VCÖ / MARKET: Zwei Drittel von Österreichs Bevölkerung haben Nahversorgung in fußläufiger Distanz

VCÖ: Ortskerne und Nahversorgung stärken, Zersiedelung stoppen

VCÖ (Wien, 3. November 2022) – Innerhalb von zehn Minuten erreichen zwei Drittel von Österreichs Bevölkerung zu Fuß ein Lebensmittelgeschäft, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstitut MARKET zeigt. In Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnerinnen und Einwohner sind es aber nur 44 Prozent. Mangelnde Nahversorgung führt zu mehr Autoverkehr. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen, um Ortskerne und Nahversorgung zu stärken und Zersiedelung zu stoppen.

38 Prozent von Österreichs Bevölkerung können zu Fuß innerhalb von fünf Minuten ein Lebensmittelgeschäft erreichen, weitere 26 Prozent innerhalb von zehn Minuten, wie eine vom VCÖ beauftragte repräsentative Umfrage von MARKET zeigt. Je nach Wohnortgröße sind aber die Unterschiede sehr groß. Während in Österreichs Landeshauptstädten inklusive Wien 85 Prozent der Bevölkerung ein Lebensmittelgeschäft innerhalb von zehn Minuten erreichen, sind es in Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnerinnen und Einwohner nur 44 Prozent. Weitere 14 Prozent der Bevölkerung von kleineren Orten können innerhalb von 20 Minuten ein Lebensmittelgeschäft zu Fuß erreichen.

„Gemeinden und Städte, die gute und sichere Bedingungen zum Gehen und Radfahren schaffen, ermöglichen es ihrer Bevölkerung Einkäufe autofrei zu erledigen und stärken gleichzeitig die Nahversorgung. Denn wer zu Fuß oder mit dem Fahrrad einkauft, bleibt im Ort und stärkt damit die lokale Wirtschaft“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

Fehlt es an einer gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbaren Nahversorgung, werden Einkäufe fast ausschließlich mit dem Auto gemacht. Das kommt in der Energie- und Klimakrise den privaten Haushalten, aber auch der Gesellschaft insgesamt sowie der Umwelt teuer. In Orten, wo die Bevölkerungszahl unter 5.000 liegt, nutzen 79 Prozent sehr oft das Auto zum Einkaufen, in den Landeshauptstädten sind es hingegen nur 35 Prozent. Und während nur 31 Prozent der Bevölkerung der kleineren Orte Einkäufe oft zu Fuß erledigen, sind es in den Landeshauptstädten mit 73 Prozent mehr als doppelt so viele, so ein weiteres Ergebnis der Umfrage von MARKET.

Ein Drittel der Bevölkerung der kleineren Gemeinden sagt, dass sie viele Autofahrten vermeiden könnten, wenn es eine bessere Nahversorgung in Geh- oder Radfahrdistanz gäbe. „Klimaverträgliche Mobilität benötigt sowohl das entsprechende Mobilitätsangebot, als auch Versorgungssicherheit durch eine entsprechende Nahversorgung“, erklärt VCÖ-Experte Schwendinger. „Zersiedelung, die in den vergangenen Jahrzehnten extrem zugenommen hat, schwächt aber beides und führt dadurch wiederum zu verstärkter Autoabhängigkeit. Ein Teufelskreis, der aber durchbrochen werden kann, durch einen Stopp der Zersiedelung und durch die Stärkung der Ortskerne.“

Ortskerne können durch die Schaffung von zentrumsnahen Wohnraum, die Förderung von Nahversorgung und auch durch verstärkte Verkehrsberuhigung belebt werden.

Repräsentative Umfrage, durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut MARKET, Bevölkerung in Österreich ab 16 Jahren, n = 1.000. Kombination von telefonischer CATI-Erhebung mit Online-Interviews. Befragung im September 2022. Schwankungsbreite +/- 3,16 %

VCÖ: Zwei Drittel erreichen binnen zehn Minuten zu Fuß das nächste Lebensmittelgeschäft ("In welcher Zeit erreichen Sie von zu Hause zu Fuß das nächstgelegene Lebensmittelgeschäft?" Österreich, in Klammer Bevölkerung in Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnende)

Binnen 5 Minuten: 38 Prozent (20 Prozent)

Binnen 10 Minuten: 64 Prozent (44 Prozent)

Binnen 20 Minuten: 76 Prozent (58 Prozent)

Binnen 30 Minuten: 82 Prozent  (69 Prozent)

Quelle: MARKET, VCÖ 2022

VCÖ: Am häufigsten werden Einkäufe mit dem Auto oder zu Fuß gemacht ("Welche Verkehrsmittel nutzen Sie für Weg zu Lebensmittelgeschäft häufig?", Österreich, in Klammer Bevölkerung in Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnende)

Auto: 61 Prozent (79 Prozent)

Gehen: 49 Prozent (31 Prozent)

Fahrrad: 18 Prozent (19 Prozent)

Öffentlicher Verkehr: 7 Prozent (2 Prozent)

Moped / Motorrad: 1 Prozent (1 Prozent)

Quelle: MARKET, VCÖ 2022

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VCÖ: Kinder und ältere Menschen sind Spitzenreiter beim zu Fuß gehen

VCÖ (Wien, 15. Februar 2024) – Gehen ist die gesündeste, umweltfreundlichste und kostengünstigste Form der Mobilität, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ. Im Land Salzburg wird jeder 5. Alltagsweg zu Fuß zurückgelegt. Am höchsten ist der Anteil der zu Fuß gegangenen Wege bei Kindern sowie Seniorinnen und Senioren, macht der VCÖ aufmerksam. Regional betrachtet wird in der Landeshauptstadt Salzburg mehr gegangen als in den Bezirken, wo wiederum Pongau der Spitzenreiter ist. Gemeinden und Städte können durch ihre Verkehrs- und Ortsplanung es der Bevölkerung erleichtern, Alltagswege zu Fuß zurückzulegen, stellt der VCÖ fest.

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Foto: Sarah Duit