VCÖ-Magazin 2020-03 Arbeitswege sind auf Klimakurs zu bringen

Die Zahl der Auto-Abstellplätze wurde von 600 auf 280 reduziert, die Zahl der Arbeitsplätze um 500 erhöht. Vor vier Jahren kamen 53 Prozent der Beschäftigten mit dem Auto zur Arbeit, heute 30 Prozent. So wie Boehringer-Ingelheim in Wien-Hetzendorf verbessern immer mehr Betriebe die Klimabilanz der Arbeitswege.

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Vor Covid-19 wurden in Österreich 60 Prozent der Fahrten zur Arbeit und zurück nach Hause mit dem Auto zurückgelegt. Allein diese Autofahrten stießen zuletzt mehr als 2,8 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr aus. Wie der Arbeitsweg zurückgelegt wird, prägt vielfach auch die Mobilität in anderen Lebensbereichen und auf anderen Wegen. Die Republik Österreich lässt sich die direkte Förderung der Mobilität am Arbeitsweg mehr als 1,5 Milliarden Euro pro Jahr kosten. Doch werden damit kaum Anreize für klimaverträgliches Pendeln oder soziale Ausgewogenheit gesetzt. Eine Anpassung der Rahmenbedingungen ist daher notwendig, um ein klimaverträgliches Mobilitätsverhalten zu unterstützen. Eine wichtige Maßnahme wäre etwa, Mobilitätsmanagement für Betriebe ab 50 Beschäftigten verpflichtend vorzuschreiben. So könnte den vielen Möglichkeiten für klimaverträgliche Mobilität am Arbeitsweg auf breiter Basis zum Durchbruch verholfen werden. Unternehmen profitieren von betrieblichen Mobilitätsmanagement mehrfach.

Mehr Arbeitsplätze statt Auto-Abstellplätze

Erfolgreiches betriebliches Mobilitätsmanagement motiviert mehr Beschäftigte den Öffentlichen Verkehr, das Fahrrad oder Fahrgemeinschaften für den Weg zur Arbeit zu nützen. Unternehmen können dadurch Kosten für Parkplätze sparen, sind als Arbeitgeber attraktiver, Beschäftigte sind motivierter und durch die gesundheitsfördernde Wirkung bewegungsaktiver Mobilität sinkt die Zahl der Krankenstände. Der Nutzen beschränkt sich nicht nur auf das Unternehmen. Als bei den Betrieben Filterwerke Mahle und Bosch-Mahle im südlichen Kärnten mit rund 3.000 Beschäftigten die etwa 1.700 Pkw-Parkplätze nicht mehr ausreichten, wurde entschieden, statt weitere Parkplätze zu bauen, in Kooperation mit dem Kärntner Verkehrsverbund betriebliches Mobilitätsmanagement umzusetzen. Das Mobilitätskonzept bindet den Öffentlichen Verkehr mit Bus und Bahn ein und schafft mit auf die Betriebszeiten abgestimmtem Angebot und attraktiven Tarifen Anreize, den Öffentlichen Verkehr zu benutzen. Und es ermöglicht nicht nur den Beschäftigten klimaverträglichere Arbeitswege, sondern schafft einen Mehrwert für die Mobilität der gesamten Region.

Aus der Praxis und Forschung

Ruth Boyer - Früher kamen 80 Prozent mit dem Auto zur Arbeit, heute nur mehr 20 Prozent

Petra Völkl - 90 Prozent können umweltverträglich zur Arbeit kommen

Daniela Kletzan-Slamanig - Aktive Mobilität endlich berücksichtigen

Sandra Wegener - Gesunde Bewegung als Arbeitszeit

Den Mobilitätswandel im Pendelverkehr umsetzen

Im Wohlfühlmodus zur Arbeit

In Arbeitsplätze statt in Parkplätze für Autos investieren

Home-Office, Videokonferenz und Mobilität

Lisa Herzog - Über Arbeit denken wir recht einseitig nach

Wasserstoff sparsam einsetzen - von Ulla Rasmussen VCÖ-Verkehrspolitik

Belebtes Ortszentrum statt Parkplatz

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VCÖ: Rund 2,2 Millionen in Österreich lenken nie oder nur selten ein Auto

VCÖ (Wien, 21. September 2022) – Für rund 1,6 Millionen Österreicherinnen und Österreicher ab 16 Jahren ist nicht nur morgen autofreier Tag: Sie lenken nie ein Auto, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ aufmerksam. Weitere 600.000 sitzen nur ein paar Mal im Jahr hinter dem Autolenkrad. Autofreie Mobilität vermeidet CO2 und spart Energie und Geld. Autofreie Haushalte haben sowohl in Städten als auch Regionen im Schnitt um 4.700 Euro pro Jahr niedrige Mobilitätsausgaben als 1-Pkw-Haushalte, berichtet der VCÖ.  In den Regionen und im Stadt-Umland ist das Öffentliche Verkehrsangebot und die Rad-Infrastruktur verstärkt auszubauen, in den Städten ist dem Gehen und Radfahren mehr Platz zu geben, fordert der VCÖ.

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Foto: Sarah Duit

Pendeln und die Bahn: Eine Beziehung mit Potenzial für mehr

Auch im Jahr 2022 hat der VCÖ mit dem VCÖ-Bahntest die größte unabhängige Fahrgastbefragung in den Zügen Österreichs durchgeführt. Teilgenommen haben knapp 9.400 Fahrgäste, befragt wurde im Zeitraum Mai bis Juni 2022 in zehn verschiedenen Bahnunternehmen. Mit 22 Prozent die größte Gruppe der befragten Bahnfahrgäste war zur Arbeit oder von dort wieder nach Hause unterwegs. Anlässlich der gestiegenen Treibstoffpreise bieten die Ergebnisse des VCÖ-Bahntests die Gelegenheit, mehr über die Beziehung zwischen Pendlerinnen und Pendlern und der Bahn herauszufinden – und sich der Frage anzunähern: Geht da noch mehr?

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Foto: Spencer Imbrock, unsplash