VCÖ: Kerosin wurde im 1. Halbjahr mit über 60 Millionen Euro steuerlich begünstigt

VCÖ: Flugverkehr verursachte rund 330.000 Tonnen CO2 – Klimakrise nur mit weniger Flugverkehr bewältigbar

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VCÖ (Wien, 17. August 2021) – 107.000 Tonnen Kerosin wurden im 1. Halbjahr in Österreich getankt. Trotz der Klimaschädlichkeit des Flugverkehrs ist der Flugtreibstoff Kerosin im Unterschied zu Benzin, Diesel und Heizöl von der Mineralölsteuer befreit. Allein in Österreich betrug die Steuerbegünstigung im 1. Halbjahr rund 64 Millionen Euro, macht der VCÖ aufmerksam. Der Flugverkehr verursachte im 1. Halbjahr rund 330.000 Tonnen CO2. Der VCÖ fordert die rasche Einführung einer Kerosinsteuer auf EU-Ebene und den verstärkten Ausbau grenzüberschreitender Bahnverbindungen in Europa.

Flugzeuge verursachen laut Umweltbundesamt pro Personenkilometer fast doppelt so viele Treibhausgase wie ein durchschnittlicher Pkw mit Verbrennungsmotor, viermal so viele wie Elektro-Autos, acht Mal so viele wie Reisebusse und 31 Mal so viele Emissionen wie die Bahn in Österreich, macht der VCÖ aufmerksam. Ein besonders schlechte CO2-Bilanz weisen Inlandflüge auf, die pro Personenkilometer sogar 76 Mal so hohe Emissionen wie die Bahn verursachen. Trotz der großen Klimaschädlichkeit ist der Flugtreibstoff Kerosin von der Mineralölsteuer befreit.

Wird die Mineralölsteuer für Eurosuper als Basis genommen, wurde der Flugverkehr im Halbjahr 2021 allein in Österreich mit rund 64 Millionen Euro steuerlich begünstigt, informiert der VCÖ. Seit dem Jahr 2010 summiert sich die Steuerbegünstigung auf bereits rund 4.600 Millionen Euro.

Covid-19 bedingt gab es im 1. Halbjahr 2021 in Österreich weniger Flugverkehr als im 1. Halbjahr 2020. Aber allein im 1. Halbjahr wurden durch das in Österreich getankte Kerosin rund 330.000 Tonnen Treibhausgase verursacht. Seit dem Jahr 2010 verursachte der Flugverkehr durch das in Österreich verkaufte Kerosin rund 24 Millionen Tonnen Treibhausgase, macht der VCÖ aufmerksam.

„Die Steuerbegünstigung von Kerosin ist völlig antiquiert, geht auf das Jahr 1944 zurück. Klimaschädliche Verkehrsmittel steuerlich zu begünstigen können wir uns in Zeiten der sich verschärfenden Klimakrise nicht mehr leisten. Deshalb ist auf EU-Ebene so rasch wie möglich die Kerosinsteuer einzuführen und auch das zweite Steuerprivileg, die Mehrwertsteuerbefreiung von Flugtickets, ist zu streichen“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

Der vergangene Woche veröffentlichte IPCC-Bericht verdeutlicht, dass nicht mehr viel Zeit bleibt, um die Treibhausgas-Emissionen stark zu senken. Die Klimakrise kann nur bewältigt werden, wenn künftig weniger geflogen wird als vor Covid-19. Videokonferenzen können auch künftig die Zahl der Geschäftsflüge reduzieren. „Darüber hinaus müssen Kurzstreckenflüge viel stärker als bisher auf die Bahn verlagert werden. Deshalb braucht es in Europa mehr und schnellere grenzüberschreitende Bahnverbindungen“, betont VCÖ-Experte Schwendinger.

 

VCÖ: Seit dem Jahr 2010 wurde Kerosin mit rund 4,6 Milliarden Euro steuerlich begünstigt (Steuerbegünstigung von Kerosin in Österreich – Basis Mineralölsteuer von Eurosuper)

1. Halbjahr 2021: 64 Millionen Euro

Jahr 2020: 191 Millionen Euro

Jahr 2019: 566 Millionen Euro

Jahr 2018: 494 Millionen Euro

Jahr 2017: 440 Millionen Euro

Jahr 2016: 455 Millionen Euro

Jahr 2015: 418 Millionen Euro

Jahr 2014: 389 Millionen Euro

Jahr 2013: 390 Millionen Euro

Jahr 2012: 408 Millionen Euro

Jahr 2011: 420 Millionen Euro

Jahr 2010: 368 Millionen Euro

Quelle: BMNT, BMK, VCÖ 2021

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