VCÖ-Fachkonferenz: Urbaner Gütertransport muss stärkeren Beitrag zum Klimaschutz leisten

VCÖ: Mikro-Hubs, Cargo-Bikes, Paketboxen verstärkt einsetzen - emissionsfreie Zonen nach niederländischem Vorbild umsetzen

Ein Mann fährt auf einem Transportrad mit Anhänger. Rad und Anhänger sind mit mehreren Kisten beladen.

VCÖ (Wien, 23. Februar 2023) – Der Gütertransport in den Städten kann einen deutlich stärkeren Beitrag  zum Klimaschutz leisten, so ein Ergebnis der heutigen VCÖ-Fachkonferenz. In Hamburg beispielsweise werden bereits Maßnahmen umgesetzt, um die CO2-Emissionen des Lieferverkehrs bis zum Jahr 2030 um 40 Prozent zu reduzieren. In den Niederlanden haben bereits 28 Städte beschlossen, dass im Jahr 2025 der Lieferverkehr im Zentrum zur Gänze emissionsfrei erfolgen muss. Und auch Pilotprojekte in Österreich zeigen, dass eine klimaverträglichere Zustellung bereits heute möglich ist. Der VCÖ fordert die raschere Umsetzung von urbanen Logistik-Konzepten mit Mikro-Hubs, Paketboxen und dem verstärkten Einsatz von Transport-Fahrrädern.

Die Belastungen durch den urbanen Gütertransport haben in den vergangenen Jahren zugenommen, vor allem der Boom im Online-Handel hat zu mehr Lieferverkehr geführt. Allein in Wien hat sich die Zahl der Paketlieferungen seit dem Jahr 2015 auf rund 130 Millionen mehr als verdoppelt. „Die Folge sind mehr Abgase, mehr CO2-Ausstoß, mehr Lärm und ein erhöhtes Unfallrisiko. Der urbane Gütertransport muss einen stärkeren Beitrag zum Klimaschutz leisten und erfolgreiche Praxisbeispiele zeigen, dass das auch möglich ist“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

Hamburg zählt zu den Vorreitern bei urbaner Güterlogistik mit klaren Zielsetzungen und Umsetzungsstrategien. Bis zum Jahr 2030 möchte Hamburg die CO2-Emissionen durch die Kurier-, Express- und Paketlieferungen (KEP) um 40 Prozent gegenüber dem Jahr 2017 reduzieren. Der Anteil der mit Kfz zugestellten KEP-Lieferungen soll auf 45 Prozent verringert werden, 90 Prozent davon sollen mit emissionsfreien Kfz erfolgen. Zudem sollen 25 Prozent der KEP-Sendungen mittels alternativer Transportmittel, wie Cargo-Bikes durchgeführt werden und mindestens 30 Prozent der Paketlieferungen bei Paketstationen abgeholt werden.  „Wir wollen Hamburgs Rolle als Modellregion für urbane Logistiklösungen weiter ausbauen und damit einen aktiven Beitrag zu einer klimafreundlichen City-Logistik leisten“, erklärte Lisa Marie Vaca Guerra von der Logistik-Initiative Hamburg bei der VCÖ-Fachkonferenz.

Aber nicht nur im Paketbereich ist das Potenzial zur Verringerung des CO2-Ausstoßes und der gesundheitsschädlichen Abgase groß. So sind Elektro-Lkw schon heute für Lieferungen in Ballungsräumen geeignet, wie eine Machbarkeitsstudie des Fraunhofer Instituts für REWE in Deutschland gezeigt hat. Dabei wurde die Belieferung ausgehend von zwei Depots zu 543 Filialen in Berlin und dem Berliner Umland untersucht. Ergebnis: Die technische Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit der Belieferung durch E-Lkw ist bereits  jetzt bei 40 Prozent der Fahrten und 33 Prozent der Transportleistung möglich. „Die aktuell verfügbaren und angekündigten Reichweiten von E-Lkw sind bereits heute ausreichend, um einen Großteil der städtischen Touren und einen nennenswerten Anteil im Regional- und Langstrecken-Verkehr zu elektrifizieren. Wir sollten keinesfalls auf andere Technologie-Optionen wie Wasserstoff, Biokraftstoffe oder eFuels warten“, betonte Studienautor Steffen Link von Fraunhofer ISI.

Auch die Niederlande ist ein Vorreiter bei klimaverträglicher City-Logistik. Über 300 Mikro-Hubs gibt es bereits und die Zahl wird noch stark steigen. Denn 28 Städte haben bereits emissionsfreie Zonen für City-Logistik ab dem Jahr 2025 beschlossen. In diesen Zonen darf nur mit Cargo-Bikes und Elektro-Kfz zu gestellt werden, erklärte der niederländische Logistik-Experte Remco Hoogma bei der VCÖ-Fachkonferenz.

Aber auch in Österreich gibt es schon einige Good-Practice Beispiele. So stellt der Samariterbund in Wien bereits 50 Prozent der „Essen auf Rädern“ Zustellungen mit Transport-Fahrrädern zu und vermeidet dadurch 25.000 Kilogramm CO2-Emissionen pro Jahr. In Graz wurde mit GrazLog ein kooperativer City-Hub als Drehscheibe für Bündelung und Transport geschaffen, betonte der Logistik Experte des AIT (Austrian Institute of Technology) Martin Reinthaler. Und die Wiener Lokalbahnen haben das Projekt WienBox umgesetzt. „Es ist wichtig, den Menschen bewusst zu machen, was sie persönlich durch kleine Veränderungen in ihrem Alltag bewirken können“, stellte Nadine Adensam von den Wiener Lokalbahnen fest.

„Das Konzept der Mikro-Hubs und der verstärkte Einsatz von Transport-Fahrrädern ist auch für Österreichs Städte geeignet und sollte rasch zum Standard werden. Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise  drängt die  Zeit und es braucht bei der Umsetzung mehr Tempo“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger abschließend fest.

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