VCÖ-Bahntest: Abstimmung und Pünktlichkeit verbessern

Bahnfahren liegt im Trend, vor allem auch bei der jüngeren Generation. Die Zufriedenheit mit dem Bahnfahren ist hoch, liegt aber unter den Vorjahreswerten. Jahreskarten und Klimatickets tragen zur Verlagerung auf die Bahn bei. Verbesserungsbedarf gibt es bei der Anzahl der Zugverbindungen, der Abstimmung zwischen Bus und Bahn sowie der Pünktlichkeit.

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Beim VCÖ-Bahntest, der größten Fahrgastbefragung Österreichs, haben von April bis Juni 2024 mehr als 10.000 Fahrgäste in Zügen von neun Bahnunternehmen teilgenommen. Die Zufriedenheit mit der Entwicklung des Bahnfahrens in den vergangenen zwölf Monaten ist mit 82 Prozent hoch, jedoch zwei beziehungsweise vier Prozentpunkte unter den Werten der Jahre 2023 und 2022. Verbesserungsbedarf gibt es dabei vor allem bei der Abstimmung von Bus und Bahn, beim Netzempfang im Zug sowie der Pünktlichkeit. Generell werden mehr öffentliche Anschlussmöglichkeiten und Zugverbindungen, vor allem im Regionalverkehr, gewünscht.

Jahresnetzkarten regen zum Umstieg an

Generell liegt Bahnfahren im Trend. Ein Drittel der Fahrgäste gibt an, heuer häufiger als im Vorjahr mit der Bahn gefahren zu sein, bei unter 25-Jährigen sind es sogar 42 Prozent. Mehr als die Hälfte der Fahrgäste machen Wege mit der Bahn, die früher im Auto erledigt wurden. Die wichtigsten Gründe dafür waren die Anschaffung eines Klimatickets, die nutzbare Zeit in der Bahn sowie ein besseres Bahnangebot. Mehr als die Hälfte der Fahrgäste haben bereits eine Jahresnetzkarte. Knapp drei Viertel davon geben an, seit der Anschaffung häufiger die Bahn zu nutzen.

Bahnhöfe müssen gut vernetzt sein

Drei von vier Fahrgästen kommen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zum Bahnhof. 50 Prozent erreichen diesen in unter 15 Minuten. Die Qualität der Fahrradabstellplätze lässt laut VCÖ-Bahntest mancherorts zu wünschen übrig. Auch Sanitäranlagen sowie Ladestellen für E-Fahrzeuge sollten an Bahnhöfen ausgebaut werden. Neben einer besseren Abstimmung zwischen Bus und Bahn wünschen sich viele Fahrgäste auch Verbesserungen bei Car- und Bikesharing-Angeboten, der Fahrradmitnahme im Zug sowie bei den öffentlichen Anschlussverbindungen außerhalb der Hauptverkehrszeiten tagsüber, am Abend oder Wochenende.

Angebot an internationalen Bahnreisen ausbauen

Sechs von zehn Fahrgästen waren in den vergangenen zwölf Monaten auch grenzüberschreitend mit der Bahn unterwegs. Erstmals gaben mehr als die Hälfte der Fahrgäste an, Urlaubsreisen mit der Bahn gemacht zu haben. Ein weiteres Fünftel plant dies für die Zukunft. Umgekehrt ist die Unzufriedenheit beim Suchen und Buchen von internationalen Verbindungen im Vergleich zu Inlandstrecken hoch, ebenso wie bei der Anzahl an Zugverbindungen. Um mehr Kurzstreckenflüge innerhalb Europas auf die Schiene zu verlagern, braucht es also einfach nutzbare Buchungsplattformen und mehr  Verbindungen in die Metropolen Europas.

VCÖ-Empfehlungen

Bahnhöfe zu attraktiven Mobilitätsdrehscheiben entwickeln

  • Bahnhöfe müssen rasch und einfach erreichbar sein. Drei Viertel der Fahrgäste kommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Die Hälfte erreicht den Bahnhof innerhalb von 15 Minuten.
  • Der Trend zu Elektro-Fahrrädern vergrößert das Einzugsgebiet von Bahnhöfen stark. Um es nutzen zu können, braucht es gute Radwege zu den Bahnhöfen und mehr hochwertige Abstellanlagen vor Ort.
  • Verbessern sollte sich laut Fahrgästen neben der Pünktlichkeit auch die Abstimmung zwischen Bus und Bahn. Eine standardmäßige Anschlusssicherung bei kurzen Verspätungen sollte rasch umgesetzt werden.

Jahrestickets erhöhen die Nutzung, Angebot konsequent ausbauen

  • Mehr als die Hälfte der Bahnfahrgäste hat eine Jahresnetzkarte. Knapp drei Viertel davon geben an, die Bahn seit der Anschaffung häufiger zu nutzen.
  • Die schlechteste Schulnote vergeben die Fahrgäste bei der Anzahl an Zugverbindungen, wobei der Regionalverkehr deutlich schlechter als der Fernverkehr abschneidet. Im Umkehrschluss heißt das: Taktverdichtung im Nahverkehr.

Die Bahn als europäisches Projekt verstehen

  • Sechs von zehn Fahrgästen sind auch grenzüberschreitend mit der Bahn unterwegs. Mehr als die Hälfte hat schon einen Urlaub mit der Bahn gemacht, ein weiteres Fünftel plant das für die Zukunft.
  • Verbesserungsbedarf gibt es sowohl bei der Anzahl an Direktverbindungen in Metropolen Europas, wie auch beim Buchen von internationalen Verbindungen.

„Ein leistungsstarkes Bahnsystem ist die Trumpfkarte am Weg zu klimaverträglichem Verkehr, im Inland und darüber hinaus. Mit der Bahn direkt von Wien nach Athen – klingt heute visionär, war aber in den 1980er-Jahren möglich. Wäre es nicht ein schönes Projekt, bis ins Jahr 2030 alle europäischen Hauptstädte und Metropolen bequem und direkt per Bahn zu verbinden?“

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Die inhaltliche und redaktionelle Erstellung des VCÖ-Factsheets erfolgt durch den VCÖ. Der Inhalt muss nicht mit der Meinung der unterstützenden Institutionen übereinstimmen. Dieses Factsheet entstand mit finanzieller Unterstützung von Land Oberösterreich, Land Steiermark, Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.

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VCÖ (Wien, 9. Juni 2023) – 22 Prozent der Geschäftsreisen wurden im Vorjahr mit der Bahn gemacht. Damit wurden im Vorjahr – erstmals in diesem Jahrhundert – mehr Geschäftsreisen mit dem Zug statt per Flug durchgeführt, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ aufmerksam. Wer dienstliche Auslandsreisen mit der Bahn statt mit dem Flugzeug macht, reduziert den CO2-Ausstoß um rund 90 Prozent, bei Inlandsreisen ist der Unterschied noch größer. Unternehmen können durch mehr Bahn und Videokonferenzen statt Geschäftsflüge ihre Umweltbilanz deutlich verbessern, betont der VCÖ.

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Foto: Styria-Mobile