VCÖ zu langfristigen Auswirkungen der Pandemie: Mehr Radverkehr, mehr Homeoffice

Autoverkehr auf Niveau wie vor der Pandemie, Schienenverkehr übertraf bereits 2023 Vor-Pandemie Niveau

Foto: Mobilitätsagentur

VCÖ (Wien, 24. Februar 2025) - Die Covid-19 Pandemie hatte kurzfristig starke Auswirkungen auf die Mobilität. Fünf Jahre nach Ausbruch der Pandemie gibt es als langfristige Auswirkungen auf die Mobilität eine Zunahme des Radverkehrs und mehr Homeoffice, stellt die Mobilitätsorganisation VCÖ fest. Der Autoverkehr war im Vorjahr auf dem Niveau wie vor der Pandemie, der Schienenverkehr übertraf bereits im Jahr 2023 das Vor-Pandemie Niveau. Um den Trend zum Rad und das Potenzial von Elektro-Fahrrädern im Alltag bestmöglich nutzen zu können, braucht es in Österreich eine Radinfrastruktur-Offensive, betont der VCÖ.

Infolge der Lockdowns und Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie gingen der Autoverkehr und die Zahl der Fahrgäste im Öffentlichen Verkehr stark zurück. Im Jahr 2020 legten Pkw auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen mit 22,586 Milliarden Kilometer um 22,2 Prozent weniger Kilometer zurück als im Jahr 2019 (29,024 Milliarden Kilometer), weist die Mobilitätsorganisation VCÖ auf die Daten der Asfinag hin. Noch im Jahr 2023 fuhren Pkw um 250 Millionen Kilometer weniger auf dem hochrangigen Straßennetz als im Jahr 2019, trotz dem geringfügig - um 16 Kilometer - längeren Straßennetz. Erst im Vorjahr wurde das Niveau wie vor fünf Jahren erreicht. In den Jahren davor nahm der Autoverkehr auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen jedes Jahr zu.

Der Öffentliche Verkehr war von der Pandemie noch stärker betroffen. Im Jahr 2020 nahm die Zahl der Fahrgäste in Österreichs Bahnen um 39 Prozent auf 192,2 Millionen ab, die mit den Bahnen gefahrenen Kilometer gingen um rund 45 Prozent auf 7,4 Milliarden zurück. Im Jahr 2023 wurde aber bereits ein neuer Rekordwert erreicht, informiert der VCÖ: Mit 328,4 Millionen war die Zahl der Fahrgäste um fast vier Prozent höher als im Jahr 2019, mit 14,5 Milliarden wurden um acht Prozent mehr Kilometer mit der Bahn gefahren als im bisherigen Rekordjahr 2019. „Dass bereits im Jahr 2023 mehr mit der Bahn gefahren wurde als im Jahr 2019, ist auch auf das Klimaticket zurückzuführen, wodurch für viele das Bahnfahren attraktiver und für viele auch günstiger wurde, insbesondere auch für Pendlerinnen und Pendler“, erklärt VCÖ-Experte Michael Schwendinger.

In Wien, wo es bereits seit dem Jahr 2012 eine günstige Öffi-Jahreskarte gibt, hat der Öffentliche Verkehr das Vor-Pandemie-Niveau noch nicht erreicht. Im Jahr 2020 sanken die Fahrgastzahlen um 39 Prozent auf 574 Millionen. Bis zum Jahr 2023 waren sie zwar um 218 Millionen auf 792 Millionen gestiegen, lagen aber noch um 147 Millionen unter dem Rekordwert des Jahres 2019. In Linz war die Zahl der Fahrgäste im Jahr 2023 mit 98,5 Millionen um 13,5 Millionen niedriger als im Jahr 2019.

"Der Anteil von Homeoffice ist höher als vor der Pandemie, was die Zunahme des Arbeitspendelverkehrs bremst. Zusätzlich hat in den vergangenen Jahren die Zahl der Unternehmen zugenommen, die Mobilitätsmanagement umsetzen und damit den Anteil der Beschäftigten, die mit Öffis, Fahrrad und Fahrgemeinschaften zur Arbeit kommen, erhöht haben", weist VCÖ-Experte Michael Schwendinger auf weitere Änderungen hin. Anders beim Reise- und Ausflugsverkehr. Hier ist kein dämpfender Faktor mehr vorhanden. Im Gegenteil, die Anzahl der Reisen ist massiv gestiegen. Laut Statistik Austria machten die Österreicherinnen und Österreich im Jahr 2023 insgesamt 27 Millionen Urlaubsreisen, um 5,8 Millionen bzw. 27 Prozent mehr als im Jahr 2019. Die Urlaubsreisen mit dem Auto nahmen um 23 Prozent auf 16,4 Millionen zu, prozentuell noch stärker stiegen die Bahnreisen um 63 Prozent auf 4,1 Millionen.

Für fünf Bundesländer (Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg) sowie Graz, St. Pölten und die Bundeshauptstadt Wien liegen Mobilitätserhebungen für die Zeit nach der Pandemie und vor der Pandemie vor. „Die Mobilitätserhebungen der Bundesländer zeigen in zwei Bereichen eine einheitliche Entwicklung: Der Radverkehr ist gestiegen, der Anteil des Autos ist zurückgegangen“, fasst VCÖ-Experte Michael Schwendinger zusammen.

Im Land Salzburg nahm der Anteil des Radverkehrs an der Mobilität von elf Prozent im Jahr 2012 auf 13 Prozent im Jahr 2022 zu, in Oberösterreich von 5,2 Prozent im Jahr 2012 auf 6,7 Prozent im Jahr 2022, in Tirol von elf Prozent im Jahr 2011 auf 14 Prozent im Jahr 2022, in der Steiermark von sechs Prozent im Jahr 2014 auf neun Prozent im Jahr 2024 sowie in Vorarlberg von 16 Prozent im Jahr 2017 auf 22 Prozent im Jahr 2022.

Die Zunahme des Radverkehrs zeigt sich auch in Wien mit einem Anstieg von sieben Prozent im Jahr 2019 auf zehn Prozent im Jahr 2023. Laut den automatischen Radverkehrszählungen der Stadt Wien ist die Anzahl der Radfahrten im Jahr 2024 gegenüber dem Jahr 2023 um fünf Prozent gestiegen. In Graz war der Anteil des Radverkehrs im Jahr 2021 mit 20 Prozent höher als im Jahr 2018 mit 19 Prozent. Auch in Graz zeigen die Radverkehrszählstellen einen weiteren Anstieg. In St. Pölten stieg der Anteil des Radverkehrs von 14 Prozent im Jahr 2018 auf 18 Prozent im Jahr 2024.

„In der Pandemiezeit haben viele das Fahrrad als Verkehrsmittel entdeckt, um gesunde Bewegung im Alltag machen zu können. Da weniger Autoverkehr war, wurde das Radfahren auch als angenehmer und sicherer empfunden. Ein Teil hat auch langfristig das Verhalten verändert und fährt nun häufiger mit dem Fahrrad. Viele europäische Städte haben in der Pandemie gezeigt, dass man die Radinfrastruktur auch durch verkehrspolitische Maßnahmen rasch verbessern kann. Um den Trend zum Rad und um das Potenzial von Elektro-Fahrrädern im Alltag bestmöglich ausnutzen zu können, braucht es in Österreich eine Radinfrastruktur-Offensive“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

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