VCÖ zu Treibhausgasbilanz: Verkehr ist einziger Sektor mit höheren Emissionen als im Jahr 1990

VCÖ: Mit mehr Klimaschutz Spritverbrauch und Kosten reduzieren

VCÖ (Wien, 16. Jänner 2024) – Die CO2-Emissionen des Verkehrs waren laut heute veröffentlichter Daten des Umweltbundesamts im Jahr 2022 mit 20,6 Millionen Tonnen um eine Million Tonnen niedriger als im Jahr 2021. Aber der Verkehr ist der einzige Sektor, der mehr Treibhausgase verursachte als im Jahr 1990, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ aufmerksam. Der VCÖ weist darauf hin, dass mehr Klimaschutz den Spritverbrauch und damit auch die Spritkosten deutlich reduziert.



Mit 20,6 Millionen Tonnen erreichte der Verkehrssektor den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2001, als der Verkehr 19,8 Millionen Tonnen verursachte. „Da im Vorjahr weniger Sprit getankt wurde als im Jahr 2022 ist für das Jahr 2023 mit einem weiteren Rückgang der klimaschädlichen Emissionen des Verkehrs zu rechnen. Aber der Verkehr ist nach wie vor der einzige Sektor, der mehr Treibhausgase verursacht als im Jahr 1990. Es braucht verstärkte Klimaschutzmaßnahmen“, betont VCÖ-Expertin Lina Mosshammer.  

Der Verkehr verursachte im Jahr 2022 um 6,8 Millionen Tonnen beziehungsweise um 49 Prozent mehr Treibhausgase als im Jahr 1990. Die anderen Sektoren hingegen haben ihre Treibhausgase in diesem Zeitraum reduziert: Der Gebäudesektor um 5,5 Millionen Tonnen (minus 43 Prozent), die Landwirtschaft um 1,6 Millionen Tonnen (minus 16 Prozent), die Abfallwirtschaft um 2,5 Millionen Tonnen (minus 53 Prozent) und Energie und Industrie um 3,8 Millionen Tonnen (minus 10 Prozent). Die Zunahme beim Verkehr machte Einsparungen der anderen Sektoren wieder zunichte.

„Verstärkter Klimaschutz im Verkehr reduziert nicht nur den CO2-Ausstoß, sondern auch den Spritverbrauch und damit die Spritkosten. Es rechnet sich für Haushalte und Unternehmen, wenn für Mobilität und Transporte weniger Treibstoff benötigt wird“, verdeutlicht VCÖ-Expertin Lina Mosshammer. Und ein geringerer Spritverbrauch bedeutet, dass Österreich weniger Erdöl importieren muss.

Das Potenzial für die Verlagerung von Verkehr auf öffentliche Verkehrsmittel und das Fahrrad ist in Österreich groß. Wesentlich dafür ist, dass durch mehr Verbindungen und den rascheren Ausbau der Rad-Infrastruktur, es mehr Menschen möglich wird auf klimaverträgliche Mobilität umzusteigen. Aber auch beim Autofahren kann durch Fahrgemeinschaften und spritsparendem Fahrstil der CO2-Ausstoß deutlich reduziert werden. Wer auf der Autobahn statt 130 km/h mit Tempo 100 fährt, verringert den Spritverbrauch laut Umweltbundesamt im Schnitt um 23 Prozent und damit auch die Spritkosten und den CO2-Ausstoß.

„Der Verbrauch hat einen größeren Einfluss auf die Spritkosten als der Spritpreis. Deshalb braucht es bessere Vorgaben an die Hersteller, dass sie energiesparende Modelle auf den Markt bringen statt immer größere, schwerere und übermotorisierte Modelle, die sowohl die Umwelt als auch die Geldbörse belasten“, betont VCÖ-Expertin Lina Mosshammer.

Im Güterverkehr sind betriebliche Gleisanschlüsse zu forcieren, um Güter direkt vom Betrieb auf die Schiene zu bringen. Bei Klein-Lkw ist der Umstieg auf emissionsfreie Antriebe zu beschleunigen, auch durch emissionsfreie Lieferzonen in den Städten. Langlebige Produkte sowie reparieren statt wegwerfen tragen ebenfalls zur Reduktion der Emissionen des Lkw-Verkehrs bei.  

VCÖ: Nur der Verkehr verursacht mehr CO2-Emissionen als im Jahr 1990
(Änderung Treibhausgas-Emissionen im Jahr 2022 gegenüber dem Jahr 1990 – in Klammer Emissionen 2022)

Gebäude: minus 5,5 Millionen Tonnen (7,4 Millionen Tonnen)  
Energie und Industrie: minus 3,8 Millionen Tonnen (32,6 Millionen Tonnen)
Abfallwirtschaft: minus 2,5 Millionen Tonnen (2,2 Millionen Tonnen)
Landwirtschaft: minus 1,6 Millionen Tonnen (8,2 Millionen Tonnen)
Verkehr: plus 6,8 Millionen Tonnen (20,6 Millionen Tonnen)

Quelle: Umweltbundesamt, VCÖ 2024

Zurück zur Übersicht

VCÖ: Verbrauch hat stärkeren Einfluss auf Spritkosten als der Spritpreis

VCÖ (Wien, 1. Juni 2022) – Der Verbrauch hat deutlich stärkeren Einfluss auf die Spritkosten als der Spritpreis, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Bei aktuellen Spritpreisen betragen die Spritkosten für ein durchschnittliches Auto in Österreich 12 Cent pro Kilometer. Bei einem Verbrauch von fünf Litern pro 100 Kilometer sinken die Kosten auf neun Cent pro Kilometer. Damit wären die Kilometerkosten niedriger als beim aktuellen Durchschnittsverbrauch und einer Preissenkung um 30 Cent pro Liter und dem aktuellen Durchschnittsverbrauch. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen, um die Erdölabhängigkeit des Verkehrs und damit die Kosten für die Haushalte zu reduzieren.

Mehr dazu
Foto: Sarah Duit

Offener Brief an EU-Parlament: Keine zusätzliche Nachfrage nach Erdgas schaffen!

In der EU-Regulierung zum Aufbau einer Infrastruktur für alternative Kraftstoffe (AFIR) ist der Ausbau von Gas-Tankstellen für den Lkw-Verkehr vorgesehen. Auch massive Investitionen in eine LNG-Tankinfrastruktur sind im AFIR-Vorschlag vorgesehen, obwohl diese Technologie aus mehreren Gründen für einen klimaverträglichen europäischen Lkw-Verkehr eine untergeordnete Rolle spielen wird. In einem offenen Brief von VCÖ und 16 weiteren NGOs aus Europa werden EU-Parlament und der EU-Verkehrsministerrat aufgefordert, die Vorgaben für den  Aufbau von Flüssiggas-Infrastruktur zu streichen.

Mehr dazu
Foto: Sarah Duit