen fast so hoch wie jene des Verkehrs mit 13,8 Millionen Tonnen. Seither wurden dank zahlreicher Maßnahmen die Emissionen im Gebäudesektor halbiert. Heute verursacht der Verkehr mehr als dreimal so viele Treibhausgase wie der Gebäudesektor, macht der VCÖ aufmerksam.

Das Potenzial für eine deutlich stärkere Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs ist groß. Der VCÖ weist darauf hin, dass viele Klimaschutz-Maßnahmen die Kosten der Mobilität reduzieren. „Niedrigeres Tempo und spritsparender Fahrstil reduzieren den Spritverbrauch und damit den CO2-Ausstoß und die Spritkosten. Wer mit Bahn oder Bus statt mit dem Auto zur Arbeit pendelt, spart sich dank Klimaticket viel Geld. Bei kürzeren Strecken reduziert wiederum der Umstieg vom Auto aufs Fahrrad die Kosten und stärkt gleichzeitig die Gesundheit. Auch Fahrgemeinschaften reduzieren Kosten und CO2“, nennt VCÖ-Experte Michael Schwendinger einige Beispiele. Auch die externen Kosten, die durch Abgase, Lärm, Unfälle und Staus entstehen, werden mit dem Umstieg vom Auto auf Öffis, Fahrrad oder bei sehr kurzen Strecken aufs Gehen deutlich reduziert.

Im Pendelverkehr ist betriebliches Mobilitätsmanagement seitens der Arbeitgeber eine der wirksamsten Maßnahmen, die neben CO2 auch Verkehrsprobleme, Staus und die Kosten für die Beschäftigten reduzieren. Auch Freizeiteinrichtungen, Ausflugsziele und Tourismusregionen sind gefordert, Maßnahmen zu setzen, damit mehr Gäste mit dem Öffentlichen Verkehr oder bei kürzeren Distanzen mit dem Fahrrad anreisen können.

Einen großen Einfluss auf das Mobilitätsverhalten haben Siedlungsentwicklung und die Standortwahl. „Zersiedelung führt zu mehr Verkehr, die Stärkung der Ortskerne und Nahversorgung reduziert die Verkehrsbelastung und ermöglicht es der Bevölkerung, klimafreundlicher mobil zu sein“, fordert VCÖ-Experte Michael Schwendinger eine verbesserte Raumordnung in Österreich.

Im Güterverkehr sind betriebliche Gleisanschlüsse zu forcieren, um Güter direkt vom Betrieb auf die Schiene zu bringen. Bei Klein-Lkw ist der Umstieg auf emissionsfreie Antriebe zu beschleunigen, auch durch emissionsfreie Lieferzonen in den Städten.

Rückfragen: VCÖ-Kommunikation Christian Gratzer (0699) 18932695

VCÖ: CO2-Emissionen des Verkehrs sind in Österreich seit 2019 deutlich gesunken, aber höher als 1990
(inklusive innerösterreichischem Flugverkehr)

Jahr 2023: 19,8 Millionen Tonnen
Jahr 2022: 20,6 Millionen Tonnen
Jahr 2021: 21,6 Millionen Tonnen
Jahr 2020: 20,7 Millionen Tonnen
Jahr 2019: 24,0 Millionen Tonnen
Jahr 2018: 23,9 Millionen Tonnen
Jahr 2017: 23,7 Millionen Tonnen
Jahr 2016: 23,0 Millionen Tonnen
Jahr 2015: 22,2 Millionen Tonnen
Jahr 2014: 21,8 Millionen Tonnen
Jahr 2013: 22,4 Millionen Tonnen
Jahr 2012: 21,3 Millionen Tonnen
Jahr 2011: 21,4 Millionen Tonnen
Jahr 2010: 22,2 Millionen Tonnen
Jahr 2005: 24,6 Millionen Tonnen
Jahr 1990: 13,8 Millionen Tonnen
Quelle: Umweltbundesamt, VCÖ 2024

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Klimaneutrale Mobilität braucht Energie

Von Ulla Rasmussen VCÖ-Verkehrspolitik

Die Europäische Union soll im Jahr 2050 klimaneutral sein, Österreich schon im Jahr 2040. Das hat natürlich Signalwirkung für den Verkehrssektor, der weit davon entfernt ist, klimaneutral und unabhängig vom Erdöl zu sein. Einige Großstädte haben das Ziel zu ihrem gemacht. So will Kopenhagen schon im Jahr 2025 klimaneutral sein, Oslo und Zürich im Jahr 2030. Paris will bis zum Jahr 2024 die Mobilität ohne Diesel betreiben und bis 2030 auch ohne Benzin. Großstädte haben gute Voraussetzungen, um die klimaneutrale Mobilitätswende voranzutreiben. Die wachsende Anzahl an zu befördernden Menschen macht U-Bahn und Straßenbahn sowie aktive Mobilität unumgänglich. Es ist wegen des begrenzten Platzes schlicht unmöglich, auf Automobilität zu setzen, egal ob fossil angetrieben oder nicht. Was nicht vergessen werden darf: Klimaneutrale Mobilität braucht erneuerbare Energien. Auch für die städtische Mobilität ist der Ausbau der erneuerbaren Energiequellen notwendig. Die Erzeugung muss nicht in der Stadt sein, die Stadt soll sich aber darum kümmern.

>> Ihre Meinung dazu an ulla.rasmussen@vcoe.at

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Aus der Praxis Johanna Partin

Director of Carbon Neutral Cities Alliance CNCA, carbonneutralcities.org

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