Güterverkehr auf Klimakurs bringen

Angesichts der Klimakrise steht der Güterverkehr vor großen Herausforderungen. Der Güterverkehr hat in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen – vor allem auf der Straße. Damit verbunden sind hohe Umweltbelastungen und externe Kosten für die Gesellschaft. Um den Güterverkehr auf Klimakurs zu bringen, ist die Strategie vermeiden, verlagern, verbessern zu forcieren.
Die Treibhausgas-Emissionen des Straßenverkehrs haben seit dem Jahr 1990 stark zugenommen. Einen überdurchschnittlich hohen Zuwachs hat dabei der Straßengüterverkehr verzeichnet.

In den vergangenen Jahrzehnten sind die Wertschöpfungsprozesse in einer globalisierten Welt generell nicht nur immer arbeitsteiliger, sondern auch immer transportintensiver geworden. Österreich ist aufgrund seiner zentralen Lage eine Drehscheibe für Güterströme innerhalb Europas. Vier der europäischen TEN-V-Kernnetzkorridore verlaufen durch Österreich. Auf Europas Straßen wurde zuletzt mit rund 1.900 Milliarden Tonnenkilometern pro Jahr fast fünf Mal so viel transportiert wie mit der Bahn. Der Güterverkehr in der EU nimmt auf der Straße deutlich stärker zu als auf der Schiene und in Österreich stieg der Gütertransport im vergangenen Jahrzehnt stärker als im EU-Schnitt. Der Zuwachs auf der Straße war mit 21 Prozent fast doppelt so hoch wie auf der Schiene mit 12 Prozent.

Der stark steigende Lkw-Verkehr schlägt sich auch in Österreichs Klimabilanz nieder. Gegenüber dem Jahr 1990 haben sich die Treibhausgas-Emissionen des Straßengütertransports auf fast neun Millionen Tonnen im Jahr 2019 verdoppelt. Österreich muss bis zum Jahr 2030 seine CO2-Emissionen auf Basis des Jahres 2005 um 36 Prozent reduzieren. Dadurch, dass im Jahr 2019 in Österreich 21,7 Milliarden Tonnenkilometer auf der Schiene und nicht auf der Straße transportiert wurden, hat die Bahn über 1,8 Millionen Tonnen CO2 vermieden. Um den Güterverkehr auf Klimakurs zu bringen, braucht es eine umfassende Strategie mit den drei Säulen vermeiden - verlagern - verbessern.

Güterverkehr verursachergerecht besteuern

88 Prozent der Güter auf Lkw aus Österreich werden weniger als 150 Kilometer transportiert, was innerhalb der Reichweite von 200 bis 500 Kilometer moderner E-Lkw liegt.

Der Lkw-Verkehr trägt nur einen Teil seiner Kosten selber. Schäden durch Abgase und Lärm an Umwelt und Gesundheit, Unfallfolgekosten und Teile der verursachten Straßenschäden zahlen nicht die verursachenden Lkw, sondern die Allgemeinheit. In Summe betragen die vom Lkw-Verkehr in Österreich verursachten externen Kosten rund 1,7 Milliarden Euro pro Jahr. EU-weit machen die externen Kosten der Straßengütertransporte pro Jahr sogar 195 Milliarden Euro aus.

Für den Güterverkehr erfolgen Regulierungen – egal für welche Verkehrsträger – zu einem großen Teil direkt auf EU-Ebene. Eine Lkw- Bemautung kann sicherstellen, dass der Straßengüterverkehr für die Benützung der Infrastruktur und die dabei verursachten Schäden und Folgekosten des Verkehrs, etwa Umwelt- und Gesundheitskosten, verursachergerecht bezahlt. In der EU gibt es keine Verpflichtung, diese Kosten dem Straßengüterverkehr anzulasten, sondern nur die Ermächtigung für EU-Staaten, Mautsätze zur Abdeckung der Infrastrukturkosten und sehr niedrig gedeckelte Höchstsätze bei Lärm und Luftverschmutzung einzuheben. Die Vorschriften sind unzureichend, weil wesentliche Kosten, wie Unfallfolgekosten, Klimaschäden oder Zerschneidung der Landschaft unberücksichtigt bleiben.

Die VCÖ-Publikation „Güterverkehr auf Klimakurs bringen“ zeigt anhand von zahlreichen Grafiken und Daten welche Rahmenbedingungen und Maßnahmen es braucht, damit der Güterverkehr klimafitter werden kann und stellt zahlreiche Beispiele für innovativen Güterverkehr vor.

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VCÖ-Empfehlungen

Wettbewerbsverzerrung zwischen Straßengüterverkehr und Schienengüterverkehr in Österreich und der EU endlich reduzieren

  • Vermeiden - verlagern - verbessern: Das ist in dieser Reihenfolge die zentrale Strategie für mehr Nachhaltigkeit im Güterverkehr.

  • Kostenwahrheit und Verursacherprinzip sind zentrale Elemente eines ökologisch nachhaltigen Güterverkehrs. Es braucht die Einführung einer CO2-Bepreisung, die Abschaffung des Diesel-Privilegs und den Abbau von Sozialdumping im Straßengüterverkehr.

  • Erhöhung der Strafen und Sanktionen gegenüber Unternehmen, die arbeits- und sozialrechtliche Standards nicht einhalten.

  • Entsenderichtlinie in allen EU-Staaten durchsetzen und strenge, regelmäßige Kontrollen zwischen allen Behörden abstimmen.

  • Externe Kosten des Straßengüterverkehrs durch verpflichtende Mindest-Maut EU-weit verursachergerecht anlasten.

  • Technische und bürokratische Hürden für Bahntransporte innerhalb der EU abbauen.

  • Kapazitätsengpässe im europäischen Schienennetz durch Ausbau und langfristige Finanzierung von Bahninfrastruktur-Projekten reduzieren.

 

Das vierseitige VCÖ-Factsheet "Güterverkehr auf Klimakurs bringen" fasst die wichtigsten Inhalte dieser VCÖ-Publikation auf vier Seiten zusammen und bringt Empfehlungen, wie der Güterverkehr fairer und klimaverträglicher werden kann. >>> zum VCÖ-Factsheet