The Green Apple

Im Jahr 2007 legte New Yorks Bürgermeister Bloom-berg mit PlaNYC einen ehrgeizigen Umweltplan vor, der auch die Verkehrsplanung einbezog. Sein Nachfolger Bill de Blasio setzt diese Politik fort.

>> Von Susanne Wolf

Die ersten Erfolge von plaNYC sind bereits sicht- und spürbar: 600 Kilometer Fahrradwege, 800.000 neu gepflanzte Bäume und eine Senkung des CO2-Ausstoßes um 19 Prozent.

Der im Jahr 2007 vom damaligen Bürgermeister Michael Bloomberg ins Leben gerufene Umweltplan sah vor, die Treibhausgase in New York bis zum Jahr 2030 um 30 Prozent zu senken. Jeder Mensch in New York soll nicht weiter als zehn Minuten Fußweg von einem Park entfernt leben. Auch der aktuelle Bürgermeister de Blasio hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: bis zum Jahr 2050 sollen die Treibhausgase um 80 Prozent reduziert werden.

Größtes Leihradsystem

Vom Plan, die Stadt fahrradtauglich zu machen, wurden bereits viele Schritte umgesetzt: Heute sind mehr Menschen mit dem Rad in der Stadt unterwegs denn je. Der Manhattan Waterfront Greenway, ein 50 Kilometer langer, begrünter Rad- und Gehweg, der beinahe die gesamte Insel umrundet, geht auf das Konto von Amanda Burden, Planungsleiterin unter Bürgermeister Bloomberg. 600 Kilometer Fahrradwege wurden angelegt, seit dem Jahr 2013 bietet CitiBike mit 6.000 Fahrrädern das größte Leihradsystem der USA – bis zum Jahr 2017 sollen noch 6.000 Stück dazu kommen. Für Menschen, die in Downtown Manhattan unterwegs sind und eine kurze Strecke zurücklegen möchten, ist das CitiBike perfekt, für lange Strecken bieten sich Radverleihe wie Bike&Roll an, mit mehreren Verleihstationen in Manhattan. Während Radfahren in den dichtbefahrenen Straßen sich nach wie vor als Abenteuer gestaltet, ist es im Central Park alles andere als das: Radfahren ist hier nur auf der Hauptstraße, die einmal rund um den Park führt, erlaubt und das ausschließlich gegen den Uhrzeigersinn („Cyclists must -always travel counter-clock-wise around the Park“). Diese Regulierungswut ist typisch für New York, wird aber ebenso gerne ad absurdum geführt, etwa wenn Skater sich den Broadway erobern – begleitet vom wütenden Hupen der Autofahrenden.

Einige Vorhaben konnte Bloomberg nicht verwirklichen: Der Plan, alle Taxis auf Hybrid-Autos umzustellen, scheiterte am Widerstand einzelner Taxi-Unternehmen, und auch sein Konzept einer City-Maut ging nicht auf.

Highline Park: Eine 2,5 Kilometer lange, stillgelegte Hochbahntrasse wurde zu einem gern genutzten Park umgestaltet.

Die Stadt ist grüner geworden

Mitverantwortlich für die Transformation New Yorks in eine radfahrer- und fußgängerfreundliche Stadt ist Janette Sadik-Khan, Verkehrsbeauftragte unter Bloomberg. „Unsere Straßen waren in erster Linie für Autos konzipiert, obwohl nur ein Drittel der New Yorker regelmäßig mit dem Auto unterwegs ist“, so Sadik-Khan. Sie führte verkehrsberuhigte Zonen in Manhattan ein, einschließlich einer Fußgängerzone am Times Square. Heute gibt es dort, wo früher Autos die Straßen verstopften, eine Fußgängerzone mit öffentlichen Sitzgelegenheiten.

Auch das neue Motto der Stadt, „Going Green“, wird unter de -Blasio weitergeführt. Immer mehr Parkanlagen, Gemeinschaftsgärten und Promenaden zeigen die Stadt von einer neuen Seite. Der Highline Park, eine stillgelegte Hochbahntrasse im trendigen Meatpacking-District und Vorzeigeprojekt der Bloomberg-Ära schlängelt sich nun über eine Länge von 2,5 Kilometern durch die Stadt. Holzbänke laden hier neben stillgelegten und begrünten Bahngleisen zum Verweilen ein.

Herausforderung Verkehrssicherheit

Im Jänner 2014 startete Polly Trottenberg, Nachfolgerin Sadik-Khans, unter dem neugewählten Bürgermeister Bill de Blasio als nächsten Schritt das Projekt Vision Zero, mit dem Ziel, die Zahl der Verkehrstoten in der Stadt zu verringern. So wurde die Höchstgeschwindigkeit auf New Yorks Straßen von 48 auf 40 Stundenkilometer (25 Meilen) gesenkt, dazu kamen Maßnahmen wie verbreiterte Gehsteige und von Fahrbahnen getrennte Radwege. Die Zahl der Verkehrstoten sank im Jahr 2014 von 300 auf 250 gegenüber dem Vorjahr, das bedeutet minus 16 Prozent Verkehrstote und sogar minus 27 Prozent getötete Fußgängerinnen und Fußgänger. Doch New Yorks Straßen sind nach wie vor besonders für jene, die zu Fuß unterwegs sind, ein gefährliches Pflaster. Mehr als die Hälfte der Verkehrstoten – 131 – waren zu Fuß unterwegs. Zum Vergleich: In Wien starben im selben Zeitraum acht Fußgängerinnen und Fußgänger, bezogen auf die Bevölkerungszahl um etwa 70 Prozent weniger. Der Einführung von Vision Zero waren Proteste vorangegangen, weil die Menschen in New York diese hohe Zahl an Verkehrstoten nicht mehr hinnehmen wollen.

Trotz der spektakulären Erfolge der letzten Jahre zeigt sich auch in New York: Es braucht einen langen Atem, um Verkehrskultur bleibend zu verändern.

 

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>>Zur Autorin:

Susanne Wolf ist Journalistin und Autorin
susanne-wolf.com

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