VCÖ zu Unfallbilanz 2024: Rückgang bei Verkehrstoten in Österreich von 349 Todesopfern überschattet

VCÖ: Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen, Handy am Steuer ins Vormerksystem aufnehmen

Foto: Kleines Kreuz mit Kerzen neben einer Freilandstraße

VCÖ (Wien, 1. Jänner 2025) – Die Zahl der Verkehrstoten in Österreich ist im Vorjahr zurückgegangen, aber die Zahl der Todesopfer war mit 349 weiterhin sehr hoch, stellt der VCÖ zur heute präsentierten Verkehrsunfallbilanz fest. Österreich ist von seinem Verkehrssicherheitsziel für das Jahr 2030 noch sehr weit entfernt. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen gegen zu hohes Tempo und Ablenkung. Für Freilandstraßen soll Tempo 80 statt 100 die Regel werden und Handy am Steuer endlich auch in Österreich ins Vormerksystem aufgenommen werden.

Nachdem drei Jahre hintereinander die Zahl der Verkehrstoten in Österreich gestiegen war, gab es im Vorjahr einen Rückgang. Aber die Zahl der Todesopfer ist weiterhin hoch: 349 Menschen verloren seit Jahresanfang bei Verkehrsunfällen ihr Leben. „Damit wurde erneut das Verkehrssicherheitsziel, das für das Jahr 2020 weniger als 312 Verkehrstote vorgab, deutlich verfehlt. Wenn in der Verkehrssicherheit Ziele verfehlt werden, bezahlen Menschen mit ihrer Gesundheit oder gar ihrem Leben“, erinnert VCÖ-Sprecher Christian Gratzer.

Vorarlberg hatte mit sieben die niedrigste Anzahl an Verkehrstoten im Bundesländer-Vergleich und auch die niedrigste Anzahl an Todesopfern im Straßenverkehr, die es je in einem Bundesland seit Bestehen der Unfallstatistik gab, macht der VCÖ aufmerksam. Die bisher niedrigste Anzahl an Verkehrstoten erreichte das Burgenland im Jahr 2021 mit acht. Die meisten Verkehrstoten verzeichnete im Jahr 2024 Niederösterreich mit 83.

Vom Verkehrssicherheitsziel für das Jahr 2030 ist Österreich noch sehr weit entfernt: Bis zum Jahr 2030 soll die Zahl der Verkehrstoten auf weniger als 207 reduziert werden, das sind um 50 Prozent weniger als im Jahresschnitt des Zeitraums 2017 bis 2019, informiert der VCÖ.

Zentrale Faktoren für die Verkehrssicherheit sind Geschwindigkeit und Aufmerksamkeit. „Geschwindigkeit reduzieren, Aufmerksamkeit erhöhen. Damit ist die Zahl der schweren Verkehrsunfälle deutlich zu reduzieren“, stellt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer fest. Ablenkung und Unachtsamkeit sowie nicht angepasste Geschwindigkeit waren im Vorjahr die Hauptursachen der tödlichen Verkehrsunfälle. Gemeinden und Städte können durch mehr Verkehrsberuhigung und mehr Tempo 30 statt 50 die Verkehrssicherheit innerorts erhöhen. Auf den gefährlichen Freilandstraßen ist mehr Tempo 80 statt 100 eine wirksame Sicherheitsmaßnahme. Im Vorjahr ereignete sich der Großteil der tödlichen Verkehrsunfälle auf den ehemaligen Bundesstraßen (139 Getötete) und Landesstraßen (105 Getötete). Wesentlich dabei sind auch die Kontrollen, damit die Tempolimits eingehalten werden.

Die kommende Bundesregierung ist gefordert, Handy am Steuer endlich auch in Österreich als Delikt im Vormerksystem aufzunehmen, so wie das in den meisten EU-Staaten der Fall ist. Wer beim Lenken mit dem Handy am Ohr telefoniert, reagiert so langsam wie ein Alko-Lenker mit 0,8 Promille und hat ein rund fünfmal so hohes Unfallrisiko, erinnert der VCÖ. Beim Lesen und Schreiben von Nachrichten ist das Unfallrisiko sogar mehr als 20 Mal so hoch.

Einen wichtigen Beitrag für die Verkehrssicherheit leistet die Verbesserung des öffentlichen Verkehrsangebots. „Bahn und Bus sind um ein Vielfaches sicherer. Damit können viele schwere Unfälle verhindert werden“, betont VCÖ-Sprecher Christian Gratzer.

Für die Sicherheit der Radfahrerinnen und Radfahrer sind die weitere Verbesserung des Radwegenetzes sehr wichtig. Auf baulich getrennten Radwegen können alle Altersgruppen, ob Seniorinnen und Senioren oder Familien mit Kindern sicher Radfahren, betont der VCÖ.

VCÖ: Zahl der Verkehrstoten ist im Vorjahr gesunken aber weiterhin sehr hoch
Verkehrssicherheitsziel für das Jahr 2030: weniger als 207 Verkehrstote

Jahr 2024: 349 Verkehrstote (vorläufige Zahl)

Jahr 2023: 402 Verkehrstote (endgültige Zahl)

Jahr 2022: 370 Verkehrstote
Jahr 2021: 362 Verkehrstote
Jahr 2020: 344 Verkehrstote

Verkehrssicherheitsziel für das Jahr 2020: weniger als 312 Verkehrstote

Jahr 2019: 416 Verkehrstote
Jahr 2018: 409 Verkehrstote

Jahr 2017: 414 Verkehrstote
Jahr 2016: 432 Verkehrstote

Jahr 2015: 479 Verkehrstote
Jahr 2014: 430 Verkehrstote

Jahr 2013: 455 Verkehrstote
Jahr 2012: 531 Verkehrstote

Jahr 2011: 523 Verkehrstote
Jahr 2010: 552 Verkehrstote

Quelle: BMI, Statistik Austria, VCÖ 2025

Zurück zur Übersicht

VCÖ: Jeder 3. Verkehrstote außerhalb des Ortsgebiets wegen nicht angepasster Geschwindigkeit

VCÖ (Wien, 7. November 2024) – 108 Todesopfer, 1.200 schwer Verletzte und 5.138 leicht Verletzte – das ist die Opferbilanz von Verkehrsunfällen in Österreich, die im Vorjahr wegen nicht angepasster Geschwindigkeit verursacht wurden, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Auf Österreichs Straßen herrscht eine Schnellfahrkultur. Der Anteil der Überschreitungen von Tempolimits ist in Österreich deutlich höher als beispielsweise in der Schweiz. In der Schweiz ist die Toleranzgrenze beim Überschreiten von Tempolimits niedriger als in Österreich. Die Einhaltung von Tempolimits hängt neben den Toleranzgrenzen und der Anzahl der Kontrollen auch von der Straßengestaltung ab, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ.

Mehr dazu
Foto: Kleines Kreuz mit Kerzen neben einer Freilandstraße

VCÖ: 78 Prozent der in Wien bei Verkehrsunfall schwer verletzten Kinder waren zu Fuß unterwegs

VCÖ (Wien, 17. Oktober 2024) – Die Zahl der bei Verkehrsunfällen verletzten Kinder ist im Vorjahr in Wien um 19 auf 464 gestiegen. Es gab zum Glück keinen tödlichen Kinderunfall. 32 Kinder wurden schwer verletzt, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. 78 Prozent der schwer verletzten Kinder wurden als Fußgängerin oder Fußgänger Opfer eines Verkehrsunfalls. Um die Verkehrssicherheit für die Kinder zu erhöhen, kann die Bevölkerung Problemstellen am Schulweg online unter www.vcoe.at in eine Karte eintragen. Für Wien wurden bereits mehr als 650 Problemstellen eingetragen.

Mehr dazu
Foto: Zwei Schulkinder zwischen zwei Autos, welche auf die Straße schauen.