VCÖ: Österreich bei den E-Pkw Neuzulassungen nicht mehr im europäischen Spitzenfeld

VCÖ: Energiewende im Verkehr geht in Österreich zu langsam voran

Foto: E-Auto, welches gerade geladen wird, vor einem Feld mit Windrädern

VCÖ (Wien, 27. Jänner 2021) – Der Anteil der E-Pkw nimmt in Europa deutlich zu. Österreich ist aber dabei nicht mehr im Spitzenfeld, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. EU-Champion sind die Niederlande mit rund 14 Prozent. An der europäischen Spitze liegt Norwegen mit 54 Prozent, vor Island mit 25 Prozent. Österreich hatte im Vorjahr mit etwas mehr als sechs Prozent den neunhöchsten E-Pkw Anteil. Der VCÖ betont, dass die Energiewende im Verkehr zu beschleunigen ist. Steuerbegünstigungen für Diesel und für Firmenwagen mit Verbrennungsmotor bremsen die E-Mobilität.

Der Anteil der E-Pkw nimmt in Europa deutlich zu, im Vorjahr wurden mehr als 700.000 Autos, die ausschließlich mit Strom fahren, neuzugelassen. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Staaten sind enorm groß, wie ein aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Während in Zypern, Griechenland und Polen weniger als ein Prozent der Neuwagen Elektroautos sind, fahren in Norwegen bereits 54 Prozent der Neuwagen nur mit Strom. Am zweithöchsten ist der Anteil in Island mit 25 Prozent, vor dem EU-Spitzenreiter Niederlande mit rund 14 Prozent. Es folgen dahinter die Schweiz, Schweden, Dänemark, Deutschland und Großbritannien. Österreich liegt mit 6,4 Prozent nicht mehr im Spitzenfeld, sondern mit Frankreich ex aequo an 9. Stelle, berichtet der VCÖ.

„Um die Klimaziele im Verkehr erreichen zu können, braucht es neben der Verringerung des Verkehrsaufwands und der Verlagerung auf öffentliche Verkehrsmittel, Radfahren und Gehen auch die Umstellung der Autoflotte auf emissionsfreie Antriebe. Im Vergleich zu anderen Staaten geht die Energiewende im Verkehr in Österreich zu langsam voran“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest.

An mangelnden Förderungen für E-Pkw liegt es nicht. In Österreich gibt es eine Kaufprämie, E-Autos sind komplett von der Normverbrauchsabgabe und motorbezogener Versicherungssteuer befreit  und für die private Nutzung von E-Firmenwagen fällt kein Sachbezug an. Da zwei Drittel der neuen Pkw auf Firmen und andere juristische Personen zugelassen werden, ist auch der mögliche Vorsteuerabzug bei E-Pkw eine starke Unterstützung.

„Österreich kann von den Spitzenreitern lernen, dass Förderungen und Steuerbegünstigungen alleine die E-Pkw nicht zum Durchbruch bringen. Es braucht auch Maßnahmen bei den Verbrenner-Pkw“, erklärt VCÖ-Expertin Rasmussen. Rückenwind für E-Pkw geben Umweltzonen, klare Zielsetzungen für den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor und höhere Zulassungssteuern für Neuwagen mit hohem Spritverbrauch.

Norwegen und die Niederlande haben sich zum Ziel gesetzt, dass ab dem Jahr 2025 bzw. Jahr 2030 keine neuen Pkw mit Verbrennungsmotor mehr auf den Markt kommen. „Da Neuwagen mehr als zehn Jahre in Betrieb sind, ist es wichtig und richtig, bei den Neuwagen frühzeitig mit dem Ausstieg aus Benzin und Diesel zu beginnen“, betont VCÖ-Expertin Rasmussen.

In den Niederlanden steigt die Zulassungssteuer für Pkw mit Diesel und Benzin mit jedem Gramm CO2, der Anstieg ist stärker ab 80 Gramm CO2 und besonders stark ab 160 Gramm CO2 pro Kilometer. Zudem ist in den Niederlanden die Mineralölsteuer höher, ein Liter Eurosuper kostet mit 1,63 Euro um rund 50 Cent mehr als in Österreich, ein Liter Diesel um 22 Cent mehr. Auch in Norwegen sind die Spritpreise und die Zulassungssteuer für Diesel und Benzin-Pkw hoch. Der VCÖ betont, dass die von der Bundesregierung beschlossene NoVA-Reform in die richtige Richtung geht, jedoch erst im Juli in Kraft tritt.

Bei Österreichs Nachbarn Schweiz wirkt sich positiv auf die E-Mobilität aus, dass Diesel nicht steuerlich begünstigt wird. Mit umgerechnet 1,48 Euro kostet Diesel in der Schweiz mehr als Eurosuper (umgerechnet 1,40 Euro). Die Schweiz hat genauso wie Deutschland die Besteuerung von Diesel und Benzin mit 1. Jänner erhöht. In Österreich wurde zuletzt vor zehn Jahren, am 1. Jänner 2011, die Mineralölsteuer erhöht.

In der Gesamtbilanz, also inklusive Fahrzeug- und Batterieherstellung, sind laut Umweltbundesamt in Österreich die CO2-Emissionen von E-Pkw im Schnitt um 55 Prozent niedriger als von Benzin- und Diesel-Pkw. Wird Ökostrom getankt, sind die Emissionen mit rund 58 Gramm pro Fahrzeugkilometer sogar um rund 77 Prozent niedriger. Zudem stoßen E-Pkw beim Fahren keine gesundheitsschädlichen Abgase aus.

Innerhalb Österreich hatte Vorarlberg im Vorjahr mit 8,1 Prozent den höchsten Anteil an E-Pkw bei den Neuzulassungen und Wien Innere Stadt war mit 14,6 Prozent Österreichs Bezirk mit dem höchsten E-Pkw Anteil.

VCÖ: Österreich bei den E-Pkw Neuzulassungen nicht mehr im europäischen Spitzenfeld (Anteil Batterie-Elektrische Pkw an den Neuzulassungen im Jahr 2020 – in Klammer Anzahl -  *Daten Jänner bis November 2020)

Norwegen: 54,3 Prozent (76.804 E-Pkw)

Island*: 25,1 Prozent (2.154 E-Pkw)

Niederlande*: 13,7 Prozent  (43.127 E-Pkw)

Schweiz: 8,2 Prozent (19.504 E-Pkw)

Schweden*: 8,1 Prozent (20.841 E-Pkw)

Dänemark: 7,1 Prozent (14.200 E-Pkw)

Deutschland: 6,7 Prozent (194.163 E-Pkw )

Großbritannien: 6,6 Prozent (108.205 E-Pkw)

Österreich: 6,4 Prozent (15.972 E-Pkw)

Frankreich: 6,4 Prozent (110.916 E-Pkw)

Portugal*: 5,0 (3.603 E-Pkw)

Luxemburg*: 4,8 Prozent (2.004 E-Pkw)

Irland: 4,5 Prozent (3.959 E-Pkw)

Finnland*: 3,5 Prozent (3.107 E-Pkw)

Slowenien*: 2,8 Prozent (1.418 E-Pkw)

Belgien*: 2,9 Prozent (11.835 E-Pkw)

Italien: 2,3 Prozent  (32.538 E-Pkw)

Spanien: 2,0 Prozent (20.156 E-Pkw)

Lettland*: 2,0 Prozent  (255 E-Pkw)

Ungarn*: 1,9 Prozent  (2.195 E-Pkw)

Rumänien*: 1,9 Prozent  (2.070 E-Pkw)

Estland*: 1,5 Prozent (262 E-Pkw)

Kroatien*: 1,1 Prozent  (367 E-Pkw)

Tschechien*: 1,1 Prozent  (2.068 E-Pkw)

Bulgarien*: 1,2 Prozent (258 E-Pkw)

Litauen*: 1,1 Prozent (389  E-Pkw)

Slowakei*: 1,0 Prozent (689 E-Pkw)

Polen*: 0,7 Prozent (2.718 E-Pkw)

Griechenland*: 0,6 Prozent (472 E-Pkw)

Zypern*: 0,4 Prozent (37 E-Pkw)

Quelle: EAFO, VCÖ 2021

 

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