VCÖ-Magazin 2019-01 - Aktive Mobilität

Die Tage werden länger und wärmer, immer mehr Menschen sind zu Fuß, mit Fahrrädern, Rollern und anderen mit Muskelkraft betriebenen Fortbewegungsmitteln unterwegs. Bewegungsaktive Mobilität gewinnt zu Recht an Aufmerksamkeit und Bedeutung.

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Keine Fortbewegungsart ist einfacher und preiswerter als aktive Mobilität. Sich von den eigenen Beinen tragen zu lassen, ist so selbstverständlich, dass es kaum auffällt – und wurde und wird auch in der Planung und Gestaltung des Verkehrssystems zu wenig berücksichtigt. Jeder Weg beginnt zumindest zu Fuß – zur Bushaltestelle, zum Fahrrad, zum geparkten Auto. Viele gehen auch längere Strecken zu Fuß. In Österreich ist immerhin jede siebte Strecke, die im Alltag zu Fuß gegangen wird, länger als zweieinhalb Kilometer. Und zwei Drittel der Über-15-Jährigen nutzen täglich die eigenen Beine als Verkehrsmittel. Neue und wiederentdeckte Fortbewegungsmittel wie Transportfahrräder, das Elektro-Fahrrad und der Tretroller tragen positiv zum Image der aktiven Mobilität bei und helfen, schnell vorwärts zu kommen, Zeit zu sparen und auch etwas für die Gesundheit zu tun. Die Stadt Wien verzeichnet Jahr für Jahr an ihren Fahrrad-Zählstellen eine Zunahme des Radverkehrs. Apps und Kampagnen wie „Wien zu Fuß“ oder „Radelt zur Arbeit“ – seit März 2019 nun „Österreich radelt“ – wecken spielerisch Freude am Gehen und Radfahren.

Gehen und Radfahren fördern

Die Verlagerung auf aktive Mobilität reduziert klimaschädliche Treibhausgase. Radschnellwege, Fahrradstraßen, Fahrradboxen an Bahnhöfen, autofreie Zonen um Schulen – zahlreiche nationale und internationale Beispiele, die die Verlagerung unterstützen, warten auf Nachahmung. Die positiven Folgen für Gesundheit, Klima, Lebensqualität und auch die Staatskasse sprechen für sich. Die gesetzliche Verankerung des Gehens und Radfahrens und ein ausreichendes Budget dafür sind zentrale Voraussetzungen, die in Österreich noch fehlen. Die Berliner Initiative „Volksentscheid Fahrrad“ hat die nötigen finanziellen Mittel gesetzlich verankert und auf 14 Euro pro Kopf vervierfacht. Ein Mobilitätsbeirat soll auch Förderziele für das Gehen gesetzlich festschreiben. In der Schweiz wurde im Jahr 2018 die Verantwortung für Radwege, wie zuvor schon für Gehund Wanderwege, per Volksabstimmung in der Verfassung verankert. Geld ist nicht alles, es braucht auch die notwendige Aufmerksamkeit in der öffentlichen Planung. In Österreich gibt es bereits seit dem Jahr 2015 einen „Masterplan Gehen“ – noch wird er wenig beachtet, weil rechtlich nicht bindend. Damit aktive Mobilität als wesentlicher Teil der Mobilitätswende Wirkung entfalten kann, sind noch Barrieren im Raum, im Recht und auch im Kopf abzubauen.

Aus der Praxis

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VCÖ zum Welttag des Fahrrads: Österreich hat beim Radverkehr im internationalen Vergleich großen Aufholbedarf

VCÖ (Wien, 2. Juni 2022) – Jährlich 300 Millionen Euro sparen sich die Österreicherinnen und Österreicher, weil sie Strecken mit dem Fahrrad statt mit dem Auto fahren. Die Ersparnis könnte deutlich höher sein, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Im Vergleich zu anderen europäischen Staaten hat Österreich sowohl bei der Rad-Infrastruktur als auch bei den rechtlichen Regelungen großen Aufholbedarf. Die Infrastruktur weist vielerorts große Mängel auf, gesetzliche Regelungen, die in anderen Staaten schon längst gang und gäbe sind, sind in Österreich noch immer nicht umgesetzt beziehungsweise werden blockiert. Der VCÖ fordert die rasche Umsetzung der StVO-Novelle, Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet und eine Infrastrukturoffensive für den Radverkehr sowohl in Städten als auch in den Regionen.

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VCÖ: StVO-Novelle bringt Verbesserungen und mehr Sicherheit für aktive Mobilität – „Längst überfälliger Schritt“

VCÖ (Wien, 29. April 2022) – Rund 4,8 Millionen Österreicherinnen und Österreicher nutzen das Fahrrad zumindest gelegentlich als Verkehrsmittel, davon 2,3 Millionen häufig, weist der VCÖ auf Daten der Statistik Austria hin. Für sie bringt die heute präsentierte StVO-Novelle Verbesserungen und mehr Sicherheit, durch den klar definierten Mindestabstand für Kraftfahrzeuge beim Überholen von Radfahrenden, den Grünpfeil für das Rechtsabbiegen und die verstärkte Öffnung von Einbahnen für das Radfahren. Positiv sind zudem die Verbesserungen für Fußgängerinnen und Fußgänger, betont der VCÖ, wie fußgängerfreundlichere Ampelschaltungen, mehr Sicherheit bei Haltestellen und Erleichterungen für die Einführung von Schulstraßen.

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