VCÖ-Magazin 2025-03 Selbständige und gesunde Mobilität im Alter fördern
Für die Anpassung des Verkehrssystems an den demographischen Wandel ist die Förderung von selbständiger Mobilität zentral. Besonders wichtig im Alter: niedrigere Geschwindigkeiten im Straßenverkehr, passende Infrastruktur und attraktiver Öffentlicher Verkehr.
Im Jahr 2035 wird jede vierte Person in Österreich über 65 Jahre alt sein. Die Anzahl der über 85-Jährigen wird sich bis zum Jahr 2045 sogar verdoppeln. Es gilt daher, das Verkehrssystem rasch an den fortschreitenden demographischen Wandel anzupassen. Voraussetzung dafür ist das Mobilitätsverhalten von älteren Menschen zu kennen und Mobilitätsbedürfnisse gezielt zu fördern. Personen in höherem Alter sind wegen der Abnahme sensorischer und motorischer Fähigkeiten in ihrer Mobilität oft eingeschränkt und durch das derzeitige Mobilitätssystem diskriminiert. Ältere Menschen werden im Straßenverkehr überdurchschnittlich häufig schwer verletzt oder getötet. Die vielfachen positiven Gesundheitseffekte aktiver Mobilität sind ebenfalls zahlreich belegt. Zu den wirkungsvollsten Maßnahmen, um die uneingeschränkte und sichere Mobilität älterer Menschen zu gewährleisten, gehören breite Geh- und Radwege, Verkehrsberuhigung und Tempo 30, längere Grünphasen bei Fußgängerampeln sowie Sitzgelegenheiten und Beschattung.
Gesünder durch aktive Mobilität
Im Alter nimmt die Bedeutung des Gehens in der Alltagsmobilität stark zu. Gehen ist nicht nur gesund, sondern ermöglicht Unabhängigkeit, den Erhalt gesellschaftlicher Teilhabe und sozialer Beziehungen, ist umweltverträglich und stärkt die Ortskerne. Radfahren ist im Alter oft mit Angstgefühlen verbunden. In Ländern wie Österreich, Deutschland oder der Schweiz nimmt im Gegensatz zu den Niederlanden die Fahrradnutzung mit zunehmendem Alter ab. Mit Ausnahme von Vorarlberg, dort legt die Generation 65plus 27 Prozent ihrer Alltagswege mit dem Rad zurück. Fast die Hälfte davon mit dem Elektrorad. Durch den unterstützenden Elektromotor können auch längere Distanzen und hügelige Strecken bewältigt werden. Seniorinnen und Senioren wünschen sich vor allem eine gut ausgebaute und sichere Radinfrastruktur. Bei der Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel zählen insbesondere gute Verbindungen, barrierefreier Zugang, freundlich gestaltete Stationen und einfacher Ticketkauf. Damit der Öffentliche Verkehr für diese Altersgruppe attraktiv ist, braucht es möglichst niedrigschwellige und unkomplizierte Angebote. Und das Auto? Mit ansprechenden öffentlichen Alternativen und passender Infrastruktur, so die Altersforschung, ist es selbst im höheren Alter noch möglich, generationsbedingtes autozentriertes Mobilitätsverhalten zu ändern. Und: Von den Maßnahmen, die Alltagsmobilität für ältere Menschen leichter und sicherer machen, profitieren letztendlich alle.
Aus Praxis und Forschung

Birgit Gerstorfer - Sicherheit von älteren Menschen muss bei der Verkehrsplanung stärker berücksichtigt werden
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