Klimafaktor Reisen

Öfter, weniger lange, weiter weg – so lässt sich das Reiseverhalten der letzten Jahre der Bevölkerung Österreichs und in Europa beschreiben. In Bezug auf die Klimaerhitzung sind das beunruhigende Entwicklungen, denn die verkehrsbedingten Emissionen im Tourismus stiegen bis Anfang 2020 stetig an.
Wenn die Klimaerhitzung unter zwei Grad bleiben soll, darf der Flugverkehr das Niveau vor der Covid-19-Pandemie nicht mehr erreichen.

Der Reiseverkehr hat in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen. Sowohl Flugreisen, als auch Kreuzschifffahrten erlebten bis zum Jahr 2019 einen regelrechten Boom. Der ökologische Fußabdruck der Reisen hat sich zunehmend verschlechtert. Um die Klimakrise erfolgreich bewältigen zu können, muss auch die Umweltbilanz des Reisens stark verbessert werden. Auch wenn zukünftige Entwicklungen immer mit einem Fragezeichen zu versehen sind, eine Aussage kann schon heute klar getroffen werden: Das Ziel, die globale Erderhitzung auf höchstens 1,5 Grad zu begrenzen, ist nur erreichbar, wenn Flugverkehr und Kreuzschifffahrt zukünftig nicht mehr auf das Niveau von vor der Covid-19-Pandemie ansteigen.

Reisen nimmt, zumindest für Teile der Gesellschaft, schon seit Jahrhunderten einen bedeutenden Stellenwert ein. Die Reisemuster haben sich über die Zeit global verbreitet und dabei stark ihre Erscheinungsformen verändert. Gleichzeitig bildeten sich hoch spezialisierte Zentren der Tourismuswirtschaft heraus, wie etwa Österreich.

Das Reiseverhalten befindet sich im steten Wandel und wird von gesellschaftlichen, technologischen, ökonomischen und ökologischen Entwicklungen beeinflusst. Bis zur Covid-19- Pandemie zu Beginn des Jahres 2020 war das Reiseverhalten in Anpassung an die zunehmende Ausdifferenzierung der Gesellschaft immer stärker geprägt von einer steigenden Anzahl an Motiven und Urlaubsformen, unter anderem mit den Attributen individueller, spontaner, billiger, bequemer, sicherer, exotischer, immer stärker erlebnisorientiert, vor allem aber häufiger und dafür kürzere Reisedauer.

Flüge verursachen über 90 Prozent der Treibhausgas-Emissionen einer Urlaubsreise, Autofahrten über 40 Prozent. Die Bahn ist die klimaverträglichste Form der Anreise.

Reisen auf Klimakurs bringen

Doch wie kann das Reisen auf Klimakurs kommen? Dieser Frage geht die VCÖ-Publikation „Klimafaktor Reisen“ auf den Grund. Welche Rahmenbedingungen und Maßnahmen braucht es, damit klimaverträglicheres Reisen mit Bahn und Fahrrad in Zukunft an Bedeutung gewinnt? Die zu geringe Besteuerung von Kerosin und fehlende Ticketabgaben sind ein Wettbewerbsvorteil des klimaschädlichen Flugverkehrs gegenüber Bahnreisen. Bei den grenzüberschreitenden Zugverbindungen gibt es in Europa noch großen Verbesserungsbedarf, damit das Angebot sowohl für Urlaubs- als auch für Dienstreisen attraktiv ist. Die VCÖ-Publikation „Klimafaktor Reisen“ stellt auch Beispiele von Tourismusregionen vor, die die Verkehrsbelastung mit Maßnahmen für eine nachhaltige Mobilität reduziert haben. Auch die Frage, wie die aufgrund des steigenden Klimaschutz-Bewusstseins wachsenden Potenziale für Radurlaubsreisen genutzt werden können, wird beleuchtet.

Klimaverträgliches Reisen und Covid-19-Pandemie

Die VCÖ-Publikation „Klimafaktor Reisen“ zeigt anhand von zahlreichen Grafiken und Daten welche Rahmenbedingungen und Maßnahmen es braucht, damit klimaverträglicheres Reisen mit Bahn und Fahrrad in Zukunft an Bedeutung gewinnt und stellt Beispiele von Tourismusregionen vor, die die Verkehrsbelastung mit Maßnahmen für eine nachhaltige Mobilität reduziert haben.

Zum PDF-Download dieser VCÖ-Publikation im Downloadbereich

Maßnahmen zur Förderung nachhaltigen Reisens

  • National / supranational: Kerosinsteuer einführen, Flugticketabgabe besonders für Kurzstrecken erhöhen, um die Emissionen aus dem Flugverkehr zu reduzieren.

  • Überregional: Anpassung von Streckennetzen, Fahrplänen und Waggonausstattung der Bahn an die touristische Nachfrage durch Direktverbindungen zwischen Quell- und Zielmärkten.

  • Regional: Zusammenarbeit zwischen Destinationen steigert die Attraktivität für Urlaubsreisende beispielsweise über gemeinsame Gästekarten inklusive kostenloser Nutzung des Öffentlichen Verkehrs und Informationen zu Veranstaltungen innerhalb der Region.

  • Lokal: Förderung von bedarfsorientierten öffentlich zugänglichen Verkehrsangeboten sowie aktiver Mobilität sowie Stärkung wichtiger Infrastrukturen wie Geschäfte, Restaurants und Tourismusattraktionen durch autofreie Ortskerne, Innenstädte und Einkaufsstraßen.

  • Information: Verkehrs- und Tourismusangebot vor Ort den Reisenden schon frühzeitig, ansprechend und übersichtlich kommunizieren, denn Mobilitätsentscheidungen fallen schon vor dem Reiseantritt. Mobile Technologien sollen die autofreie, multimodale Mobilität verstärkt einsetzen, einfach abfragbar und bekannt machen.

 

Das vierseitige VCÖ-Factsheet "Klimakrise nur mit wenig Flugverkehr zu bewältigen" fasst die wichtigsten Inhalte dieser VCÖ-Publikation zum Thema Flugverkehr auf vier Seiten zusammen und bringt Empfehlungen, wie der Flugverkehr auf ein ökologisch verträgliches Maß begrenzt werden kann. >>> zum VCÖ-Factsheet