Viele Wege führen in die Arbeit

Multimodal in die Arbeit: Das Projekt Alpstar in Vorarlberg ist ein Paradebeispiel dafür, wie Pendelnde erfolgreich zum kombinierten Nutzen klimaverträglicher Verkehrsmittel wie Bahn, Bus und Fahrrad angeregt werden können.

Es gibt viele Anknüpfungsmöglichkeiten, um den Weg in die Arbeit durch Angebote und Mobilitätsmanagement klimaverträglich zu machen. Viele solcher Good Practice-Beispiele wurden beim VCÖ-Mobilitätspreis in den letzten Jahren ausgezeichnet und waren für andere Betriebe beispielgebend.

Von Susanne Wolf

Im Grenzland zwischen Vorarlberg, Liechtenstein und dem Schweizer Kanton St. Gallen pendeln täglich zehntausende Menschen von ihrem Wohnort zur Arbeit. Das Projekt Alpstar zeigte vor, wie Pendelnde erfolgreich zum Umsteigen auf klimaverträgliche Verkehrsmittel wie Bahn, Bus und Fahrrad angeregt werden können. „Im Rahmen des Alpstar Projekts sind wichtige Methoden und Werkzeuge für die Umsetzung von Mobilitätsmanagement erarbeitet worden“, erklärt Martin Reis, Leiter des Fachbereichs Mobilität am Energieinstitut Vorarlberg. „Die Auszeichnung mit dem VCÖ-Mobilitätspreis im Jahr 2014 hat wesentlich dazu beigetragen, diese Grundlagen in der Region und darüber hinaus bekannt zu machen“. Begleitet wurde das Projekt von der internationalen Alpenschutzkommission CIPRA. „Die Auszeichnung war auch für die Mobilitätsbeauftragten in den Betrieben wichtig, da diese sonst eher selten Zuspruch bekommen“, ergänzt Jakob Dietachmair von CIPRA. „Es waren oft kleine und kostengünstige Maßnahmen wie Schnuppertickets oder kostenlose Fahrradchecks, die bei den Mitarbeitenden zu einem Umdenken geführt haben.“ Alpstar war die Initialzündung für weitere Projekte in der Region. „Einer der größten Erfolge ist sicher, dass in Vorarlberg das Netzwerk Wirtschaft Mobil gegründet wurde“, so Martin Reis. 13 große Unternehmen aus Vorarlberg und Liechtenstein haben sich darin zusammengeschlossen, um eine nachhaltige Gestaltung der betrieblichen Mobilität zu erreichen.

Gratis zur Arbeit

7.500 Mitarbeitende zählt das Landeskrankenhaus-Universitätsklinikum Graz. „Im Jahr 2013 hatten wir eine Warteliste von 700 Personen für einen Auto-Abstellplatz“, erzählt Thomas Bredenfeldt, Leiter des Personalmanagements. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Projekt „Mitarbeitermobilität“ NEU ins Leben gerufen. Das Ziel war, die Nachfrage nach Pkw-Abstellplätzen zu senken und den Mitarbeitenden attraktive Mobilitätsalternativen für den Arbeitsweg anzubieten. Als erster Schritt wurden die Kriterien für eine Parkberechtigung überarbeitet. So sind die Pkw-Abstellplätze für Mitarbeitende, deren Wohnorte gut an den Öffentlichen Verkehr angeschlossen sind, teurer geworden. Rund ein Drittel der Beschäftigten nahm das Angebot eines Jobtickes an, das ein Jahr lang die kostenlose Nutzung der Öffis ermöglicht. „Voraussetzung dafür ist ein Wohnort, der mindestens zwei Kilometer vom Arbeitsort entfernt ist.“ Im Jahr 2014 wurde das Projekt mit dem VCÖ-Mobilitätspreis ausgezeichnet. Als im Jahr 2020 aufgrund der Covid-19-Pandemie die Nutzung des Öffentlichen Verkehrs in Graz stark zurückging, wurde die Idee des Jobrads geboren und im Mai 2021 bei der „Energiewoche“ am Klinikum Graz vorgestellt. Das Universitätsklinikum kauft Fahrräder, die sich Mitarbeitende selbst aussuchen können. Für das Fahrrad ist drei Jahre lang ein Nutzungsentgelt zu zahlen. Nach Ende des Nutzungsvertrages geht das Jobrad in den Besitz der Mitarbeitenden über. „Das Interesse am Jobrad ist groß“, so Sabrina Reinbacher, Mobilitätsbeauftragte des Klinikum Graz, „Ich erhalte beinahe täglich Anrufe und E-Mails von interessierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“ Bredenfeldt sieht die Projekte auch als Vorbild für andere Unternehmen: „Der Auto-Verkehr rund um das Universitätsklinikum Graz ist zu den Stoßzeiten zurückgegangen.“

Mehr Öffentlicher Verkehr auf dem Arbeitsweg

Die Firmen Mahle-Filtersysteme und Bosch-Mahle sind mit zusammen rund 3.000 Beschäftigten eine der größten Arbeitgeberinnen in Kärnten. Mit ihrem „Leuchtturmprojekt Betriebliche Mobilität Mahle“ setzten sie sich das Ziel, durch betriebliches Mobilitätsmanagement Mitarbeitende zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel und das Fahrrad zu motivieren. Radverbindungen wurden umgesetzt und die Anzahl der Fahrrad-Abstellplätze deutlich erhöht. In Kooperation mit dem Verkehrsverbund Kärnten wurden S-Bahn-Verbindungen verbessert und ein E-Bus zwischen dem Bahnhof St. Michael ob Bleiburg und den Betriebsstandorten eingerichtet. Dieser wurde in das Linienangebot der Kärntner Linien aufgenommen und steht daher auch der Bevölkerung zur Verfügung. Das Projekt hat damit auch den Öffentlichen Verkehr in der ganzen Region verbessert. „Aufgrund der Covid-19-Pandemie ist es bei der Firma Mahle zwar vorübergehend zu einer Abnahme der Anzahl von Jahreskartennutzenden gekommen“, weiß Roland Fercher vom Verkehrsverbund Kärnten. „Laut Statistik haben wir jedoch, mit Stand August 2021, wieder das Niveau des Kalenderjahres 2020 erreicht.“ Am Bahnhof in der Nähe der Firma Mahle sowie am Firmenareal wurden neue, versperrbare Fahrradboxen errichtet. Betrieben, die einen ähnlichen Weg gehen wollen, empfiehlt Fercher: „Es sollte Multimodalität einbezogen werden. Treten anfangs Hindernisse auf – sich nicht vom eingeschlagenen Weg abbringen lassen.“

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