VCÖ zu Feinstaubbilanz 2019: Erstmals alle Messstationen deutlich unter Grenzwert, aber 34 Messstellen über WHO-Zielwert
Luftqualität durch mehr Öffis, Radverkehr und emissionsfreie Lieferdienste verbessern
VCÖ (Wien, 2. Jänner 2020) – In den vergangenen 15 Jahren ist die Feinstaubbelastung dank zahlreicher Maßnahmen kontinuierlich zurückgegangen. Dass im Vorjahr bei allen Messstellen der Grenzwert deutlich unterschritten wurde, lag aber auch an der sehr günstigen Wetterlage. Der VCÖ weist darauf hin, dass bei 34 Messstellen in acht Bundesländern der Zielwert der WHO überschritten wurde. Durch die Erhöhung des Anteils von Öffis, Radverkehr und Gehen sowie mehr emissionsfreie Lieferdienste ist die Luftqualität weiter zu verbessern, betont der VCÖ.
Graz war auch im Vorjahr Österreichs Stadt mit der höchsten Feinstaubbelastung, weist der VCÖ auf die vorläufige Feinstaubbilanz des Umweltbundesamts hin. An 16 Tagen wurden an zwei Messstellen – Don Bosco und Graz Süd – eine zu hohe Feinstaubbelastung gemessen. Der Grenzwert erlaubt maximal 25 Tage mit einer Tagesbelastung von mehr als 50 Mikrogramm PM10 Feinstaub pro Kubikmeter Luft. Zum Vergleich: Im Jahr 2001 war in Graz an 158 Tagen zu viel Feinstaub in der Luft. Am zweithöchsten war im Vorjahr die Belastung in Linz mit 12 Überschreitungen. In Wien wurde an acht Tagen eine zu hohe Feinstaubbelastung gemessen.
Die günstige Wetterlage hat im Vorjahr wesentlich zur positiven Bilanz beigetragen. Es gab weniger Inversionswetterlagen, in den Wintermonaten war das Wettergeschehen nicht von kalter Luft aus dem Osten, sondern vor allem von Nord- und Nordwestwetterlagen bestimmt. „Noch immer gelangen durch Verbrennungsprozesse viele gesundheitsschädliche Schadstoffe in die Luft. Aus Gesundheitssicht sind die Zielwerte der Weltgesundheitsorganisation der Maßstab. Und diesen Zielwert haben im Vorjahr insgesamt 34 Messstellen in allen Bundesländern außer Vorarlberg überschritten“, stellt VCÖ-Experte Markus Gansterer aufmerksam. Der Zielwert der WHO liegt bei höchstens drei Tagen mit zu hoher Feinstaubbelastung
Jede Reduktion der Schadstoffemissionen hat eine positive Wirkung auf die Gesundheit. Durch die Abgase von Kfz gelangt auch der besonders schädliche Ultra-Feinstaub in die Luft. Je kleiner die Partikel, umso gefährlicher sind diese, weil sie in den Blutkreislauf und in die Lungenbläschen eindringen können.
Deshalb ist es besonders für Ballungsräume wichtig, die Belastung durch den Verkehr weiter zu reduzieren, betont der VCÖ. Zustelldienste in der Stadt sind verstärkt von schmutzigen Diesel-Fahrzeugen auf Elektro-Transporter und Cargo-Bikes umzustellen. Der Autopendelverkehr ist mit mehr Bahn- und Busverbindungen sowie mit Radschnellwegen vom Umland in die Stadt zu verringern.
VCÖ: Feinstaubbelastung im Vorjahr deutlich unter Grenzwert - aber über Zielwert der WHO
(Anzahl Tage im Jahr 2019 mit Tagesfeinstaubbelastung von über 50 Mikrogramm PM10 pro Kubikmeter Luft; Grenzwert Immissionsschutzgesetz Luft: 25 Tage; Zielwert der Weltgesundheitsorganisation WHO: 3 Tage)
Graz Don Bosco: 16 Tage
Graz Süd: 16 Tage
Linz Römerberg B139: 12 Tage
Linz Stadtpark, Noßbergstraße: 10 Tage
Graz Ost: 9 Tage
Wien Stadlau: 8 Tage
Lienz Amlacherkreuzung: 7 Tage
Oberschützen: 7 Tage
Weiz: 7 Tage
Wien Floridsdorf: 7 Tage
Wien Taborstraße: 7 Tage
Gänserndorf: 6 Tage
Stockerau: 6 Tage
Wien A23 / Wehlistraße: 6 Tage
Wien AKH / Gürtel: 6 Tage
Wien Gaudenzdorf / Gürtel: 6 Tage
Wien Kendlerstraße: 6 Tage
Wien Laaer Berg: 6 Tage
Illmitz am Neusiedler See: 5 Tage
Kittsee: 5 Tage
Mistelbach: 5 Tage
Schwechat: 5 Tage
Salzburg Rudolfsplatz: 5 Tage
Wien Belgradplatz: 5 Tage
Wien Kaiser-Ebersdorf: 5 Tage
Klagenfurt Völkermarkter Straße: 4 Tage
Biedermannsdorf: 4 Tage
Klosterneuburg B14: 4 Tage
Mannswörth bei Schwechat: 4 Tage
Pillersdorf bei Retz: 4 Tage
Wiener Neudorf: 4 Tage
Ziersdorf: 4 Tage
Hallein A10: 4 Tage
Wien Liesing: 4 Tage
Quelle: Umweltbundesamt, VCÖ 2020