VCÖ zu Masterplan Güterverkehr: Den Zielen rasch verstärkte Maßnahmen folgen lassen

VCÖ: Betriebliche Gleisanschlüsse und Ausstieg aus Diesel-Lkw forcieren - Toleranzgrenze beim Überschreiten der Tempolimits abschaffen

VCÖ (Wien, 31. März 2023) - Die Klimaziele kann der Verkehr nur erreichen, wenn auch der Gütertransport auf Klimakurs kommt. Der heute vom Klimaschutzministerium präsentierte Masterplan Güterverkehr gibt die Zielrichtung vor und wird vom VCÖ begrüßt. Damit die Zielsetzungen auch erreicht werden, müssen rasch verstärkte Maßnahmen folgen. Großes Potenzial besteht in so genannten Anschlussbahnen, um Güter direkt vom Betrieb auf die Schiene zu bringen, betont der VCÖ. Zudem ist auch im Straßengüterverkehr der Ausstieg aus Diesel zu beschleunigen. Durch verstärkte Lkw-Kontrollen ist zudem sicherzustellen, dass alle Lkw die bestehenden Regelungen und Gesetze einhalten. Dazu zählt auch die Einhaltung des Tempolimits von 80 km/h für Lkw auf Autobahnen und Schnellstraßen.

Die CO2-Emissionen des Lkw-Verkehrs haben sich seit dem Jahr 1990 mehr als verdoppelt und sind für rund 40 Prozent der klimaschädlichen Emissionen des Straßenverkehrs verantwortlich, macht der VCÖ aufmerksam. "Die Klimaziele kann der Verkehr nur erreichen, wenn auch der Gütertransport auf Klimakurs kommt", betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger. Neben dem Vermeiden beispielsweise durch mehr regionale und langlebige Produkte ist die Verlagerung auf die Schiene besonders wirksam. Während Lkw-Sattelzüge laut Umweltbundesamt im Schnitt 68,7 Gramm CO2 pro Tonnenkilometer verursachen sind es beim Schienengüterverkehr mit 4,6 Gramm pro Tonnenkilometer um 93 Prozent weniger. Vor allem bei betrieblichen Gleisanschlüssen besteht großes Potenzial, weil die Güter damit zeit- und geldsparend direkt vom Betrieb auf die Schiene gebracht werden können. "Durch die Verlagerung auf die Schiene werden zudem die Straßen entlastet. Ein einziger Güterzug kann immerhin 40 Lkw ersetzen", verdeutlicht VCÖ-Experte Schwendinger.

Lkw werden aber natürlich auch künftig eine wichtige Rolle für den Gütertransport spielen. Auf EU-Ebene braucht es ambitionierte CO2-Flottengrenzwerte für neue Lkw. Der Ausstieg aus dem klimaschädlichen Diesel ist zu beschleunigen und die Umstellung auf emissionsfreie Antriebe zu forcieren. Im regionalen Verteilerverkehr und im urbanen Gütertransport könnte schon heute ein großer Teil der Zustellungen mit Elektro-Transporter erfolgen. Aber auch bei den größeren Lkw nimmt das Angebot an Elektro-Lkw zu. Schon heute erreichen E-Lkw Reichweiten von 300 bis 400 Kilometer, Tendenz steigend. "Die Hälfte des gesamten Transportaufkommens auf Straßen innerhalb Österreichs entfällt auf Entfernungen bis 50 Kilometer", macht VCÖ-Experte Schwendinger aufmerksam.

Wichtig für einen fairen Wettbewerb sind auch verstärkte Lkw-Kontrollen, damit jene, die sich nicht an arbeits- und sozialrechtliche sowie technische Vorschriften halten, erwischt und bestraft werden. Wichtig ist zudem, die bestehende hohe Toleranzgrenze bei der Einhaltung von Tempolimits auf Autobahnen und Schnellstraßen von den Bundesländern abzuschaffen. "Es ist sicherzustellen, dass Lkw das bestehende Tempolimit von 80 km/h auch einhalten", so VCÖ-Experte Schwendinger.

Zurück zur Übersicht

Frankreich: Verbot von Inland-Flügen entlang gut ausgebauter Bahnverbindungen

Frankreich hat einen ersten Schritt zur Reduzierung von Kurzstreckenflügen unternommen. Auf Strecken, die mit regelmäßig verkehrenden Direktzügen innerhalb von zweieinhalb Stunden befahren werden können, dürfen Airlines keine Inland-Flüge mehr anbieten. Ein entsprechendes Gesetz war Bedingung der Regierung Frankreichs als Gegenleistung für Staatshilfen an Air France-KLM während der Covid-19-Pandemie. Konkret betrifft dies im Moment drei Destinationen zwischen dem Flughafen Orly südlich von Paris nach Nantes, Bordeaux sowie Lyon. Durch eine Verbesserung der Zugverbindungen oder ein Anheben der zweieinhalbstündigen Zeitgrenze könnten in Zukunft noch weitere Inland-Flüge auf die Bahn verlagert werden.

Mehr dazu

Kühltransporte mit E-Lkw

Temperaturgeführte Lieferungen stellen für batteriebetriebene E-Lkw eine besondere Herausforderung dar, wird doch für die Kühlung verderblicher Waren besonders viel Energie gebraucht. Trotzdem zeigen erste Tests, dass sie diese Aufgabe auch im Überland- und Fernverkehr bewältigen können. Bereits im Jahr 2019 führte ein E-Lkw erstmals eine temperaturgeführte Blumenlieferung von Velno in den Niederlanden nach Wien durch. Zuletzt testete Müller Transporte aus Niederösterreich im Dezember 2022 erfolgreich einen batterie-elektrischen Sattelzug. Im Auftrag eines Pharmaunternehmens transportierte der E-Sattelzug eine Woche lang kühlungsempfindliche Rohstoffe zwischen Standorten im Raum Wien.

Mehr dazu