Mit Auto gefahrene Kilometer sind in Österreich seit 1990 um 50 Prozent gestiegen
Klimaziel nur mit Reduktion des Autoverkehrs erreichbar
VCÖ (Wien, 16. Mai 2019) – Eine EU-weite Studie stellt Österreich ein schlechtes Klimazeugnis aus. Am Weg zum Klimaziel liegt Österreich derzeit im EU-Vergleich nur an 19. Stelle. Größtes Sorgenkind beim Klimaschutz ist in Österreich der Verkehr. Im Vorjahr sind die CO2-Emissionen des Verkehrs statt zu sinken zum vierten Mal in Folge gestiegen. Seit dem Jahr 1990 haben die mit dem Auto gefahrenen Kilometer um rund 50 Prozent auf 83 Milliarden im Vorjahr zugenommen, wie eine VCÖ-Analyse auf Basis von Daten des Umweltbundesamts zeigt. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen zur Verlagerung vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel und den Radverkehr.
Eine neue Studie im Auftrag der European Climate Foundation zeigt, dass Österreich im EU-Vergleich besonders weit von seinen Klimazielen entfernt ist. Österreich befindet sich derzeit nur an 19. Stelle.
Österreichs größter Problembereich beim Klimaschutz ist der Verkehr. Zwar hat in den vergangenen Jahren der Öffentliche Verkehr deutlich zugelegt, der Autoverkehr ist aber noch stärker gestiegen. Der VCÖ weist darauf hin, dass im Vorjahr bereits 83 Milliarden Personenkilometer mit dem Auto gefahren wurden, um rund 50 Prozent mehr als im Jahr 1990. Während im Zeitraum 2008 bis 2012 der Autoverkehr in Österreich stagnierte, gab es in den letzten Jahren eine massive Zunahme, wie eine VCÖ-Analyse auf Basis von Daten des Umweltbundesamts zeigt. Im Vorjahr wurden um rund neun Milliarden Kilometer mehr mit dem Auto gefahren als im Jahr 2012.
„Die Energiewende weg von Diesel und Benzin hin zu E-Mobilität ist wichtig, reicht aber nicht aus um die Klimaziele zu erreichen. Es braucht eine Verkehrswende, also eine Veränderung des Mobilitätsverhaltens", stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest. Die Klimabilanz der Verkehrsmittel zeigt dies sehr deutlich: E-Pkw verursachen zwar um rund 55 Prozent weniger CO2 als Diesel- und Benzin-Pkw, aber noch immer fast doppelt so viel CO2 wie der Bus und sechseinhalb mal so viel CO2 wie die Bahn. Die absoluten Klimachampions sind Gehen und Radfahren. Und das Potenzial zur Verlagerung von Autofahrten auf Gehen und Radfahren ist in Österreich groß: Jede zehnte Autofahrt ist in Gehdistanz, jede zweite Autofahrt in Radfahrdistanz.
"Erster Schritt um das Klimaziel zu erreichen ist, aufhören das Falsche zu tun", betont VCÖ-Expertin Rasmussen. Zur Zunahme des Autoverkehrs trägt unter anderem die Zersiedelung bei. Jede neue Siedlung außerhalb des Ortskerns, jedes Fachmarktzentrum auf der grünen Wiese führt dazu, dass mehr mit dem Auto gefahren wird. Eine verkehrssparende Raumordnung verringert den Verkehrsaufwand und die Abhängigkeit vom Auto.
Zu mehr Verkehr führt auch der Ausbau der Straßen. Wenn eine Autobahn von zwei auf drei Fahrbahnen verbreitet wird, nimmt die Kapazität um 50 Prozent zu, verdeutlicht der VCÖ. „Die Infrastrukturpolitik ist der zentrale Hebel für die Erreichung der Klimaziele. Wenn wir wollen, dass die Menschen in Österreich mehr Wege klimaverträglich mit Bahn, Bus, Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegen, dann sind genau diese Infrastrukturen stärker als geplant auszubauen“, stellt VCÖ-Expertin Rasmussen fest.
VCÖ: Autoverkehr hat in Österreich zuletzt stark zugenommen (Personenkilometer mit dem Pkw in Österreich):
Jahr 2018: rund 83 Milliarden Personenkilometer
Jahr 2017: 81,8 Mrd. Pkm
Jahr 2016: 80,4 Mrd. Pkm
Jahr 2015: 78,3 Mrd. Pkm
Jahr 2014: 76,6 Mrd. Pkm
Jahr 2013: 74,8 Mrd. Pkm
Jahr 2012: 74,1 Mrd. Pkm
Jahr 2011: 74,4 Mrd. Pkm
Jahr 2010: 73,5 Mrd. Pkm
Jahr 2009: 72,7 Mrd. Pkm
Jahr 2008: 73,3 Mrd. Pkm
Jahr 2007: 72,0 Mrd. Pkm
Jahr 2006: 70,9 Mrd. Pkm
Jahr 2005: 70,6 Mrd. Pkm
Jahr 2000: 66,7 Mrd. Pkm
Jahr 1990: 55,7 Mrd. Pkm
Quelle: Umweltbundesamt, VCÖ 2019