VCÖ: Im EU-Vergleich ist Strafhöhe bei Handy am Steuer in Österreich niedrig

VCÖ: Strafe erhöhen und Handy am Steuer ins Vormerksystem aufnehmen

VCÖ (Wien, 8. Mai 2018) – Obwohl die Benützung des Handys während des Autolenkens zu schweren Unfällen führen kann, beträgt in Österreich die Strafe lediglich 50 Euro. Der VCÖ weist darauf hin, dass Österreich im EU-Vergleich bei der Strafhöhe für Handy am Steuer im Schlussfeld liegt. Im Unterschied zu anderen EU-Staaten ist zudem Handy am Steuer in Österreich kein Vormerkdelikt. Der VCÖ spricht sich für die Aufnahme von Handy am Steuer ins Vormerksystem und für eine Anhebung der Strafhöhe aus.

„Die Unterschiede bei den Strafhöhen bei Handy am Steuer sind in Europa sehr groß. Österreich zählt zu jenen Staaten, wo dieses gefährliche Vergehen besonders gering bestraft wird“, stellt VCÖ-Experte Markus Gansterer fest. In Österreich sind bei einem Organmandat 50 Euro zu zahlen, bei einer Anzeige 72 Euro. Zum Vergleich: In Italien ist die Strafhöhe mit mindestens 160 Euro dreimal so hoch, in Spanien mit mindestens 200,- Euro viermal so hoch und in Estland kann Handy am Steuer bis zu 400,- Euro kosten.

Zudem ist Handy am Steuer in zahlreichen EU-Staaten, wie beispielsweise in Deutschland, Frankreich, Italien oder Spanien ein Delikt im Punkteführerschein, in Österreich hingegen ist es kein Vormerkdelikt, informiert der VCÖ. Für Führerschein-Neulinge ist Handy am Steuer auch in Österreich bereits ein Nachschuldelikt, nun sollte im Interesse der Verkehrssicherheit der nächste Schritt folgen.  „So wie Alkohol am Steuer oder das Missachten einer roten Ampel oder Stopptafel ein Vormerkdelikt in Österreich sind, sollte auch Handy am Steuer ins Vormerksystem aufgenommen werden. Das Vormerksystem ermöglicht gezielte Bewusstseinsarbeit“, betont VCÖ-Experte Gansterer. Wer das erste Mal erwischt wird, erhält eine Verwarnung, beim zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren eine Nachschulung und der Beobachtungszeitraum verlängert sich um ein Jahr. Wird ein drittes Delikt begangen, kommt es zur „roten Karte“ und zum Entzug des Führerscheins

Der VCÖ weist darauf hin, dass die Folgen von Handy am Steuer auf die Reaktionsfähigkeit mit Alkohol am Steuer vergleichbar ist. Wer beim Autofahren mit dem Handy telefoniert, reagiert so schlecht und langsam wie ein Alko-Lenker mit 0,8 Promille. Wer eine Nachricht während des Autolenkens schreibt, hat eine um rund zwei Sekunden verlängerte Reaktionszeit und ist regelrecht im Blindflug unterwegs.

„Zwei Sekunden klingen wenig, können aber im Straßenverkehr über Leben oder Tod entscheiden“, verdeutlicht VCÖ-Experte Gansterer die Folgen. Wer im Ortsgebiet 50 km/h fährt und das Auto aufmerksam lenkt, hat auf trockener Fahrbahn einen Anhalteweg (Reaktionsweg plus Bremsweg) von 20 bis 25 Meter. Ein Kind, das 30 Meter vor dem Auto die Straße betritt, würde unverletzt bleiben. Wer zwei Sekunden zu spät reagiert, würde das Kind mit vollem Tempo anfahren, schwerste oder gar tödliche Verletzungen wären die Folge.

Bei einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitut IFES gab ein Drittel an, während des Autolenkens das Handy zu nutzen. Jede und jeder Zehnte macht das sehr häufig. Fast 40 Prozent sagen, dass sie bereits während der Fahrt Fotos oder Videos gemacht haben, bei den unter 30-jährigen ist es mehr als die Hälfte.

 

VCÖ: In Österreich Strafe für Handy am Steuer vergleichsweise niedrig

(Strafhöhe für Handy am Steuer)

Estland: bis 400,- Euro

Großbritannien: ab 230,- Euro

Niederlande: 230,- Euro

Spanien: ab 200,- Euro

Dänemark: 200,- Euro

Italien: ab 160,- Euro

Schweden: 160,- Euro

Norwegen: 140,- Euro

Frankreich: ab 135,- Euro

Portugal: ab 120,- Euro

Slowenien: 120,- Euro

Belgien: ab 110,- Euro

Finnland: 100,- Euro

Griechenland: 100,- Euro

Ungarn: bis 95,- Euro

Rumänien: ab 90,- Euro

Schweiz: 90,- Euro

Litauen: ab 85,- Euro

Zypern: 85,- Euro

Luxemburg: 75,- Euro

Kroatien: ab 65,- Euro

Irland: ab 60,- Euro

Deutschland: 60,- Euro

Tschechien: ab 55,- Euro

Polen: ab 50,- Euro

Slowakei: ab 50,- Euro

Österreich: ab 50,- Euro

Bulgarien: ab 25,- Euro

Malta: ab 25,- Euro

Lettland: 15,- Euro

Quelle: Adac, VCÖ 2018

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