VCÖ zu Weltbodentag: In Österreich wird täglich die Fläche eines Fußballfelds für Straßen verbaut

VCÖ: Wien und Vorarlberg haben niedrigsten Pro-Kopf-Bodenverbrauch des Verkehrs

Foto: Autobahn, auf welcher einige Pkw und Lkw fahren

VCÖ (Wien, 3. Dezember 2025) – Zwischen den Bundesländern gibt es beim Pro-Kopf-Verbrauch für Verkehrsflächen sehr große Unterschiede, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis nun veröffentlichter Daten der ÖROK (Österreichische Raumordnungskonferenz) zeigt. Während in Wien Verkehrsflächen 28 Quadratmeter pro Einwohnerin und Einwohner ausmachen und in Vorarlberg 96 Quadratmeter, sind es in Niederösterreich 323 Quadratmeter und im Burgenland 426 Quadratmeter. 91 Prozent der Verkehrsflächen in Österreich beansprucht der Straßenverkehr. Die Mobilitätsorganisation VCÖ fordert ein Ende der Zersiedelung, die Stärkung der Ortskerne sowie mehr platzeffiziente Mobilität.

Der Weltbodentag am 5. Dezember ruft in Erinnerung, dass der Boden eine sehr wertvolle Ressource ist, die es zu schützen gilt. Die von der ÖROK präsentierten Zahlen zeigen, dass der Verkehr mit 30,4 Prozent einen großen Anteil am Bodenverbrauch in Österreich hat. Dazu kommen noch Parkplätze von Betrieben, Wohnhausanlagen, Einkaufszentren, Freizeiteinrichtungen, Fach- und Supermärkten, die zu den Siedlungsflächen gezählt werden.

Die Verkehrsflächen haben seit dem Jahr 2022 um 877 Hektar auf 172.606 Hektar zugenommen. Von der Zunahme entfielen 871 Hektar auf Straßen, während es beim Schienenverkehr nur eine Zunahme von sechs Hektar gab. „In den vergangenen drei Jahren wurde im Schnitt jeden Tag die Fläche eines großen Fußballfeldes für den Straßenverkehr verbaut“, verdeutlicht VCÖ-Experte Michael Schwendinger.

Insgesamt nimmt der Straßenverkehr bereits 91 Prozent der Verkehrsflächen in Anspruch. Der Schienenverkehr benötigt nur sieben Prozent der Flächen, obwohl er 18 Prozent der Personenverkehrsleistung und 27 Prozent der Güterverkehrsleistung erbringt. Beim Schienenverkehr sind 50 Prozent der Flächen versiegelt, beim Straßenverkehr hingegen 74 Prozent. Der Schienenverkehr verursacht nicht nur deutlich weniger Emissionen, sondern ist auch um ein Vielfaches platzsparender als der Straßenverkehr. Statt mehr Straßen braucht Österreich mehr Schienen. Damit können Staus und andere Verkehrsprobleme sowie der Ressourcenverbrauch des Verkehrs deutlich reduziert werden, betont der VCÖ.

Doch anstatt zu wachsen, ist Österreichs Schienennetz seit dem Jahr 2000 um 595 Kilometer auf 5.686 Kilometer geschrumpft, während allein das Autobahn- und Schnellstraßennetz um 332 Kilometer länger wurde. Insgesamt hat Österreichs Straßennetz bereits eine Länge von mehr als 128.000 Kilometern. „Während de facto auf jede Almhütte eine Straße führt, ist nicht einmal jede Bezirkshauptstadt mit der Bahn erreichbar“, macht VCÖ-Experte Michael Schwendinger auf den großen Aufholbedarf aufmerksam.

Ein Treiber des Bodenverbrauchs ist die Zersiedelung. Jedes neue Gebäude auf der grünen Wiese braucht auch zusätzliche Straßen, bei Einkaufszentren, Fach- und Supermärkten kommen noch riesige versiegelte Flächen für Parkplätze dazu. „Die Stärkung der Ortskerne reduziert nicht nur den Bodenverbrauch, sondern macht auch die Alltagswege kürzer und vermeidet Verkehr“, erklärt VCÖ-Experte Michael Schwendinger.

Die VCÖ-Analyse zeigt zudem, dass es zwischen den Bundesländern große Unterschiede beim Pro-Kopf-Bodenverbrauch des Verkehrs gibt. Der Österreich-Schnitt liegt bei 188 Quadratmeter pro Person. Niedriger ist der Pro-Kopf-Bodenverbrauch des Verkehrs in den westlichen Bundesländern Salzburg (154 Quadratmeter), Tirol (149 Quadratmeter) und Vorarlberg (96 Quadratmeter) sowie mit 28 Quadratmetern in Wien, das als Großstadt den Vorteil eines dichten Öffi-Netzes und kürzerer Distanzen hat. Am höchsten ist - auch topographisch bedingt - der Pro-Kopf-Bodenverbrauch des Verkehrs im Burgenland mit 426 Quadratmetern vor Niederösterreich mit 323 Quadratmetern. „Alle Bundesländer können den Bodenverbrauch des Verkehrs deutlich reduzieren, einerseits durch eine verkehrssparende Siedlungsentwicklung und andererseits durch das Forcieren platzeffizienter Mobilität“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger abschließend fest.


VCÖ: 99 Prozent der Zunahme der Verkehrsflächen durch Straßenverkehr
(Änderung Flächeninanspruchnahme im Jahr 2025 gegenüber dem Jahr 2022)

Gemeinde- und sonstige Straßen: plus 533 Hektar

Landesstraßen B + L: plus 206 Hektar

Autobahnen und Schnellstraßen: plus 132 Hektar

Schienenverkehr: plus 6 Hektar
Quelle: ÖROK, VCÖ 2025


VCÖ: Verkehr in Wien und Vorarlberg hat niedrigsten Pro-Kopf-Flächenverbrauch
(Vom Verkehr beanspruchte Flächen pro Einwohnerin und Einwohner im Jahr 2025)

Wien: 28 Quadratmeter

Vorarlberg: 96 Quadratmeter

Tirol: 149 Quadratmeter

Salzburg: 154 Quadratmeter

Oberösterreich: 204 Quadratmeter

Steiermark: 214 Quadratmeter

Kärnten: 269 Quadratmeter

Niederösterreich: 323 Quadratmeter

Burgenland: 426 Quadratmeter

Österreich: 188 Quadratmeter
Quelle: ÖROK, VCÖ 2025


VCÖ: Über 90 Prozent der Verkehrsflächen beansprucht der Straßenverkehr
(Flächeninanspruchnahme in Österreich im Jahr 2025)

Straßenverkehrsflächen: 1.579,7 Quadratkilometer

Schienenverkehr: 126,8 Quadratkilometer

Flugverkehr: 19,6 Quadratkilometer

Summe: 1.726,1 Quadratkilometer
Quelle: ÖROK, VCÖ 2025

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VCÖ: In allen Bundesländern ist CO2-Ausstoß des Verkehrs seit 1990 stark gestiegen

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Foto: Bernhard Mittelbach

Ladekorridore für E-Lkw im hochrangigen Straßennetz

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