Im Vorjahr war jeder 2. tödlich verunglückte Fußgänger älter als 74 Jahre

Sieben von zehn tödlichen Fußgängerunfälle im Ortsgebiet

VCÖ (Wien, 15. Jänner 2020) – Im Vorjahr wurden 68 Fußgängerinnen und Fußgänger bei Verkehrsunfällen in Österreich getötet, um 21 mehr als im Jahr 2018. Vor allem die tödlichen Unfälle von älteren Menschen und von Kindern haben massiv zugenommen, macht der VCÖ aufmerksam. Sieben von zehn tödlichen Fußgängerunfällen passierten im Ortsgebiet. Jeder dritte tödliche Fußgängerunfall mit Fremdverschulden wurde von Lkw oder Klein-Lkw verursacht. Der VCÖ fordert mehr Verkehrsberuhigung im Ortsgebiet und sichere Gehwege zwischen Siedlungen und dem nächstgelegenen Ort.

Während die Anzahl der Verkehrstoten mit 410 auf – zu hohem Niveau – stagnierte, nahm die Zahl der tödlichen Fußgängerunfälle massiv zu. Nach 47 tödlichen Fußgängerunfällen im Jahr 2018, stieg im Vorjahr die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Fußgänger auf 68. Besonders tragisch: Unter den Todesopfern waren sechs Kinder, während Jahr 2018 kein Kind beim zu Fuß gehen Opfer eines tödlichen Unfalls wurde, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Unfalldaten des Innenministeriums zeigt.

Zudem war jedes zweite Todesopfer 75 Jahre oder älter. Allein in der Altersgruppe 75 plus nahm die Zahl der bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommenen Fußgänger um zwölf zu. „Unser Verkehrssystem nimmt ausgerechnet auf die Schwächsten, nämlich auf Kinder und auf ältere Menschen, viel zu wenig Rücksicht. Österreich braucht rasch Maßnahmen für eine kindgerechte und seniorengerechte Verkehrsplanung“, betont VCÖ-Sprecher Christian Gratzer. „Unser Verkehrssystem muss fehlertoleranter werden. Ein Fehler darf nicht mit schwersten oder gar tödlichen Verletzungen bestraft werden.“

Vor allem im Ortsgebiet ist der Handlungsbedarf groß: Sieben von zehn tödlichen Fußgängerunfällen ereigneten sich im Ortsgebiet. Wirksame Maßnahmen für mehr Fußgängersicherheit sind mehr Verkehrsberuhigung, insbesondere in Wohngebieten, die verstärkte Umsetzung von Begegnungszonen und Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet. Tempo 50 soll im Ortsgebiet nur dort erlaubt sein, wo es aus Sicht der Verkehrssicherheit zulässig ist.

„Niedrigeres Tempo des Kfz-Verkehrs bedeutet, dass Autos und Lkw entweder rechtzeitig stehen bleiben können, falls ein Kind oder auch eine ältere Person plötzlich die Straße betritt oder der Zusammenstoß mit geringerer Geschwindigkeit passiert. Das Risiko schwerer Verletzung nimmt mit dem Tempo exponentiell zu“, erklärt VCÖ-Sprecher Gratzer. Bei 27 tödlichen Fußgängerunfällen gab es laut BMI Fremdverschulden. Jeder dritte dieser Unfälle wurde von Lkw oder Klein-Lkw verursacht, sechs von zehn von Pkw und einer von einem Moped. Auch die Reduktion des Liefer- und Zustellverkehrs erhöht die Verkehrssicherheit.

Wichtig sind im Ortsgebiet zudem übersichtliche Straßenübergänge, damit Kinder, die die Straße überqueren möchten, von Autofahrern rechtzeitig gesehen werden können. Für ältere Menschen sind bei Fußgänger-Ampeln längere Grünphasen und kürzere Rotphasen sehr wichtig.

In den Regionen braucht es sichere Gehwege zwischen Siedlungen und dem nächstgelegenen Ortsgebiet. Auch im Vorjahr verloren Menschen ihr Leben, weil sie aufgrund fehlender Gehwege am Straßenrand gehen mussten.

Im Bundesländer-Vergleich gab es im Vorjahr in Oberösterreich die meisten tödlichen Fußgängerunfälle (15 Todesopfer), in Niederösterreich kamen zehn Fußgängerinnen und Fußgänger im Straßenverkehr ums Leben, in Kärnten und der Steiermark jeweils acht.

VCÖ: Jeder 2. tödlich verunglückte Fußgänger war 74 Jahre oder älter
(bei Verkehrsunfällen getötete Fußgänger in Österreich im Jahr 2019 (in Klammer 2018))

85 Jahre und älter: 14 Todesopfer (7 Todesopfer)

75 bis 84 Jahre: 19 Todesopfer (14)

65 bis 74 Jahre: 6 Todesopfer (4)

55 bis 64 Jahre: 5 Todesopfer (8)

45 bis 54 Jahre: 4 Todesopfer (3)

35 bis 44 Jahre: 3 Todesopfer (2)

25 bis 34 Jahre: 6 Todesopfer (3)

15 bis 24 Jahre: 5 Todesopfer (6)

0 bis 14 Jahre: 6 Todesopfer (0)

Quelle: BMI, VCÖ 2020

VCÖ: Die meisten tödlichen Fußgängerunfälle im Vorjahr in Oberösterreich
(Bei Verkehrsunfällen getötete Fußgänger im Jahr 2019, in Klammer Jahr 2018)

Oberösterreich: 15 (9)

Niederösterreich: 10 (11)

Kärnten: 8 (1)

Steiermark: 8 (6)

Wien: 7 (6)

Salzburg: 7 (5)

Tirol: 6 (5)

Vorarlberg: 4 (1)

Burgenland: 3 (2)

Österreich: 68 (47)

Quelle: BMI, VCÖ 2020

VCÖ: Sieben von zehn tödlichen Fußgängerunfällen im Ortsgebiet

Ortsgebiet: 47 Fußgängerinnen und Fußgänger tödlich verunglückt Freiland: 21 Fußgängerinnen und Fußgänger tödlich verunglückt

Quelle: BMI, VCÖ 2020

Bei Fremdverschulden jeder 3. tödliche Fußgängerunfall wegen Lkw oder Klein-Lkw
(Unfallgegner bei tödlichen Fußgängerunfällen mit Fremdverschulden)

Pkw verursachten 16 tödliche Fußgängerunfälle

Klein-Lkw (bis 3,5 Tonnen): 6

Lkw (über 3,5 Tonnen): 4

Moped: 1

Quelle: BMI, VCÖ 2020

 

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