VCÖ-Magazin 2020-01 Städte müssen Vorreiter bei Klimaneutralität sein

Die autodominierte Stadt hat ausgedient. In immer mehr europäischen Städten werden bisher von privaten Kfz besetzte Plätze den Menschen als Raum zurückgegeben. In Bern werden die Pkw-Parkplätze um 8.500 reduziert.

PDF als Download

Für die Mobilitätswende sind die Ausgangsbedingungen in Städten gut

Urbane Ballungsräume sind der Lebensraum der Zukunft. Auch in Österreich zählen der Wiener Zentralraum, St. Pölten, Linz, Wels, Salzburg, der Raum Graz, das dicht besiedelte Inntal und ebenso das Rheintal zu den Regionen mit dem stärksten Bevölkerungszuwachs. Für die Mobilitätswende sind die Ausgangsbedingungen in Städten gut. Die hohe Bevölkerungsdichte bietet viel Potenzial für effiziente Verkehrslösungen, etwa den Öffentlichen Verkehr, Sharing und individuelle Mobilitätsdienstleistungen. Kompakte Siedlungsstrukturen ermöglichen kurze Wege für aktive Mobilität. Die autodominierte Stadt hat ausgedient. International zeigen immer mehr Städte, wie zukunftsorientierte Verkehrsplanung und Stadtentwicklung aussieht, die urbane Lebensqualität erhöht wird und gleichzeitig die notwendige Dekarbonisierung vorangetrieben wird. Kfz-Privilegien werden zunehmend in Frage gestellt und vielerorts zugunsten von mehr öffentlichem Raum für Menschen statt Maschinen abgebaut. Oslo hat in der Innenstadt bereits mehr als 700 Pkw-Parkplätze in öffentlich nutzbaren Raum umgestaltet und zahlreiche Tempo-30-Zonen umgesetzt. Dadurch wurde nicht nur der Anteil aktiver Mobilität erhöht, sondern die Zahl der Verkehrsopfer im Jahr 2019 auf eins reduziert. Rotterdam möchte im Jahr 2020 rund 3.000 Pkw-Abstellplätze umnutzen und Autos durch Senkung der Tarife für Parkgaragen aus dem kostbaren öffentlichen Raum entfernen. Amsterdam will bis zum Jahr 2025 mehr als 11.000 Pkw-Abstellplätze für eine vielfältigere Nutzung öffnen. Ebenso Bern, wo die Hälfte der 17.000 innerstädtischen Pkw-Parkplätze umgewandelt werden soll.

Die Stadt als Sharing-Modell

Fläche ist in Städten ein knappes Gut, auf dem sich unterschiedliche Nutzungsinteressen vereinen. Die Stadt ist somit notwendigerweise ein Sharing-Modell. Die vielen Good-Practice-Beispiele zeigen, wie Raum für aktive Mobilität, Bewegung, sozialen Austausch und auch Begrünung frei werden kann. Die Straße wird von der Kfz-Fläche zum Aufenthaltsraum oder, wie etwa in Wohnstraßen und Begegnungszonen, zum erweiterten Wohnzimmer. Der nächste Schritt wird sein, die praxiserprobten Erfolgsbeispiele zum gesetzlichen und planerischen Standard zu machen.

Aus der Praxis und Forschung

Stefan Bendiks
Radverkehr als Mittel der Transformation

Hanna Schwarz
Ich bau dir dein Schloss auf deinem Parkplatz

Tanja Tötzer Straßenraum in mikroklimatisch effektives Netzwerk verwandeln

Johanna Partin
CO2-Neutralität in Städten erfordert radikale Änderungen

Städte werden Orte der Begegnung

Superblocks: Mehr Platz für Grünes und Schönes

Schwammstadt: Mit Saugkraft gegen die Klimakrise

Immer mehr Städte setzen auf Vielfalt

Martin Reisigl - Sprache verrät uns viel über Normen

Klimaneutrale Mobilität braucht Energie von Ulla Rasmussen VCÖ-Verkehrspolitik

Willi Nowak
Blick zurück aus der Zukunft

Zurück zur Übersicht

VCÖ: Anteil der E-Transporter im urbanen Güterverkehr rascher erhöhen

VCÖ (Wien, 11. November 2025) – Der Gütertransport in den Städten nimmt zu, auch getrieben durch den massiv zunehmenden Onlinehandel. Das führt zu mehr Verkehr auf den Straßen und auch zu verstärkter Abgasbelastung. Denn der Anteil von abgasfreien Elektro-Lkw ist in Österreich nach wie vor gering. Nur drei Prozent der Klein-Lkw fahren abgasfrei mit Strom, bei den größeren Lkw ist der Anteil noch niedriger, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ aufmerksam. Nach der Abschaffung der NoVA für Diesel-Klein-Lkw ist zudem der Anteil der Elektro-Lkw bei den Neuzulassungen gesunken.  Die Mobilitätsorganisation VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen für eine Zero-Emission-Logistik in Österreichs Städten.

Mehr dazu

VCÖ kritisiert Verschieben des EU-Emissionshandels für Verkehr

VCÖ (Wien, 5. November 2025) - Die Einigung der Umweltministerinnen und Umweltminister der EU-Mitgliedsstaaten auf eine 90 prozentige Reduktion der Treibhausgase bis zum Jahr 2040 gegenüber dem Jahr 1990 wird durch einen faulen Kompromiss geschwächt. Fünf Prozentpunkte der Reduktion können demnach mit Zertifikaten aus dem Ausland mit fragwürdiger Wirkung erreicht werden. Die Mobilitätsorganisation VCÖ kritisiert zudem die Verschiebung des Emissionshandels für Verkehr und Gebäude (ETS2) um ein Jahr auf das Jahr 2028. Zuletzt verursachte der Straßenverkehr in der EU rund 750 Millionen Tonnen CO2, das ist rund elf Mal so viel wie Österreichs gesamte Treibhausgas-Emissionen.

Mehr dazu
Auspuff eines Autos, der sichtbar Schadstoffe ausstößt