VCÖ: Österreich zählt im EU-Vergleich zu den Spritpreis-Diskontern

VCÖ: Im Vergleich zu September 2012 ist Sprit in Österreich um 45 Cent billiger

Grafik: Zapfhahn auf weißen Hintergrund, aus welchem ein Tropfen Treibstoff tropft

VCÖ (Wien, 2. Oktober 2020) – Die Spritpreise in Österreich liegen deutlich unter dem EU-Schnitt, nur in sechs osteuropäischen EU-Staaten ist Eurosuper billiger als in Österreich, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der EU-Kommission zeigt. Im Vergleich zum September 2012 sind die Spritpreise um rund 45 Cent pro Liter billiger. Von niedrigen Spritpreisen profitieren wohlhabende Haushalte besonders stark. Die reichsten zehn Prozent der Haushalte tanken siebenmal so viel Kraftstoff wie die zehn Prozent der Haushalte mit dem niedrigsten Einkommen. Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise ist die ökosoziale Steuerreform rasch vorzuziehen, betont der VCÖ.

Im EU-Vergleich liegt Österreich bei den Spritpreisen im Schlussfeld. Bereits in 20 EU-Staaten kostet ein Liter Eurosuper mehr als hierzulande, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der EU-Kommission zeigt. In den Niederlanden kostet ein Liter Eurosuper um 50 Cent mehr als in Österreich, in Italien um 33 Cent, in Deutschland um 22 Cent und im EU-Schnitt um 20 Cent. Billiger ist Eurosuper nur mehr in Staaten mit niedrigerem Einkommensniveau wie beispielsweise Rumänien, Bulgarien, Polen oder Ungarn. Auch Diesel ist in Österreich billiger als im EU-Schnitt. In der Schweiz kostet Diesel übrigens mehr als Eurosuper, weil beim Verbrennen von einem Liter Diesel mehr CO2 verursacht wird als beim Verbrennen von einem Liter Eurosuper.

Der billige Sprit kommt Österreich sehr teuer. Laut Studie des Landes Tirols nehmen mehrere hundertausend Lkw pro Jahr einen Umweg über Österreich, um Kosten zu sparen und ihre Tanks mit billigem Diesel voll zu füllen. „Leidtragende dieses Umwegtransits sind neben der Umwelt die Anrainerinnen und Anrainer sowie die Autofahrenden auf den Transitrouten“, macht VCÖ-Experte Michael Schwendinger aufmerksam. Auch der Durchbruch der E-Mobilität wird durch billige Spritpreise behindert, weshalb sich zuletzt auch VW-Chef Herbert Diess für eine höhere CO2-Bepreisung und ein Ende der Steuerbegünstigung von Diesel aussprach.

Im Vergleich zum Höchstpreis im September 2012 kostet in Österreich ein Liter Eurosuper derzeit mit 1,06 Euro um 48 Cent weniger, ein Liter Diesel ist derzeit um 45 Cent billiger als vor acht Jahren, macht der VCÖ aufmerksam. Dass von niedrigen Spritpreisen in erster Linie Haushalte mit geringem Einkommen profitieren, ist ein Mythos. Im Gegenteil, eine jüngst veröffentlichte Studie von Greenpeace zeigt, dass die zehn Prozent Haushalte mit dem höchsten Einkommen sieben Mal so viel Sprit tanken wie die zehn Prozent mit dem niedrigsten Einkommen.

„Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise und der steigenden Arbeitslosigkeit ist die ökosoziale Steuerreform rasch vorzuziehen. Das, was unserer Gesellschaft schadet, nämlich der CO2-Ausstoß, ist deutlich höher zu bepreisen, während das, was wir wollen, nämlich Arbeitsplätze und klimaverträgliches Verhalten, niedriger zu besteuern ist“, sieht VCÖ-Experte Schwendinger die Bundesregierung gefordert.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass steigende Spritpreise zu Verhaltensveränderungen führen. Mehr Personen steigen auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad um, es werden mehr Fahrgemeinschaften gebildet und beim Autofahren achten mehr Personen auf einen spritsparenden Fahrstil. „Damit wird nicht nur CO2 vermieden, es werden auch Kosten eingespart. 1.000 Kilometer pro Jahr weniger Auto fahren, reduziert allein die Spritkosten um 70 bis 80 Euro. Mit einem spritsparenden Fahrstil können pro 10.000 Kilometer weitere rund 100 bis 150 Euro pro Jahr eingespart werden“, so VCÖ-Experte Schwendinger.

VCÖ: Österreich bei Spritpreisen in der EU im Schlussfeld (Preis für 1 Liter Eurosuper, in Klammer 1 Liter Diesel )

  1. Niederlande: 1,561 Euro (1,159 Euro)
  2. Dänemark: 1,471 Euro (1,140 Euro)
  3. Finnland: 1,435 Euro (1,195 Euro)
  4. Griechenland: 1,423 Euro (1,134 Euro)
  5. Italien: 1,390 Euro (1,265 Euro)
  6. Portugal: 1,382 Euro (1,198 Euro)
  7. Schweden: 1,344 Euro (1,304 Euro)
  8. Malta: 1,340 Euro (1,210 Euro)
  9. Frankreich: 1,329 Euro (1,115 Euro)
  10. Belgien: 1,317 Euro (1,244 Euro)
  11. Deutschland: 1,284 Euro (1,040 Euro)
  12. Estland: 1,253 Euro (0,997 Euro)
  13. Irland: 1,247 Euro (1,144 Euro)
  14. Kroatien: 1,221 Euro (1,115 Euro)
  15. Spanien: 1,163 Euro (1,030 Euro)
  16. Slowakei: 1,145 Euro (1,002 Euro)
  17. Lettland: 1,135 Euro (1,016 Euro)
  18. Luxemburg: 1,099 Euro (0,919 Euro)
  19. Litauen: 1,081 Euro (0,955 Euro)
  20. Zypern: 1,080 Euro (1,097 Euro)
  21. ÖSTERREICH: 1,063 Euro (1,009 Euro)
  22. Ungarn: 1,028 Euro (0,997 Euro)
  23. Tschechien: 1,018 Euro (0,996 Euro)
  24. Sowenien: 1,003 Euro (1,002 Euro)
  25. Polen: 0,986 Euro (0,965 Euro)
  26. Rumänien: 0,909 Euro (0,882 Euro)
  27. Bulgarien: 0,893 Euro (0,861 Euro)

EU27-Schnitt: 1,267 Euro (1,102 Euro)

Quelle: EU-Kommission, VCÖ 2020

Schweiz: 1,312 Euro (1,386 Euro)

Großbritannien: 1,252 Euro (1.306 Euro)

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