VCÖ-Magazin 2025-01 Mehr Öffentlicher Verkehr für Stadt und Land

Der Öffentliche Verkehr ist das Rückgrat unserer Mobilität. Effizientere Nutzung der bestehenden Infrastruktur und neue Angebote durch Digitalisierung können Engstellen reduzieren und die Versorgung auch in ländlichen Regionen verbessern.

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Zwei Drittel der Bevölkerung Österreichs außerhalb von Wien erreichen ein regionales Zentrum per Direktverbindung mit Bus oder Bahn. Die Wiener U-Bahnlinie U1 ersetzt an Werktagen allein im Frühverkehr zwischen sechs und acht Uhr 48.200 Pkw, bei der Straßenbahnlinie 6 sind es 9.600 Pkw. Das zeigt: Der Öffentliche Verkehr ist weit effizienter als der Autoverkehr, kommt mit einem Bruchteil an Ressourcen aus. Es gilt, vor allem in ländlichen Regionen Lücken zu schließen. Dabei kann die Digitalisierung helfen. Autonome Busse in unterschiedlichen Größen – von Mini-Shuttles bis zu großen Linienbussen – werden bereits im Pilotbetrieb mit Fahrgästen getestet – etwa am Wörthersee, in Hamburg oder im norwegischen Stavanger. Vor allem für die erste und letzte Meile sind sie wichtig, weil sie On-Demand-Services weit billiger machen. In ländlichen Regionen könnten sie nach Schätzungen von Fachleuten die Hälfte der Pkw ersetzen. Vor allem in Ballungsräumen sind Schnellbussysteme, die auch auf Autobahnen eigene Spuren benutzen, ein wichtiger Baustein. Bestehende Infrastruktur wird dadurch effizienter genutzt und auch in Österreich wird es demnächst eine Bushaltestelle direkt an einer Autobahn geben. In den Städten selbst helfen Technologien wie C-ITS, also die automatisierte Kommunikation von Bussen und Straßenbahnen mit anderen Fahrzeugen und Verkehrsampeln, den Öffentlichen Verkehr flüssiger zu gestalten.

Attraktive Bahnhöfe

Wichtig für die Attraktivität des Öffentlichen Verkehrs sind neben guten, in ein stabiles Taktsystem eingegliederten Verbindungen auch die Bahnhöfe und Haltestellen. Beispiele wie der Bahnhof in Lienz zeigen, dass deren Attraktivität durch gute und einfache Umsteigerelationen und hochwertige Ausstattung steigt. Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten machen den Bahnhof auch zu einem Treffpunkt, der ein wichtiger Teil der Stadtentwicklung ist. Barrierefreiheit muss eine Selbstverständlichkeit sein, das gilt auch für die kleinen Haltestellen für Bus und Straßenbahn. Dank Photovoltaik energieautarke Wartehäuschen sparen Installationskosten und können neben Beleuchtung auch Zusatznutzen wie USB-Ladestationen, WLAN oder E-Bike-Lademöglichkeiten bieten. Begrünte Dächer tragen zur Verbesserung des Mikroklimas bei und sind Lebensräume für Bienen und andere Insekten – ein Plus vor allem in Städten.

Zwei Straßenbahnen in Basel die aneinander vorbeifahren

Vorrang für Busse und Straßenbahnen in Städten

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Visualisierung einer künftigen Busstation auf der Autobahn

Öffentlicher Verkehr auf Autobahnen hat Potenzial

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Drei junge Frauen steigen in einen selbstfahrenden Bus ein

Der Bus kennt den Weg

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Foto des Bahnhofs Lienz, Bahnsteige und Unterführung mit Radfahrenden

Verkehrsknoten und Begegnungsorte

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Foto der Poxrucker Sisters an einer Bushaltestelle

Poxrucker Sisters - direkt gefragt

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Öffentlicher Verkehr: Die Zukunft ist jetzt

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Porträtfoto von Andreas Knie

Nachgefragt – Andreas Knie

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Sujet VCÖ Mobilitätspreis 2025

VCÖ-Mobilitätspreis 2025

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Aus Praxis und Forschung

Porträtfoto von Jutta Deffner

Jutta Deffner - Positive Gesamtatmosphäre für alle Reisenden schaffen

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Hugo Houppermanns - Erfolgreiche Verlagerung von Geschäftsreisen auf die Bahn

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Oskar Koschaintsch - Mobilitätskonzepte für energieeffiziente Dienstreisen

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Heide Studer - Der Öffentliche Verkehr trägt zu globaler Klimagerechtigkeit bei

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Porträtfoto von Alexander Frötscher

Alexander Frötscher - Bevorrangung des Öffentlichen Verkehrs durch C-ITS

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Blick zurück aus der Zukunft

Von Willi Nowak, VCÖ-Geschäftsführung

„Papa, Papa, das ist super schön“, jauchzt die kleine Brigid und läuft laut Anweisungen rufend hinter einem sprachgesteuerten Fluggerät durch den Raum. Bernd ist überrascht. Er hatte das Ding nicht bestellt. Schnell geht er vor die Türe und sieht die Transport-Drohne auch beim Nachbargebäude Lieferungen absetzen. Das Display am Eingang blinkt und zeigt an, dass Bestellung und Lieferung korrekt bestätigt sind. Wenig später trifft Leonore ein, abgesetzt vom Sharing-Modul ihrer Arbeitsstelle, das Beschäftigte für die wenigen noch erforderlichen Meetings holt und nach Hause bringt. „Wo kommt denn dieses Ding her?“, fragt Leonore, etwas genervt von den immer lauter werdenden Sprachbefehlen der Tochter. Bernd fängt schnell das herumflitzende Gerät aus der Luft und bekommt so die Aufmerksamkeit der kleinen Brigid. Auf seinen fragenden Blick hin bemerkt diese: „Jetzt, wo ich die Stimme so machen kann wie Mama, werden viel mehr schöne Sachen zu uns gebracht!“ Seit auch Bernd und Leonore im Jahr 2030 auf das Nur-einmal- -täglich-Liefern durch Drohnen umgestiegen sind, gibt es viel weniger Lieferverkehr in ihrer Gegend. Aber mit dem Erfindungsreichtum ihrer Tochter hatten sie nicht gerechnet. Leonore steht seufzend auf, storniert die Sprachsteuerung für Bestellungen und stellt das System auf Iris-Scan um.

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Die Chance ergreifen

Die Entwicklung geht klar in Richtung emissionsfreier Antriebe. Steigende Reichweiten sprechen dafür, dass sich beim Pkw der batterie-elektrische Antrieb mittelfristig durchsetzen wird. Synthetische Treibstoffe, mit denen Verbrennungsmotoren CO2-neutral betrieben werden könnten, sind für den Masseneinsatz absolute Zukunftsmusik. Unter den etablierten Autoherstellern gab Volvo als Teil eines chinesischen Konzerns als erster bekannt, vollständig auf Elektro-Antriebe umzustellen. Auch Volkswagen ziele „auf den Punkt, an dem sich jeder fragen muss, warum er einen Verbrenner haben will. Denn wir glauben nicht, dass es eine Alternative zur E-Mobilität gibt“, wird ein Vorstandsmitglied von Volkswagen zitiert. Die Pkw-Neuwagenflotte von Mercedes soll bis zum Jahr 2039 CO2-neutral werden. Entwicklungskapazitäten werden aktuell von Motoren und Getrieben hin zu Batterietechnologie und Leistungselektronik verschoben. Das bedeutet einschneidende Veränderungen, auch für Beschäftigte der Automobilbranche. Doch die Entwicklung lässt sich auf Dauer nicht aufhalten und nur Unternehmen, die sich rechtzeitig umstellen, werden auch in Zukunft noch Arbeitsplätze bieten können. Viele Autozulieferer diversifizieren bereits ihre Produktpalette in Richtung Elektro- Antriebe oder anderer Sektoren, etwa der Autozulieferer Miba, der Bremsen für Windkraftanlagen herstellt. Für die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte werden Tausende Fachkräfte für Aufbau und Wartung der E-Ladeinfrastruktur gebraucht werden. Geld, das bisher in den Import von Erdöl geflossen ist, kann künftig verstärkt im Inland ausgegeben werden. Es ist wahrscheinlich, dass die Mobilitätswende unterm Strich für ein Plus an Beschäftigung sorgen wird.

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