VCÖ: Über den Brenner fahren dreimal so viele Lkw wie über alle Schweizer Alpenpässe zusammen

VCÖ: Neben Slot-System braucht es zusätzliche Maßnahmen gegen Lkw-Transit

Autobahn, auf welcher sehr viele Autos und Lkws zu sehen sind

VCÖ (Wien, 21. April 2023) – Über den Brenner nahm der Lkw-Verkehr im Vorjahr auf ein neues Allzeithoch zu, während über die Schweizer Alpenpässe die Lkw-Belastung abnahm, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ aufmerksam. Laut aktuellen Daten der Schweiz rollten 790.000 Sattelzüge über alle Schweizer Alpenübergänge, über den Brenner waren es mit 2,48 Millionen dreimal so viele. Neben dem von den drei Landeshauptmännern Tirols, Südtirols und Bayerns kürzlich vorgeschlagenen Slot-System braucht es weitere Maßnahmen in Österreich und auf EU-Ebene, um die Lkw-Belastung zu reduzieren, betont der VCÖ.

Im Vorjahr rollten so viele Last- und Sattelzüge wie noch nie über den Brenner: Mit 2,48 Millionen waren es um rund 10.000 mehr als vor der Pandemie im Jahr 2019 und sogar um 550.000 mehr als im Jahr 2015, macht der VCÖ aufmerksam. Anders die Entwicklung in der Schweiz, wie aktuelle Daten zeigen. Demnach fuhren im Vorjahr insgesamt 790.000 Last- und Sattelzüge über die vier Schweizer Alpenübergänge, um 1.000 weniger als im Jahr 2021 und sogar um über 100.000 weniger als im Jahr 2015, informiert der VCÖ.

„Am Brenner fuhren im Vorjahr fast viermal so viele große Lkw wie am Gotthard, dem am stärksten befahrenen Schweizer Alpenübergang und dreimal so viele wie über alle vier Schweizer Alpenübergänge zusammen. Im Interesse der Gesundheit der Bevölkerung braucht es rasch verstärkte Maßnahmen, um die Lkw-Belastung zu verringern“, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger.

Das von den Landeshauptleuten von Tirol, Südtirol und Bayern vorgeschlagene Slot-System wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Darüber hinaus sind sowohl auf EU-Ebene als auch in Österreich weitere Schritte zu setzen. Auch, weil Österreich zusätzlich zum Nord-Süd-Transit unter der steigenden Belastung durch den West-Ost-Transit leidet, erinnert der VCÖ. Bei der Reduktion der Lkw-Belastung können sich sowohl die EU als auch Österreich die Schweiz zum Vorbild nehmen.

„Mehr Kostenwahrheit für den Lkw-Transport ist, wie auch die Schweiz zeigt, zentral, um Lkw-Lawinen zu bremsen, ebenso wie der verstärkte Ausbau des Schienennetzes. Es ist unverständlich, dass es angesichts der sich verschärfenden Klimakrise in der EU nach wie vor keine Mindestmaut für Lkw gibt“, stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest. In der Schweiz wird zudem im Unterschied zu Österreich und vielen anderen EU-Staaten Diesel nicht steuerlich begünstigt.

Ebenso braucht es verstärkte Kontrollen, damit alle Lkw sowohl die arbeitsrechtlichen und technischen Vorschriften als auch das Tempolimit einhalten. In diesem Bereich sind auch Österreich und die Bundesländer gefordert mehr zu tun. Wie wichtig Kontrollen sind, zeigen die Daten aus dem Jahr 2022: Es gab in Österreich inklusive Busverkehr insgesamt 86.421 Anzeigen und Organstrafverfügungen wegen Nichteinhaltung der gesetzlichen Lenk- und Ruhezeitvorgaben und 80.272 Verstöße wegen technischer Fahrzeugmängel.

„Um den Gütertransit verstärkt auf die Schiene zu bringen, braucht es zudem mehr europäisches statt nationales Denken auf EU-Ebene“, betont VCÖ-Experte Schwendinger. So müssen Lokführer im grenzüberschreitenden Verkehr für jeden durchfahrenden Mitgliedstaat Kenntnisse in der jeweiligen Sprache haben, was sowohl im Lkw- als auch im Flugverkehr undenkbar wäre. Verschiedene Zugsicherungssysteme machen wiederum den Wechsel der Lokomotive nötig, was Zeit und Geld kostet.

Einen Einfluss auf die Entwicklung des Güterverkehrs hat auch das Konsumverhalten. Langlebige Produkte statt Wegwerfware, Reparieren statt Wegwerfen und regionale Produkte leisten einen Beitrag zur Reduktion des Transits.

VCÖ: Über Brenner nimmt Zahl der schweren Lkw zu, in der Schweiz geht sie zurück (Anzahl Sattel- und Lastzüge über den Brenner, in Klammer über die 4 Schweizer Alpenübergänge (Gotthard, San Bernardino, Simplon, Gr. St. Bernhard))

Jahr 2022: 2,48 Millionen (0,790 Millionen)
Jahr 2021: 2,45 Millionen (0,791 Millionen)
Jahr 2020: 2,31 Millionen (0,77 Millionen)
Jahr 2019: 2,47 Millionen (0,81 Millionen)
Jahr 2018: 2,42 Millionen (0,85 Millionen)
Jahr 2017: 2,26 Millionen (0,86 Millionen)
Jahr 2016: 2,09 Millionen (0,88 Millionen)
Jahr 2015: 1,93 Millionen (0,90 Millionen)
Jahr 2014: 1,86 Millionen (0,94 Millionen)
Jahr 2013: 1,76 Millionen (0,94 Millionen)
Jahr 2012: 1,97 Millionen (1,03 Millionen)
Jahr 2011: 1,89 Millionen (1,08 Millionen)
Jahr 2010: 1,85 Millionen (1,07 Millionen)

Quelle: BAV, VCÖ 2023

Zurück zur Übersicht

VCÖ: Wienerinnen und Wiener legen jeden 3. Alltagsweg zu Fuß zurück

VCÖ (Wien, 19. April 2024) – Nicht nur beim Vienna City Marathon auch in der Mobilität der Wiener Bevölkerung spielen die Beine eine zentrale Rolle: Die Wienerinnen und Wiener legen 32 Prozent ihrer Alltagswege zu Fuß zurück. Das ist der höchste Anteil im Bundesland- und Landeshauptstadt-Vergleich, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ aufmerksam. Wo es Verbesserungen für Fußgängerinnen und Fußgänger braucht, erhebt der VCÖ nun gemeinsam mit der Bevölkerung. In einer Online-Karte können Bürgerinnen und Bürger eintragen, wo es Problemstellen, wie beispielsweise zu schmale Gehsteige oder gefährliche Übergänge gibt.

Mehr dazu
Foto: Sarah Duit

VCÖ begrüßt Beschluss des EU-Parlaments für niedrigere CO2-Werte für Lkw

VCÖ (Wien, 11. April 2024) – Der VCÖ begrüßt den gestrigen Beschluss des EU-Parlaments für niedrigere CO2-Standards für neue Lkw. Der CO2-Ausstoß neuer Lkw muss ab dem Jahr 2030 um 45 Prozent niedriger sein als im Jahr 2019, ab dem Jahr 2035 um 65 Prozent und ab dem Jahr 2040 um 90 Prozent niedriger. Damit einher geht auch ein starker Rückgang der gesundheitsschädlichen Stickoxid- und Feinstaub-Emissionen. Gerade für die Anrainerinnen und Anrainer entlang der Transitrouten ist es wichtig, dass EU-weit mehr emissionsfreie Lkw statt Diesel-Lkw auf die Straßen kommen, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ.

Mehr dazu
Foto: Sarah Duit