In Österreich werden jeden Tag im Schnitt 300 Lenker mit Handy am Steuer erwischt – im Vorjahr erneut mehr Handy-Vergehen
Durch Handy am Steuer so schlechte Reaktion wie mit 0,8 Promille
VCÖ (Wien, 10. Mai 2019) – Im Vorjahr wurden in Österreich 115.470 Lenkerinnen und Lenker beim Handy-Telefonieren am Steuer erwischt, um 1.700 mehr als im Jahr 2017 und um fast 10.000 mehr als im Jahr 2016. Wer mit dem Handy am Ohr telefoniert, reagiert so schlecht wie ein Alko-Lenker mit 0,8 Promille, macht der VCÖ aufmerksam. Wer während des Lenkens ein SMS oder E-Mail schreibt, ist bis zu zwei Sekunden im Blindflug unterwegs, das Unfallrisiko steigt auf bis zu das 23-Fache. Der VCÖ fordert die Aufnahme von Handy am Steuer ins Vormerksystem.
Im Schnitt wurden im Vorjahr täglich mehr als 300 Lenkerinnen und Lenker beim verbotenen Handy-Telefonieren am Steuer erwischt, verdeutlicht der VCÖ. In Summe wurden laut BMI 115.470 Handy-Vergehen geahndet, was nur ein kleiner Bruchteil der tatsächlichen Vergehen ist. Laut Erhebung des KfV führen Österreichs Autofahrerinnen und Autofahrer täglich mehrere Hunderttausend Telefonate ohne Freisprecheinrichtung.
„Das Bewusstsein über die Gefahren von Handy-Telefonieren am Steuer ist in Österreich nach wie vor mangelhaft“, stellt VCÖ-Experte Markus Gansterer fest. Das liegt auch daran, dass die Strafhöhe mit 50 Euro in keinem Verhältnis zum Gefährdungspotenzial des Delikts steht. Wer mit dem Handy am Ohr telefoniert, reagiert so schlecht wie ein Alkolenker mit 0,8 Promille. Handy-Telefonierende Autofahrer reagieren etwa eine halbe Sekunde später.
Die konkreten Folgen verdeutlicht der VCÖ mit einem Beispiel: Läuft ein Kind 25 Meter vor einem Pkw, der 50 km/h fährt auf die Straße, kann ein aufmerksamer Lenker sein Auto gerade noch vor dem Kind zum Stillstand bringen. Ein Autofahrer, der eine halbe Sekunde verzögert reagiert, fährt das Kind mit einer Geschwindigkeit von rund 35 km/h nieder, was zu schwersten oder gar tödlichen Verletzungen führen kann. Wer beim Autolenken am Handy tippt oder im Internet surft, ist bis zu zwei Sekunden im Blindflug unterwegs.
Andere Staaten in Europa ahnden Handy-Vergehen rigoroser und schützen damit stärker die Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer vor der Gefährdung durch Handy-Lenker. In Italien beträgt die Mindeststrafe 165 Euro, in Spanien und Dänemark ist sie mit 200 Euro viermal so hoch wie in Österreich und in den Niederlanden mit 240 Euro fast fünfmal so hoch.
In einigen Ländern ist Handy am Steuer ein Delikt im Punkteführerschein. Beispielsweise in Großbritannien, wie nun auch der ehemalige Fußballstar David Beckham zu spüren bekam. Nachdem er bereits wegen Schnellfahren Strafpunkte hatte und danach während des Autolenkens beim Tippen am Smartphone erwischt wurde, muss er nun für sechs Monate seinen Führerschein abgeben. Dass in Großbritannien das Bewusstsein über die Gefahren der Ablenkung groß ist, zeigt auch die Reaktion seines Anwalts, der laut Medienberichten klar feststellte: „Es gibt keine Entschuldigung für das, was passiert ist.“
Die meisten Handy-Vergehen wurden im Vorjahr in Wien mit 24.732 und Niederösterreich mit 24.504 geahndet. In der Steiermark wurden 18.874 erwischt, im vergleichbar großen Oberösterreich wurden nur 13.377 Handy-Lenker erwischt. Österreichweit wurden rund vier Mal so viele Handy-Vergehen wie Alkohol am Steuer (28.067) geahndet, in Salzburg sogar rund fünf Mal so viele.
VCÖ: Seit dem Jahr 2010 mehr als eine Million Handy-Vergehen geahndet (Anzahl Strafen in Österreich wegen Handy am Steuer)
Jahr 2018: 115.470 Vergehen gegen Handy-Verbot am Steuer Jahr 2017: 113.770
Jahr 2016: 105.859
Jahr 2015: 109.028
Jahr 2014: 130.621
Jahr 2013: 137.554
Jahr 2012: 148.594
Jahr 2011: 149.081
Jahr 2010: 128.221
Summe: 1.128.198
Quelle: BMI, VCÖ 2019
VCÖ: In Wien und Niederösterreich wurde fast die Hälfte der Handy-Vergehen geahndet (Anzahl Strafen wegen Handy am Steuer im Jahr 2018, in Klammer Jahr 2017)
Wien: 24.732 (25.328)
Niederösterreich: 24.504 (22.932)
Steiermark: 18.874 (19.598)
Oberösterreich: 13.377 (12.391)
Tirol: 10.615 (10.063)
Kärnten: 7.788 (8.463)
Salzburg: 8.051 (7.959 )
Burgenland: 4.028 (3.316)
Vorarlberg: 3.501 (3.720)
Österreich:115.470 ( 113.770)
Quelle: BMI, VCÖ 2019