VCÖ-Magazin 2021-01 Mehr Platz für bewegungsaktive Mobilität

In unseren Städten und Gemeinden haben sich Autos breit gemacht. Infolge der Covid-19-Pandemie wird mehr gegangen und Rad gefahren – und sichtbar, wie eng viele Gehsteige und Radwege sind. Die Rufe, den öffentlichen Raum fairer zu verteilen, werden lauter.

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Noch nie in der Zweiten Republik hat sich das Mobilitätsverhalten innerhalb eines Jahres so stark verändert wie durch die Covid-19-Pandemie. Das bestätigt auch eine im Auftrag des VCÖ im Oktober 2020 durchgeführte repräsentative Umfrage für die Bevölkerung Österreichs. 43 Prozent sagten, dass sie infolge der Covid- 19-Pandemie mehr Wege zu Fuß zurücklegten, 26 Prozent fuhren häufiger Rad. In Wien stieg der Anteil der zu Fuß zurückgelegten Wege von 28 Prozent im Jahr 2019 auf 37 Prozent im Jahr 2020. Es hat sich gezeigt, dass bewegungsaktive Mobilität eine resiliente und gesunde Art der Mobilität ist. Das Potenzial für mehr bewegungsaktive Mobilität ist in Österreich groß. Über 700.000 Autofahrten pro Tag sind kürzer als ein Kilometer, mehr als vier Millionen sind kürzer als fünf Kilometer.

Gehen, damit es uns gut geht

Doch anstatt es der Bevölkerung so einfach wie möglich zu machen, Alltagswege gesund und klimaverträglich zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen, wird es ihr oft massiv erschwert: Fußgängerampeln mit kurzen Grün- oder langen Rotphasen. Fehlende Gehwege, zu schmale Gehsteige, die oft durch Verkehrsschilder, Verteilerkästen etc. noch weiter eingeengt werden. Laut offiziellen Planungsrichtlinien sollten Gehsteige mindestens zwei Meter breit sein, ebenso Einrichtungsradwege, Zweirichtungsradwege mindestens drei Meter breit. Die Realität sieht vielfach anders aus. Die Covid-19-Pandemie hat gezeigt, bewegungsaktive Mobilität hat großes Potenzial, allerdings braucht es dazu mehr Platz. Für sichere Mobilität – besonders von Kindern und älteren Menschen – ist im Ortsgebiet Tempo 30 statt 50 als Höchstgeschwindigkeit ein Schlüsselfaktor. Das senkt das Risiko bei einem Unfall tödlich verletzt zu werden um rund 75 Prozent. Um die Bereitschaft der Bevölkerung mehr Alltagswege zu Fuß und mit dem Fahrrad zurückzulegen zu verstärken, braucht es eine Infrastrukturoffensive für aktive Mobilität. Denn wenn mehr Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden, verringert das auch den Bewegungsmangel. Dieser ist ein großes und kostspieliges Gesundheitsrisiko für Österreichs Bevölkerung geworden und Gesundheitskosten von 180 Millionen Euro pro Jahr verursacht.

Aus der Praxis und Forschung

Brigitte Vettori - Wohnstraße als Möglichkeitsraum nutzen

Kurt Fischer - Das Fahrrad ist ein soziales Verkehrsmittel

Roland Gruber - Veränderung ist nur mit einer Änderung der Haltung möglich

Jana Kühl - Wandel der verkehrsplanerischen Praxis beschleunigen

Bertram Weisshaar - Den öffentlichen Raum zurückerobern

Aufbruch in der Mobilität -
30. VCÖ-Mobilitätspreis gestartet

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An den Kindern Maß nehmen

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Lisa Ortner-Kreil - Durch Covid-19 wurde der öffentliche Raum wichtiger

Zeit für Null-Emissionen! - von Ulla Rasmussen VCÖ-Verkehrspolitik

Willi Nowak - Blick zurück aus der Zukunft "Nicht für die Ewigkeit"

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VCÖ: In Wien wird im Oktober mehr Rad gefahren als im März

VCÖ (Wien, 3. Oktober 2022) – Der Oktober ist ein traditionell starker Radfahrmonat in Wien, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Im Vorjahr gab es im Oktober um 22 Prozent mehr Radverkehr als im März. Insgesamt war es der sechststärkste Radfahrmonat. Die Mobilitätsorganisation VCÖ weist darauf hin, dass es nun ab Oktober neue Regelungen in der Straßenverkehrsordnung gibt, die die Sicherheit verbessern. Lkw dürfen nur mehr im Schritttempo rechts abbiegen, es gibt nun einen klar definierten Mindestabstand beim Überholen von Radfahrenden und Erwachsene dürfen neben einem Kind mit dem Fahrrad fahren, informiert der VCÖ.

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Foto: Sarah Duit

Mobilitätsgarantie flächendeckend umsetzen

Auto-Abhängigkeit ist teuer, energieintensiv und klimaschädlich – und vor allem in Regionen ein Problem. Ein öffentlich zugängliches Mobilitätsangebot inklusive gut ausgebauter Infrastruktur für Gehen und Radfahren schafft Unabhängigkeit und ist ein zentraler Schritt in Richtung klimaverträgliche Verkehrswende. Es gilt nun, von der Theorie in die Praxis zu kommen.

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Foto einer Bahnstation mit Zug, Bus und Carsharing Auto