VCÖ-Fachveranstaltung: Güterverkehr erfolgreich auf Schiene verlagern

Der Güterverkehr hat in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen – vor allem auf der Straße. Damit verbunden sind hohe Umweltbelastungen und externe Kosten für die Gesellschaft. Aber um die Klimaziele erreichen zu können, ist der Bahnanteil von derzeit 30 auf mindestens 40 Prozent zu erhöhen. Welche Maßnahmen es braucht, um Güterverkehr erfolgreich auf die Schiene zu verlagern, wurde bei einer international besetzten Online-Fachkonferenz des VCÖ diskutiert.

 

 

Die Präsentationen der drei Fachvorträge stehen hier als Download zur Verfügung:

Michael Schwendinger (VCÖ - Mobilität mit Zukunft):Von der Straße auf die Schiene - Güterverkehr 2040“ (0,7 MB)
Arnold Berndt (BAV, Schweiz):Notwendige Rahmenbedingungen für erfolgreichen Schienengüterverkehr“ (3,7 MB)
Maria Leenen (SCI Verkehr GmbH, Deutschland):Ansätze zur Umsetzung von Verlagerungscoaches am Beispiel Deutschland“ (1,2 MB)

Hier können Sie die Fachvorträge aller Vortragenden nachsehen und nachhören

Maria Leenen (SCI Verkehr GmbH, Deutschland): Ansätze zur Umsetzung von Verlagerungscoaches am Beispiel Deutschland

 

Michael Schwendinger (VCÖ - Mobilität mit Zukunft): Von der Straße auf die Schiene - Güterverkehr 2040

Arnold Berndt (Bundesamt für Verkehr Schweiz, Sektion Güterverkehr): Notwendige Rahmenbedingungen für erfolgreichen Schienengüterverkehr

 

Anschließend wurden zwei Beispiele aus der aktuellen Praxissituation in Österreich präsentiert.

Roland Richter, Vorstand im Verband der österreichischen Entsorgungsbetriebe, weist auf die Verbesserungen im Abfallwirtschaftsgesetz hin, in dem der Transport von Abfällen auf der Schiene forciert wird. „Wichtig für die Umsetzung dieser Gesetzesvorgabe ist eine funktionierende, flächendeckende und vor allem wirtschaftliche Infrastruktur, wo noch sehr viel Aufbauarbeit geleistet werden muss.“

Lafarge Österreich wird künftig bei der Belieferung der Zementwerke mit Rohstoffen und Ersatzbrennstoffen verstärkt auf die Bahn setzen. „In einem ersten Schritt transportieren wir pro Jahr 12.000 Tonnen Ersatzbrennstoffe per Bahn. Um einen weiteren Ausbau sicherzustellen, bedarf es einer besseren Infrastruktur, insbesondere die Elektrifizierung der Strecke Götzendorf – Mannersdorf“, erklären Markus Palfinger und Christopher Ehrenberg von Lafarge.

Hier können Sie die Kurz-Inputs aus der Praxis nachsehen und nachhören

Roland Richter (VÖEB - Verband der österreichischen Entsorgungsbetriebe): Welche Auswirkungen das Abfallwirtschaftsgesetz auf den Schienentransport hat

Markus Palfinger und Christopher Ehrenberg (Lafarge Zementwerke GmbH): Praxiserfahrungen mit dem Gütertransport auf der Schiene

 

In der anschließenden Diskussion wurden Maßnahmen und mögliche Wege, um eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene zu erreichen, diskutiert.

„Güterverkehr erfolgreich auf Schiene verlagern“ ist eine wesentliche Voraussetzung für das Erreichen der Klimaziele auf internationaler und EU-Ebene sowie der Klimaneutralität 2040, wie sie im österreichischen Regierungsprogramm verankert ist“, unterstreicht Claudia Nemeth, Leiterin der Abteilung Güterverkehr im Klimaschutzministerium.

„Eine leistungsfähige, europaweite Infrastruktur“ sieht auch Clemens Först, Vorstand der Rail Cargo Austria, als eine von drei zentrale Voraussetzungen, um den Anteil der Schiene im nötigen Ausmaß zu erhöhen. Zudem müssen die Bahnlogistiker einen einfachen Zugang zu attraktiven Produkten anbieten und es brauche „faire verkehrspolitische Wettbewerbsbedingungen zwischen Schiene und Straße. Dazu zählt auch, dass jeder Verkehrsträger jene Kosten tragen soll, die er verursacht, zum Beispiel für CO2-Emissionen.“

Auf den „derzeit unfairen Kostennachteil der Schiene, weil der Lkw-Verkehr die Umweltfolgekosten nicht zahlt“, wies auch der Güterverkehr-Experte der AK Wien, Franz Greil, hin und ergänzte: „Es braucht auch dringend bessere Sozial- und Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten.“

Monika Unterholzner, Geschäftsführerin der Wiener Lokalbahnen Gruppe, sieht zudem im „Ausbau von Infrastruktur und der technischen Harmonisierung“ wichtige Maßnahmen, die den Anteil der Schiene erhöhen.

Die gesamte Diskussion können Sie hier als Video-Mitschnitt nachsehen
 

Der VCÖ setzt sich als gemeinwohlorientierte Organisation für eine ökologisch verträgliche, sozial gerechte und ökonomisch effiziente Mobilität ein. Sie können die Arbeit des VCÖ für eine Mobilität mit Zukunft hier unterstützen.

Zurück zur Übersicht

Orange Combi Cargo, Spedition Weiss

Durch den Einsatz von E-Lkw auf der letzten Meile und der Bahn als Hauptverkehrsträger werden klimaverträglichere End-to-End-Güterlieferungen zwischen West- und Ostösterreich ermöglicht.

Mehr dazu
Foto: Mehrere Waggons im Design der Gebrüder Weiss Logistik stehen auf einem Gleis

Jobs in der EU durch Green New Deal

Von Ulla Rasmussen VCÖ-Verkehrspolitik

Die neue Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat ihre Vorstellungen und politischen Richtlinien präsentiert. Diese haben es in sich: es ist die Rede von einem „European Green New Deal“ und von einer Wirtschaft, die für die Menschen arbeitet – und das alles unter dem Leitgedanken, Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen. Auf die Umsetzung bin ich gespannt. Wir sehen in Österreich, wie schwierig es politisch ist, verbindliche und überprüfbare Klima-Zielsetzungen festzulegen und mit konkreten und überprüfbaren Maßnahmen umzusetzen. Nicht nur Österreich, die ganze Welt sucht Lösungen zur CO2-Reduktion im Verkehrsbereich – und die Zeit läuft. Wir müssen uns beeilen, wenn wir bei den Lösungen, die dann auch Beschäftigung bieten, vorne mit dabei sein wollen. Das heißt, auf dezentrale Lösungen für die Erzeugung erneuerbarer Energie zu setzen, auf Kompetenz bei der Herstellung von Schienenfahrzeugen und Schieneninfrastruktur, auf digitale Mobilitätsmanagement-Lösungen und auf Ideen für die Stadtmobilität und Stadtlogistik. Wenn die neue EU-Kommission dann auch noch eine wirksame Carbon Border Tax schafft, die sinnlose Transporte quer durch die Welt ökonomisch uninteressant macht und regionale Kreisläufe unterstützt, dann sind die Weichen für eine klimaverträgliche Beschäftigungspolitik gestellt.

>> Ihre Meinung dazu an: ulla.rasmussen@vcoe.at

Mehr dazu