VCÖ: Autobahnnetz seit 2000 deutlich größer geworden, Schienen-Netz ist geschrumpft

VCÖ: Infrastrukturpolitik endlich in Einklang mit Klimazielen bringen

VCÖ (Wien, 2. Juli 2021) – Das Autobahnnetz ist seit dem Jahr 2000 um über 300 Kilometer auf rund 2.250 Kilometer ausgebaut worden, das Schienen-Netz ist im gleichen Zeitraum um 535 Kilometer geschrumpft, macht der VCÖ aufmerksam. Zudem ist das Autobahnnetz auch deutlich breiter geworden, die Abschnitten mit drei oder mehr Spuren haben sich auf knapp über 400 Kilometer vervierfacht. Angesichts der sich massiv verschärfenden Klimakrise ist es aus ökologischen und ökonomischen Gründen nötig, die Infrastrukturpolitik rasch in Einklang mit den Klimazielen zu bringen, fordert der VCÖ.

Österreichs hochrangiges Straßennetz ist in den vergangenen 20 Jahren deutlich länger und auch breiter geworden, macht der VCÖ aufmerksam. Im Jahr 2000 durchzogen 1.930 Kilometer Autobahnen und Schnellstraßen Österreich, heute sind es bereits rund 2.250 Kilometer. Zusätzlich gibt es in Österreich rund 124.000 Landes- und Gemeindestraßen. Zum Vergleich: Das Schienennetz ist heute mit 5.615 Kilometern um 535 Kilometer kleiner als im Jahr 2000. Die Autobahnen haben auch ziemlich an Breite zugelegt. Die Abschnitte mit drei oder mehr Spuren in eine Richtung haben sich seit dem Jahr 2000 auf knapp mehr als 400 Kilometer vervierfacht, informiert der VCÖ.

„Wer Straßen ausbaut, erntet mehr Verkehr. Sowohl der Lkw-Verkehr als auch der Pkw-Verkehr haben in Österreich massiv zugenommen. Das muss sich in Zukunft ändern. Denn die Klimaziele sind nur mit weniger Kfz-Verkehr erreichbar“, erinnert VCÖ-Experte Michael Schwendinger und betont: „Viele geplante Autobahnprojekte stammen aus der Zeit vor dem UN-Klimaabkommen von Paris. Gerade in diesen Wochen erleben wir, wie sich die Klimakrise verschärft. Umso wichtiger ist es, die geplanten Projekte einem Klimacheck zu unterziehen und die Interessen der Kinder von heute und morgen stärker zu berücksichtigen.“

Beim Ausbau gab es in den vergangenen 20 Jahren große regionale Unterschiede. In Vorarlberg, Tirol und Salzburg ist das hochrangige Straßennetz in den vergangenen 20 Jahren um rund 15 Kilometer (plus 3 Prozent) auf 458 Kilometer gewachsen. In der Steiermark und Kärnten um rund 50 Kilometer (plus 8 Prozent) auf 727 Kilometer. In Oberösterreich nahm das Autobahn- und Schnellstraßennetz um rund ein Fünftel auf 321 Kilometer zu, im Burgenland um rund ein Drittel auf 142 Kilometer, in Wien ebenso um rund ein Drittel auf 55 Kilometer und in Niederösterreich um mehr als ein Drittel auf 554 Kilometer.

Auch aus ökonomischen Gründen ist es wichtig, die Infrastrukturpolitik rasch in Einklang mit den Klimazielen zu bringen. Der Rechnungshof hat in einem vor kurzem veröffentlichten Bericht festgestellt, dass Österreich bei Verfehlen der Klimaziele Kosten von rund neun Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 drohen. „Was heute gebaut wird, hat viele Jahrzehnte Bestand. Die Bundesregierung und alle Bundesländer haben Verkehrs- und Klimaschutzziele beschlossen, die für die Zukunft einen deutlich höheren Anteil der klimaverträglichen Mobilität und eine Reduktion des Anteils des Autoverkehrs beinhalten. An diesen Zielen hat sich der Infrastrukturausbau zu orientieren“, betont VCÖ-Experte Schwendinger.

Der massive Straßenausbau führt zudem zur verstärkten Bodenversiegelung, die wiederum die Folgen der Klimakrise massiv verschärft. An heißen Tagen führen die Asphaltflächen zu Hitze-Stau, bei Starkregen kann das Wasser nicht in den Boden versickern, weist der VCÖ auf einen weiteren Aspekt hin. Wie groß die Schäden schon heute sind, hat die Österreichische Hagelversicherung in den vergangenen Tagen vorgerechnet. "Die Klimakrise schadet uns allen. Es ist wichtig, dass alle Akteurinnen und Akteure an einen Strang ziehen, denn diese größte ökologische, ökonomische und soziale Herausforderung können wir nur gemeinsam meistern", stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest.

 

Zurück zur Übersicht